Allegorie auf die Jagd mit dem Falken

Von Ernst-Otto Pieper

Peter Candid, auch Pietro Candid und eigentlich Pieter de Witte (* um 1548 – 1628) wurde in Brügge geboren und lebte seit 1568 bei seinem Vater in Florenz. Bei Giorgio Vasari (1511 – 1574) lernte er die Kunst des Malens. Die Beziehungen zu Vasari brachten ihm die Möglichkeit zur Mitarbeit bei den Ausführungen der Sala Regia im Vatikan und auch bei der Kuppel des Doms zu Florenz. 1586 trat er in den Dienst des Herzogs Wilhelm V. (1548-1626) am Münchner Hof und lebte ab da mit wenigen Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende in Bayern. Für Wilhelms Nachfolger, Maximilian I. (1573-1651), malte Candid mehrere Säle in der Münchener Residenz aus.

Dieser Arbeit folgten Entwürfe für Gobelins, weitere Arbeiten an der Münchener Residenz, das Grabdenkmal Kaiser Ludwigs in der Frauenkirche und die Madonna auf der Mariensäule in München, Wand- und Deckenmalereien im Alten Schloss
Schleißheim sowie eine Reihe von Altarbilder für Kirchen in München, Freising, Augsburg und anderen Orten.
Von diesen Arbeiten gilt die Himmelfahrt Mariä in der Frauenkirche zu München als das bedeutendste Werk.
In München sind die Candidstraße, die Candidbrücke, der Candidtunnel sowie der Candidplatz mit gleichnamiger UBahn-Station nach ihm benannt.

Zu seinen Hauptwerken gehört ein Zyklus von drei Gemälden mit allegorischen Jagddarstellungen, die er für die
Münchener Residenz gemalt hat. Die „Falkenjagd“ und die „Treibjagd“ gingens päter in den Besitz des Bayerischen
Nationalmuseums über.
Auf einem kleinen Hügel steht eine in bunte Phantasiegewänder gekleidete, kräftige Frauengestalt. Ihre Schuhe
erinnern an die Fußbekleidung mythologischer Heldengestalten und der Kopf ist mit einem orientalisch anmutenden Federbusch geschmückt.
Fast liebevoll schaut sie auf den mit einer schön gestickten Falkenhaube versehenen Gerfalken, der auf ihrer linken Hand sitzt. Der Jäger an ihrer Seite hält einen Wanderfalken auf seiner behandschuhten Linken, dem er gerade Atzung reicht.
Das Original des Gemäldes befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum in München.