Von Ernst-Otto Pieper
Für das ökologische und biologische Gleichgewicht auf der Erde sind Vögel unerlässlich. Man bedenke, dass allein ein Meisenpärchen mit seinen Jungen pro Sommer rund 50 Kilogramm Insekten, Spinnen und sonstiges Kleingetier vertilgt. Doch nicht nur die Meisen, sondern auch vielen anderen
Höhlenbrütern fehlen immer häufiger entsprechende Nistgelegenheiten. Alte Bäume mit natürlichen Nistmöglichkeiten oder vom Specht gezimmerten fallen meist der Motorsäge zum Opfer. Wer die Möglichkeit hat, sollte in seinem Privatwald oder Revier abgestorbene Bäume stehen lassen und alte Bäume noch älter werden lassen. Sinnvoll ist auch, die alte Streuobstwiese zu schützen, wo dann auch mal hohle Obstbäume entstehen und z.B. dem Steinkauz damit eine natürliche Nistmöglichkeit bieten, anstatt eine Brutröhre zu bauen und aufzuhängen. Wo alte und morsche Bäume nicht mehr vorhanden sind oder aus Sicherheitsgründen nicht stehen bleiben dürfen, ist das Fertigen und Anbringen von künstlichen Nisthilfen eine sehr sinnvolle Maßnahme. Das kann in Parkanlagen aber auch in Kleingartenanlagen und Gärten der Fall sein. Nistkastenbau ist auch immer eine gute Möglichkeit, Kinder und Jugendliche einzubinden und mit der gefährdeten Tierwelt vertraut zu machen. Für die Herstellung und Anbringung der Nisthilfen sind einige Punkte zu beachten.
Meisen suchen bereits im Januar / Februar ihre Nistgelegenheiten für das kommende Jahr – also müssen die von uns aufgehängten Nisthilfen bereits zu diesem Zeitpunkt aufgehängt sein bzw. die schon hängenden sollten spätestens zu diesem Zeitpunkt gereinigt sein, da sie sonst von den Meisen nur „im Notfall“ angenommen werden, Sperlinge hingegen nehmen das nicht so genau. Die Reinigung muss so gründlich sein, dass auch die zahlreichen Floh-Eier mit entfernt werden.
Um nicht von den zahllosen kleinen Plagegeistern, besonders Flöhe befinden sich oft massenweise in den benutzten Nisthilfen, befallen zu werden, empfiehlt es sich, die ersten kalten Tage des Winters für eine Reinigung zu nutzen.
Wer es sich leisten kann, der tausche neue oder gereinigte bereits ab August gegen die alten benutzten aus, das hat den Vorteil, dass die in den Nisthilfen übernachtenden Singvögel und Fledermäuse parasitenfreie Ruhestätten vorfinden.
Wenn es an natürlichen Nistmöglichkeiten für Höhlenbrüter mangelt, was ja meist der Fall ist, sehe man je Hektar 8 bis 12 Nisthilfen unterschiedlicher Bauart vor (für unterschiedliche Vogelarten). In meinem ca. 1000 qm großen Garten habe ich 25 Nisthilfen aufgestellt, davon sind 15 unterschiedlicher Bauart. Sie werden regelmäßig von Staren, Meisen, Sperlingen, Hausrotschwanz, Rotkehlchen und Grauschnäpper angenommen.
Zu viele Nisthilfen sind in jedem Fall besser als zu wenige! Wo die Vögel nicht einziehen, sind es die Fledermäuse, die dort im Sommer den Tag verbringen. In geeigneten Biotopen nehmen auch die Bilche gerne Nisthilfen als Winterquartier an.
Wer Nisthilfen selbst anfertigt, sollte daran denken, dass ihre Bauart sowie die Aufhängehöhe den verschiedenen Vogelarten angepasst sein sollte. Wenn keine besseren Möglichkeiten vorhanden sind, dann ziehen Blaumeisen aber auch in Kästen, die nur zwei Meter hoch aufgehängt sind statt vier bis sechs Meter. Machen ist immer besser als nichts machen!
Nisthilfen für Baumläufer sollten einen seitlichen Schlitz haben, der am Stamm anliegen muss. Spezialnistkästen sind so eingerichtet, dass der Baumläufer vom Baumstamm gleich auf sein Nest und auf der anderen Seite wieder hinausschlüpfen kann (drei bis vier Baumläufer-Nisthilfen je Hektar).
Beim Eisvogel ist eine Schachtelbrut üblich; deshalb müssen stets zwei Nisthilfen unmittelbar nebeneinander aufgestellt werden.
Nisthilfen sollten möglichst im Halbschatten angebracht werden und das Einflugloch nicht zur Wetterseite ausgerichtet sein. Das Eindringen von Regenwasser in die Höhle muss auf jeden Fall verhindert werden. Das Einflugloch darf nicht durch überhängende Zweige verdeckt werden. Katzen, Eichhörnchen und Waschbären sollte das Ausrauben der Nisthilfen mittels entsprechender Sicherungen der Einfluglöcher und Reinigungsöffnungen unmöglich oder zumindest erschwert werden. Wo regelmäßig Spechte vorkommen, sollten möglichst keine Nisthilfen aus Holz aufgehängt werden, sondern solche, die aus Holzbeton hergestellt sind. Sonst holt sich auch der Specht die Jungvögel als Futter.