Birkhuhn

Tetrao tetrix LINNAEUS, 1758

Von Ernst-Otto Pieper

Ordnung:    Hühnervögel (Galliformes)
Familie:      Raufußhühner (Tetraonidae)

7 Unterarten  

Auch:
Birkhahn, Spielhahn, Kleiner Auerhahn, Heidehahn, Laubhahn, Mooshahn, Brennhahn, Schildhahn, Kleiner Hahn, Krummhahn.
Junge Hähne werden Schneider, Hochgebirgshahn oder Schnaithahn genannt.
Birkhenne.

Kennzeichen:

Hahn:

  • Glänzend schwarz.
  • Weißer Spiegel am Schwingenbug.
  • Spiel (besteht aus großem und kleinem Spiel) ist leierförmig nach außen gebogen.
  • großes Spiel bis zu 8 Sicheln (2 x 4); junge Hähne tragen beiderseits je 1 bis 2, alte bis zu 4 Sicheln.
  • Kleines Spiel = weiße Stoßfedern (Unterschwanzdecken).
  • Über den Augen Rosen.
  • Im Winter Balzstifte an den Ständern (bewirken eine Verbreiterung der Lauffläche).

Henne:

  • Nicht wesentlich kleiner als der Hahn.
  • „Tarnfarbe“; ähnlich der Auerhenne.
  • Auf den Schwingen ein kleiner, weißer Spiegel.
  • Von der Auerhenne und Schneehühnern durch Größe und den beim Fliegen sichtbaren leicht eingekerbten Stoß zu unterscheiden.
  • Jungvögel ähneln der Henne.

Größe / Gewicht:

  • Hahn etwa haushuhngroß; 1 bis 1 ¾ kg.
  • Henne kleiner als der Hahn; ¾ bis 1,1 kg.

Vorkommen:

  • Mitteleuropa: Einige Alpenregionen, Baden-Württemberg (seit 1995 keinen Nachweis), Rhön, im Hohen Venn, Bayerischer Wald, Osterzgebirge, Lüneburger Heide, Mittlerer Thüringer Wald, Schleswig-Holstein (seit 2008 kein Nachweis).
  • Österreich, Schweiz, Britische Inseln, noch zahlreicher in Nord- und Nordosteuropa.

Biotop:

  • Wechselt je nach Lage des Brutgebietes.
  • Typischer Bewohner der „Waldkampfzone“. Bevorzugt offenes Gelände wie Heiden, Moore mit niedrigem Gestrüpp, sowie lichte Birken- und Mischwälder mit Birke, Aspe (Zitterpappel), Kiefer und Weide mit reichhaltiger Zwergstrauch- und Kraut-Vegetation, insbesondere Heidebeere, Rauschbeere, Moosbeere, Besenheide und Schneeheide. Im Gebirge überwiegend die obere Waldgrenze; im Hochgebirge mit Latschen und Almwiesen.
  • Kulturfolger, aber auch ein Zivilisationsflüchter.

Status des Vorkommens:

  • Jahresvogel; Standvogel und Teilzieher.
  • Einjährige Hähne und Hennen können ungerichtet bis 100 km verstreichen und dann fernab von Brutgebieten auftauchen.

Brutareal:

  • Erstreckt sich mit zahlreichen heute inselartigen Vorkommen vom Zentral-Massiv, den Westalpen, Nord-Frankreich, Belgien, den Britischen Inseln und Fennoskandien ostwärts über das Osteuropäische und Sibirische Tiefland und das Zentralasiatische Gebirge bis ins Amurland, in die Mandschurei und nach Nordost-Korea. In Mitteleuropa reicht die nördliche Arealgrenze vom Norden Schottlands über Nord-Norwegen bis 70°N.

Besonderheiten:

  • Äugt und vernimmt sehr gut.
  • Lebt sehr gesellig; vor allem im Winter oft große Flüge (sog. Wintergesellschaften, oft Hahnen- und Hennenverbände).
  • Verträgt sich nicht mit Fasanen.
  • Birkhühner schlafen gerne auf Bäumen am Ende von langen Ästen.
  • Bastardierungen zwischen Birk- und Auerwild (Rackelwild) kommen in Gebieten, wo beide Arten heimisch sind, immer wieder vor. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Bastardierungen zwischen Birkhahn und Auerhenne. Die Bastarde können fruchtbar sein.

Stimme:

  • Zweiteiliger Balzgesang (der Hahn kollert und zischt).
  • Hennen gocken ähnlich der Auerhenne, jedoch heller und schneller.

Fortpflanzung:

  • Nach 1 Jahr geschlechtsreif, kommen aber kaum vor dem 3. Lebensjahr zur Fortpflanzung.
  • Balz
  • Beginnt Mitte März (wenn die Weiden anfangen zu treiben) und dauert im Gebirge mitunter bis in den Juni. Der Höhepunkt der Balzaktivität liegt in den Monaten April und Mai.
    • Balzplätze: im Gebirge freie Plätze ohne Baumwuchs, gelegentlich auch Schneefelder. In der Ebene und im Hügelland werden kleinere Moor-, Wiesen- und Heideflächen bevorzugt. Werden traditionell jahrzehntelang benutzt.
  • Gleich starke Hähne liefern sich erbitterte Standortkämpfe
  • Zweiteiliger Balzgesang (Kullern und Zischen).
  • Bei Sonnenaufgang wird der Balzgesang unterbrochen = Morgengebet.
    • Bei fortgeschrittener Tageszeit stellt sich der Hahn gerne auf Baumwipfeln und Alpzäunen usw. ein, um von höherer Warte aus zu kollern.
    • Ende April/Anfang Mai erscheinen die Hennen, meist mit dem Sonnenaufgang, auf den Balzplätzen zur Paarung.
  • Im Gegensatz zum Auerhahn ist der Birkhahn in keiner Phase der Balz taub.
    • Die kurz nach den Hähnen einfallenden Hennen lassen sich von den ranghöchsten Hähnen treten.
  • Im Herbst findet häufig eine schwache Balz, die kalte Balz, statt.
  • Art der Ehe
  • Polygam
  • Nest
  • Bodenbrüter.
    • Einfache Mulde meist unter Grasbüscheln oder Zwergsträuchern angelegt. Unweit der Balzplätze.
  • Die Eier werden direkt auf den Boden gelegt, der zuvor von der Henne freigescharrt wurde. Im Verlauf der Brutzeit kann dann durch Drehen und Wenden der Eier eine Nestmulde entstehen, in der Federn, dürre Halme und Laub liegen können.
  • Brut
  • 7 – 10 (auch mal mehr) Eier; ca. 33 – 36 g, (ca. 50 x 36 mm).
  • Frühester Legebeginn Ende April/Anfang Mai. Legeperiode bis Mitte Juni.
  • Brütende Henne sitzt sehr fest.
  • Der Hahn beteiligt sich nicht an der Brutpflege.
  • Ausfallen nach 25 – 28 Tagen.
  • Junge sind Nestflüchter. Die Jungvögel verlassen in der Regel noch am Tag des Ausfallens das Nest.
  • Junge sind nach 2 Wochen flugfähig.
  • Sie benötigen Insektennahrung und trockenwarme Witterung, um optimal zu gedeihen.
  • Junge sind nach 4 Wochen selbständig, bleiben aber mindestens bis Ende September mit der Henne im Familienverband.
  • Die Jugendmauser, nahezu eine Vollmauser, beginnt bereits am 16. Lebenstag und dauert 14 – 16 Wochen.
  • Junge Hähne sind September / Oktober ausgeschildert.
  • Die Brutmauser der Altvögel (Teilmauser; nur Kopf-, Hals- und Vorderrückenfern) ist im Juni und Juli. Die Jahresmauser (Vollmauser) setzt bei Hähnen und nicht führenden Hennen Ende Mai / Anfang Juni ein und endet im Oktober / Anfang November; bei führenden Hennen verläuft die Vollmauser etwas später von Juli bis November.
  • Birkhühner vereinigen sich im Herbst zu Flügen.
  • Im März sondern sich die Hähne ab.
  • Eine Jahresbrut (Mai / Juni); Nachbrut möglich.

Nahrung:

  • Tierische Kost (Insekten) spielt bei jungen Küken und mausernden Erwachsenen bei sonst pflanzlicher Ernährung eine wichtige Rolle. Eiweißreiche Frühjahrskost liefern vor allem junge Triebe und Knospen sowie die pollenreichen Blütenstände von Weiden und Gräsern. Im Herbst überwiegend Beeren und Früchte der Eberesche, Mehlbeere und Weißdorn. Im Winter Knospen und Triebe von Laub- und Nadelbäumen.
  • Plätze mit Rohböden sind sowohl für Staubbäder als auch für die Aufnahme von Magensteinen wichtig.

Gestüber:

  • Ist der Losung des Auerwildes sehr ähnlich, aber kleiner und kompakter.
  • Spezielle Blinddarmlosung, die als dünnflüssige schwarze Masse (meist unter Schlafbäumen zu finden).

Rechtlicher Status:

  • Jagdrecht: ganzjährige Schonzeit.
  • EG-Vogelschutzrichtlinie Anhang I (nur Tetrao tetrix tetrix).

Gefährdungsstatus:

  • Rote Liste Deutschland:1 (vom Aussterben bedroht).

Gefährdungsursachen:

  • Natürliche Feinde: Habicht, Steinadler, Uhu, Fuchs und Marder. Bedeutende Eierräuber sind Rabenvögel, Fuchs, Hermelin, Dachs, Waschbär und zunehmend Wildschwein.
  • Nasskalte Witterung während der Aufzucht kann starke Zuwachsverluste hervorrufen.
  • Lebensraumzerstörung durch forstliche Umgestaltung der Mittelgebirgswälder durch Abkehr von der Mittelwaldwirtschaft und eine rege Aufforstung vor allem mit Fichten.
  • Lebensraumzerstörung durch Entwässerung der Moore, maschinellen Torfabbau, Aufforstung der ehemaligen Moorgebiete mit Fichten, Verlust an Moorflächen und Überbauen von Moorgebieten.
  • Lebensraumveränderungen durch Zuwachsen von Kahlschlägen und Freiflächen in Wäldern, Abnahme von Zwergstrauchvegetation durch Vergrasung oder starken Wildverbiss, Überalterung von Heideflächen, Verbuschung von Mooren und offenen Wiesenflächen.
  • Fluchtreaktionen durch Menschen (Touristen, Drachenflieger und Fallschirmspringer)