Beifußblättriges Traubenkraut

Ambrosia artemisiifolia L.

Von Ernst-Otto Pieper

 

Beifußblättriges Traubenkraut; Foto: E.-O. Pieper

Ordnung:    Asternartige (Asterales)
Familie:      Korbblütler  (Asteraceae)
Gattung:     Traubenkräuter (Ambrosia)
Art:            Beifußblättriges Traubenkraut

Auch:         Beifuß-Traubenkraut, Ambrosia, Beifuß-Ambrosie, Traubenkraut, Aufrechtes Traubenkraut, Wilder Hanf

                  engl.: Ragweed

 

Allergieauslöser:

  • Die Pollen des Traubenkrauts gehören zu den stärksten Allergie-Auslösern. Bereits ab sechs Pollen pro Kubikmeter Luft reagieren empfindliche Personen allergisch, ab elf Pollen je Kubikmeter wird von einer starken Belastung gesprochen (Vergleich: bei Gräserpollen wird ab 50 Pollen pro Kubikmeter von einer starken Belastung gesprochen). Die unbehandelte Allergie kann allergische Reaktionen der Augen und der Atemwege auslösen und im schlimmsten Fall sogar zu Asthma führen. Der späte Blütezeitpunkt der Ambrosia von Juli bis Oktober bedeutet eine zusätzliche Belastung der Pollenallergiker durch eine Verlängerung der Pollensaison, wenn die Gräserpollen nur noch in geringen Mengen fliegen.
  • Die Allerginität der Ambrosiapollen ist stärker als die von Gräsern.
  • Außerdem sind Kreuzreaktionen mit Goldrute, Sonnenblume, Kamille, Arnika und allen Blumen, die wie Margeriten oder Gänseblümchen aussehen, möglich. Eine Kreuzreaktion mit Pilzsporen ist auch nicht auszuschließen.
  • Der Genuss bestimmter Lebensmittel (Tomaten und Wassermelonen) soll die Beschwerden der Traubenkraut-Allergiker verstärken. Kamillenwasser ist zur Behandlung gereizter Augen nicht zu empfehlen, weil dagegen häufig eine Kreuzallergie besteht. Es gibt auch eine Annahme, dass die Milch von Ziegen, die sich mit Traubenkraut ernähren, antiallergene Stoffe enthält, die die Allergie eventuell bekämpfen könnten.

Kennzeichen:

  • Einjähriges Kraut
  • Wuchshöhe: 20 – 120 cm (bis 180 cm)
  • Wurzel: Pfahlwurzel
  • Stängel: rot angelaufen, besonders im oberen Teil behaart
  • Die Pflanze ist von der Basis stark verzweigt und buschartig
  • Blätter: beidseitig grün, dreieckig bis oval im Umriss, ein- bis zweifach fiederteilig mit grob gezähnten Abschnitten. Im unteren Teil sind die Blätter gegenständig, im oberen Teil wechselständig
  • Blüten: weibliche und männliche Blüten sind in getrennten Blütenständen, aber auf der gleichen Pflanze (einhäusig).
  • Die männlichen Blütenköpfe haben einen Durchmesser von 5 – 12 mm, die der weiblichen 4 – 5 mm; die Staubbeutel sind gelb; die Hüllblätter verwachsen und grün.
  • Die Blüten sind in aufrechten, ährenartigen, Trauben angeordnet. Die weiblichen Blüten befinden sich unterhalb der männlichen.
  • Pollen: bis 1 Milliarde Pollen pro Pflanze
  • Blütezeit: Juni bis Oktober
  • Früchte: sind mit 5 – 7 Stacheln versehenen, länger als 35 Jahre keimfähig; 3 000 bis 60 000 Samen pro Pflanze; reife Samen fallen ab September aus; keine Windverfrachtung
  • Kaltkeimer (keimt ab Mitte Februar), Lichtkeimer, benötigt freie Keimstellen

Vorkommen:

  • Die Art ist im N-O von Nordamerika heimisch.
  • Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts überquerten die ersten Ambrosia-Samen als blinde Passagiere in Getreide-, Kleesaat- und Kartoffelladungen den Atlantik. 1863 wurde die Pflanze erstmals auf deutschem Boden nachgewiesen.
  • Sie verursacht in vielen Gebieten große Probleme betreffend Gesundheit, so zum Beispiel in Kanada, Osteuropa, Asien, Ozeanien, aber auch in nächster Nähe in der Region von Lyon (Frankreich) oder in der Poebene (Italien). Nur der afrikanische Kontinent scheint bis jetzt verschont.
  • In der Schweiz ist die Ambrosie lokal über das ganze Land verteilt. Sie ist weit häufiger im Genferseegebiet und im Tessin, wo man sie auch auf größeren Flächen findet. In Deutschland sind besonders der Süden, die Rhein-Main-Gegend (Mannheim, Ludwigshafen, Karlsruhe) und Sachsen-Anhalt betroffen; kleine Vorkommen gibt es in allen Bundesländern.
  • Die Verbreitung geht rasant voran, ist schwer kontrollierbar und wird durch menschliche Aktivitäten gefördert.

Standort:

  • Häfen und andere Umschlagplätze; Verkehrsanlagen (Straßen, Eisenbahntrassen); Vogelfutterplätze; Brachen und Äcker (besonders Maisäcker)
  • Bevorzugt sandige bis kiesige, nährstoffreiche Ruderalstellen
  • Große Toleranz gegenüber Trockenheit
  • Gedeiht in sommerwarmem, feuchtem Klima am besten
  • Besitzt verschiedene Resistenzen und Toleranzen: z.B. gegen Herbizide, mechanische Störungen und Schwermetalle

Bekämpfung:

Die Pflanzenbestände lassen sich am effektivsten durch Ausreißen reduzieren. Mähen vor der Blütezeit ist nicht effizient, da geschnittene Pflanzen rasch neue blütentragende Zweige bilden können. Die Pflanze darf dabei nur mit Handschuhen berührt werden, weil sogar eine Berührung allergieauslösend sein kann.

Abgerissene oder abgemähte Pflanzen treiben wieder aus und bilden Blüten und Samen.

Wenn man das Traubenkraut zur Blütezeit ausreißt (besser wäre es vorher), sollte man sich mit einer Staubmaske vor den Pollen schützen. In jedem Fall sollten bei den Arbeiten Handschuhe getragen werden, weil auch durch Hautkontakt eine Sensibilisierung (Steigerung der Empfindlichkeit) ausgelöst werden kann. Wer bereits unter Allergien leidet, sollte diese Arbeit nicht selbst durchführen. Das beim Ausreißen entstehende Grüngut sollte möglichst verbrannt oder in Plastiksäcken verpackt der Müllabfuhr zugeführt werden.

Mit der im Sommer 2006 in Kraft getretenen angepassten Pflanzenschutzverordnung gilt die Schweiz inzwischen als Vorbild in Sachen Ambrosiabekämpfung. Neben einer Melde- und Bekämpfungspflicht sind auch empfindliche Bußgelder vorgesehen. Dort dürfen Beamte sogar unangemeldete Kontrollen auf Privatgrundstücken durchführen. Um auch Landwirte für die Bekämpfung zu gewinnen, werden sie für die mit dem Unkraut kontaminierte Nutzflächen entschädigt.

In Ungarn, wo das Problem seit längerer Zeit bekannt ist, werden die Grundstückbesitzer behördlich verpflichtet, das Traubenkraut rechtzeitig zu mähen.

Zur Beachtung: Dringend empfohlen sind bei der Bekämpfung die nötigen Vorsichtsmaßnahmen (Handschuhe, Schutzbrille, Staubmaske, Allergiker fernbleiben)!!!

Verwechslungsmöglichkeiten:

  • Artemisia vulgaris Gemeiner BeifußBlätter oberseitig grün, unterseitig weißfilzig.
  • Artemisia verlotiorum Verlot’scher BeifußBlätter mit ganzrandigen Abschnitten.
  • Artemisia absinthium Wermut aromatisch riechend, Stängel graufilzig, Blätter beidseitig graufilzig.
  • Amaranthus spp. Amarantungeteilte Blätter, ganzrandig, unbehaart, gezähnt oder wellig.
  • Chenopodium spp. Gänsefußungeteilte Blätter, regelmäßig bis unregelmäßig gezähnt, unbehaart.
  • Anthemis spp. HundskamilleBlätter fiederschnittig mit schmal-lanzettlichen Abschnitten.
  • Senecio jacobea Jakobs Greiskraut Blätter ungleich geteilt mit rechtwinkelig abstehenden Abschnitten
  • Senecio erucifolius Raukenblättriges Greiskrautmit Ausläufern.