Was ist eigentlich eine „Rückfangmethode“?

Von Ernst-Otto Pieper

 

Die Rückfangmethode dient der Abschätzung von Größen einer Population von Tieren oder anderen Individuen (Populationsdichte, Besiedlungsdichte, Individuendichte, Anzahl der Individuen einer Organismen-Art in einem bestimmten Raum, Besatz- /Bestandsdichte, beim Menschen Bevölkerungsdichte).

Diese Methode kann besonders bei „beweglichen“ Tieren, z.B. fliegenden, angewandt werden.

Hierzu ein Beispiel:

An einem Tag werden zufallsmäßig möglichst viele fliegende Individuen einer Schmetterlingsart gefangen, markiert und wieder freigelassen. Einige Tage später wird wieder eine Stichprobe gefangen und anhand des Anteils der darin markierten Schmetterlinge auf die Gesamtgröße geschlossen. Ergebnis-Beispiel: 50 Tiere markiert, später 50 gefangen, 10 davon waren markiert; (50·50):10 = 250 Tiere Gesamtgröße in der fliegenden Population. Durch Auswertung mehrerer späterer Fänge kann die Zuverlässigkeit des Ergebnisses verbessert werden.

Damit das Ergebnis nicht verfälscht wird, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:

Zwischen dem Anbringen der Markierungen und der Erhebung der letzten Stichprobe dürfen keine weiteren Individuen hinzukommen.

Die Markierungen dürfen in der Zwischenzeit nicht verloren gehen (auch nicht durch Abwanderung der Individuen).

Die Wahrscheinlichkeit, gefangen zu werden, muss für alle Individuen, ob mit oder ohne Markierung, gleich sein.

Die Rückfangmethode ist auch unter dem Namen „Capture-Recapture“, sowie „Lincoln-Index“ , „Petersen-Lincoln-Index“ oder „Lincoln-Petersen-Methode“ bekannt. Benannt nach dem dänischen Meeresbiologen Carl Georg Johannes Petersen (1860 bis 1928), der die Methode 1896 erstmals vorschlug und dem amerikanischen Ornithologen Frederick Charles Lincoln (1892 bis 1960), der die Methode 1930 beschrieb.