Von Ernst-Otto Pieper
In Europa schwirren inzwischen mehr als hundert Mückenarten umher. Sie alle haben eines gemeinsam: Wenn sie uns auf der Suche nach Blut stechen, sind sie uns alle sehr lästig und viele von ihnen auch nicht ganz ungefährlich.
Seit wenigen Jahren gibt es in Deutschland einen Neuankömmling aus der Familie der Stechmücken – die Asiatische Tigermücke (Stegomyia albopicta). Ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimatet, breitet sich diese Art weltweit aus. Weltweiter Handel, steigende Reisetätigkeit und nicht zuletzt auch aufgrund des Klimawandels breitet sie sich seit den 1990er Jahren in Europa aus; hinzu kommt auch noch ihre große Anpassungsfähigkeit.
Wie fast alle Stechmückenarten, übertragen auch die Asiatische Tigermücken Krankheiten. Für den Menschen sind folgende Krankheiten von besonderer Bedeutung: Chikungunya (mit Fieber und Gelenkbeschwerden einhergehende tropische Infektionskrankheit)undDengue-Fieber auch Dandy-Fieber oder Knochenbrecherfieber genannt (Die Krankheit äußert sich häufig mit unspezifischen Symptomen oder solchen, die einer schweren Grippe ähneln, können aber auch innere Blutungen umfassen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf können ein sogenanntes „Hämorrhagisches Denguefieber“ (DHF) oder ein Dengue-Schock-Syndrom(DSS) auftreten, die beide zum Tode führen können. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich 50 bis 100 Millionen Personen erkranken, 500.000 Personen einen schweren Krankheitsverlauf durchleiden und 22.000 Personen an Denguefieber sterben; die meisten der Todesopfer sind Kinder.)
Ihre gestreiften Hinterbeine und der weiße Strich auf dem Rücken machen sie unverwechselbar. Die enormen Schwankungen der Körpergröße (2 bis 10 mm) sind vor allem auf unterschiedliches Nahrungsangebot in den Larvalgewässern zurückzuführen. Im Durchschnitt liegt ihre Länge bei etwa 2,6 mm wobei die Männchen rund 20% kleiner sind als die Weibchen.
Außer in vegetationsarmen Gebieten kommen sie in allen Lebensräumen vor – vor allem in städtischen und vorstädtischen Bereichen.
Wie bei anderen Stechmücken auch saugen ausschließlich die Weibchen Blut (überwiegend tagsüber) zur Bildung ihrer Eier. Die Blutmalzeit wird sowohl vom Menschen als auch von anderen Säugetieren und von Vögeln genommen. Ihren Energiebedarf decken sowohl Weibchen als auch Männchen durch Nektar und süßen Pflanzensäften.
Die Verpaarung erfolgt im Flug. Die 40 bis 90 Eier pro Eiablagezyklus werden in kleinen bis sehr kleinen Wasseransammlungen abgelegt (Blumenvasen, Regenrinnen, Dosen, Flaschen, Regentonnen und Pflanzenuntersetzer). Besonders attraktiv sind auch im Freien gelagerte Autoreifen. Die Eier werden zum größten Teil knapp oberhalb der Wasseroberfläche gelegt und sind monatelang trockenheitsresistent. Nach vier Larvenstadien im Wasser mit jeweils einer Häutung erfolgt die Verpuppung. Bei einer Wassertemperatur von ca. 20° schlüpfen dann nach fünf Tagen die Mücken. Dank zahlreicher Fressfeinde liegt die Sterberate der Mückenlarven bei etwa 70%.
Obwohl aus tropischen bzw. subtropischen Gebieten stammend, passt sich die Asiatische Tigermücke sehr erfolgreich kühleren Regionen an. Wo die Temperaturen es zulassen, sind sie ganzjährig aktiv; in gemäßigten Klimaregionen überwintern sie meist im Eisstadium.
Ihre weltweite Verbreitung erfolgt in erster Linie auf dem Seeweg (Versandbehälter, Schnittblumen usw.). Auch der Transport mit Kraftfahrzeugen und Zügen spielt eine große Rolle.