Von Wildmeister Günter Claußen †
Die bei uns eingebürgerten Jagdfasanen sind in ihrer asiatischen Heimat in Tiefebenen und Steppen zuhause, wo Schilfrohr, Gräser und niederes Weidenbuschwerk die Landschaft prägen. Dank Schutz spendender Deckung, zahlreicher Insekten und eines großen Samenangebots überstehen sie dort heißeste Sommer und kälteste Winter. Ausreichend Äsung und die Sicherheit vor natürlichen Feinden, die auch in den Ursprungsgebieten des Fasans zahlreich vorkommen, sind Voraussetzung für das Überleben.
Diesen Anforderungen wurden unsere heimischen Reviere in den ersten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg durchaus gerecht. Eine reich strukturierte Kleinfelderwirtschaft, und die infolge intensiver Brennholznutzung überall dicht aufgewachsenen Hecken, Feldgehölze und Bauernwälder sorgten für ideale Lebensbedingungen. Inzwischen aber hat sich das Bild der Landschaft gewandelt.
Dank gezielter Hege gibt es trotzdem immer noch gut besetzte Fasanenreviere. Dass diese Reviere größtenteils in landwirtschaftlich sehr intensiv genutzten Gebieten liegen, ist Anlass genug, um die dort praktizierten Hegemaßnahmen einmal genauer zu betrachten.
Äsung und Deckung schaffen
Neben der Regulierung überzähliger Fressfeinde sind für eine erfolgreiche Vermehrung und das spätere Überleben des Fasans eigentlich nur drei Dinge wichtig: ausreichende Insektennahrung während der Aufzuchtzeit, Körner- und Knollenäsung im Herbst sowie Winter und dichte Deckung in
der Zeit der Vegetationsruhe, insbesondere als Schutz vor Fuchs und Habicht. Dass der Fasan nicht wie das Rebhuhn an bestimmte Territorien gebunden ist, sondern dorthin geht, wo es der Jahreszeit entsprechend die beste Lebensgrundlage gibt, macht die Maßnahmen zur Biotopgestaltung recht einfach. Für Brutplatz und Kükenaufzucht werden Altgrasflächen mit reichem Vorkommen an Grillen und Erdameisen bevorzugt. Ohne Naturbrachen lassen sich aber auch auf Stilllegungsflächen und Wildäckern hervorragende Alternativen durch frühzeitige Aussaat spezieller Wildackermischungen bereitstellen.
Diese Mischungen liefern ein ganzjähriges Angebot an fasanengerechter Äsung und ausreichender Deckung. Schon frühzeitig locken die Blüten von Senf, Ölrettich, Buchweizen und Wicken unzählige Fluginsekten an und bieten eine ideale Lebensgrundlage für die Kükenaufzucht. Gleichzeitig sorgen Furchenkohl, Raps und Sonnenblumen dafür, dass die Jungfasanen auch während längerer Schlechtwetterperioden noch genügend tierisches Eiweiß finden, nämlich unter den großen Blättern Schutz suchende Schmetterlinge, Raupen oder Schwebfliegen.
Für die Umstellung auf Körneräsung stehen bereits im Frühsommer die begehrten Samen von Buchweizen, Öllein und Körnerhirse, später auch Sonnenblumenkerne sowie die Körner der Süßlupinen und Wicken zur Verfügung. Auch im Herbst und Winter sind mit Flugwildmischungen bestellte Wildäcker attraktiv, denn die frostharten Kohl- und Rapssorten bieten gute Deckung und gern angenommene Grünäsung.
Daneben wird der engagierte Heger auch alle Möglichkeiten des Zwischenfruchtanbaus nutzen, damit es nach der Getreide- und Hackfruchternte über die Gemarkung verteilt möglichst viele Deckungsflächen gibt. Alle Flächen, die im Folgejahr für den Anbau von Mais, Kartoffeln, Rüben oder Sommergetreide vorgesehen sind, können gleich nach der Ernte des Getreides im Juli/August wieder begrünt werden. Bis Oktober bildet sich ein meterhoher Pflanzenbestand, der den Fasanen sichere Deckung bietet und auch anderen Wildarten zugutekommt.
Geeignete Pflanzen
Der Schwerpunkt der Biotophege im Fasanenrevier ist in die Bereiche der Wintereinstände zu verlegen. Zu diesen Rückzugsgebieten, die auch bei Schnee sicheren Schutz bieten, zählen dichte Feldgehölze, verbuschte Hänge, Dornenhecken, große Brombeer- und Ginsterhorste, Schilfgürtel, Weidenheger und Erlenbrüche. Zwar würden die hier überwinternden Fasanen auch harte Notzeiten
überstehen, aber allein um die angeborene Wanderlust zu unterbinden, lohnt es, für zusätzliches Äsungsangebot durch Anlegen von Dauerwildäckern zu sorgen. Dabei machen es die geringen
Ansprüche des Fasans recht leicht, die richtige Pflanze zu finden.
Die größte Anziehungskraft übt der Mais aus, der gegenüber Getreidearten gleich mehrere Vorteile besitzt: Mais bleibt auch im Winter fest auf dem Halm stehen, die Kolben verfrieren, verfaulen oder verschimmeln nicht und die Körner keimen im Herbst oder Winter nicht aus. Der Nachteil: Mais ist einjährig, muss also jedes Jahr neu ausgesät werden und verlangt einen maschinell vorbereiteten Boden von guter Qualität. An zweiter Stelle steht der westfälische Furchenkohl, der sich durch absolute Frostresistenz auszeichnet. Er wächst am besten auf Böden mit pH-Werten um 6, für optimalen Wuchs verlangt er zusätzliche Stickstoffgaben von 200 kg/ha. Topinambur ist eine ausgezeichnete Deckungspflanze im Niederwildrevier.
Der bis zu drei Meter hohe Bestand ist oben dicht, unten licht. Topinambur gedeiht auf allen Böden, die keine Staunässe aufweisen und lässt sich selbst in Höhen von l.500 Meter noch erfolgreich anbauen. Einmal gepflanzt, hat man mindestens zehn Jahre gute Deckung und gern angenommene Äsung (Blätter und Knollen). Um allerdings einer zu starken Verdichtung und Degeneration vorzubeugen, müssen die Kulturen jährlich im April durchgearbeitet, am besten gepflügt werden. Nach anschließendem Abeggen sind möglichst viele Knollen als Pflanzgut für andere Wildackerflächen abzusammeln. Für die gewünschte Verdünnung sorgen auch Hasen und Rehe, die bei der Wahl einer richtigen Sorte sowohl Blätter als auch Knollen gerne äsen.
Fasanenfreundliche Weiden aussetzen
Insbesondere die dicht verzweigten Strauchweiden bieten nicht nur eine sperrige und fast undurchdringliche Deckung, sie sind beim Fasan schon deshalb so beliebt, weil Weiden mit vielen Insekten in enger Symbiose leben. So findet das Flugwild selbst im Winter in der dichten Laubschicht noch reichlich Äsung. Staunasse Flächen sollte man im Rahmen der einfachen Stecklingspflanzung zu Weidenhegern umwandeln. Mit Ausnahme der echten Salweide lassen sich eine Vielzahl Weiden über das Steckholz vermehren. Die spätere Pflege besteht eigentlich nur darin, dass man die hochgewachsenen Büsche alle paar Jahre auf den Stock setzt. Das abgesägte Astwerk bleibt einfach liegen. Es bietet bis zum Heranwachsen der Stockausschläge noch gute Deckung, vermodert danach aber sehr schnell.
Erst pflanzen, dann aussetzen
Geradezu ideale Fasanenbiotope lassen sich schaffen, wenn man gleich mehrere der vorher genannten Pflanzen nebeneinander auf einer Wildackerfläche anbaut. Früher wurden solche Hegeinseln als sogenannte Fasanenkammern raubwildsicher eingezäunt und durch mehrere von außen am Zaun aufgestellte Kastenfallen abgesichert. Dort, wo das Besatzsichernde Minimum bereits unterschritten wurde, sollte man zur Stützung der Restbesätze einige bodenständige Fasanen aussetzen. Voraussetzung für den Erfolg aber ist, dass zunächst die Grundlage durch Anlegen entsprechender Biotopflächen geschaffen wird.