Bracken (Laufhunde)

Von Walter und Jürgen Baltes zusammengefasst

 

„Laufhund“, ist die Bezeichnung für einen Jagdhund, der Wild über weite Strecken verfolgt. Laufhunde haben einen guten Geruchssinn und können einer Fährte folgen. Sie wurden unter anderem bei Parforcejagden und Schleppjagden eingesetzt, weshalb der Begriff Parforcehund auch synonym verwendet wurde. Bracken, früher auch als Segusier bezeichnet, ist die deutsche Bezeichnung für Laufhunde.

Die Bezeichnung „Brack“ lehnt sich wahrscheinlich an „germ. *braka(n) ‚Beller, Hund“. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Bracken allgemein als „Jagdhunde“ oder „jagende Hunde“ bezeichnet. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung Bracke wieder geläufig. In Europa gibt es ca. 70 Brackenrassen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Rassemerkmalen. Ihnen allen ist jedoch das anhaltende und laute Jagen auf der Fährte gemeinsam.

In der Schweiz heißen die Bracken „Laufhunde“, in Frankreich „chien courant“, in England „hounds“, in den Niederlanden „lopende Honde“ oder „Brakken“ und in Skandinavien „Stövare“. Bracke, auch Wildbodenhund oder jagender Hund, bezeichnet einen bestimmten Typ der Jagdhunde. In Georg Ludwig Hartigs „Lehrbuch für Jäger und die es werden wollen (1812)“ heißt es zu diesem Hund:

„Seine Bestimmung ist, das Wild jeder Art, durch fleißiges Suchen im Walde oder Felde, ausfindig zu machen, und es so lange laut zu verfolgen, bis es dem Jäger zu Schuss gebracht oder sonst gefangen ist.“

Die Bezeichnung „Bracke“

Der Ursprung des Namens „Bracke“ ist unklar. Die Gesetze der germanischen Volksstämme sprechen noch vom „Segusier“ oder „Seusier“ und meinen die auf Spur und Fährte anhaltend laut jagenden Hunde. Seit dem 7. Jh. wird die Bezeichnung „Segusier“ allmählich von „Bracke“ verdrängt. Erstmals taucht sie in den Kirchenformeln des Mönches „Marculf“ auf. Im Hochmittelalter bezeichnet man mit „Bracke“ vornehmlich den Leithund sowie die speziell zur Schweißarbeit eingesetzten Bracken. In der Neuzeit spricht man dann allgemein von „jagenden Hunden“, „Jagdhunden“ oder „Wildbodenhunden“.

Erst zu Beginn des 19. Jh. wird die alte Bezeichnung „Bracke“ wieder auf alle laut jagenden Hunde übertragen.

Die Geschichte der Bracken

Der Ursprung der Bracken liegt im Dunkeln. Erste Abbildungen von brackenartigen Jagdhunden finden wir im alten Ägypten. Daraus kann aber nicht ohne weiteres geschlossen werden, dass die Bracken dort entstanden sind.

Brackenartige Hunde können auch unabhängig voneinander an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sein. Schon um 1200 v. Chr. wurden die ersten ägyptischen Bracken als Tauschobjekte nach Europa gebracht. Über die Römer kam der Hund zu den Germanen, vor allem aber waren es die Kelten, die sich mit der Zucht intensiv befassten. Die Keltenbracke ging auch in die Geschichte der Kynologie ein. Alle unsere Bracken stammen von dieser Keltenbracke ab. Im Zuge der Völkerwanderung und der Kreuzzüge wurde sie über ganz Europa verbreitet und dadurch einer vielfachen Verwendung zugeführt.

Mutmaßliche Abstammung der Bracken

Die Rassengruppe der Bracken oder Laufhunde ist morphologisch breit gestreut. Manche Rassen ähneln Windhunden, während andere dem Doggentypus nahe stehen. So erfolgt die Zuordnung zu dieser Rassengruppe nicht nach dem Körperbau, sondern nach einem psycho-physiologischen Merkmal. Danach werden alle Hunde als Bracken oder Laufhunde bezeichnet, die auf Spur und Fährte anhaltend laut jagen. Nach geographischer Verbreitung und morphologischen Kennzeichen werden die Bracken des Südens, des Westens, des Ostens und der Mitte unterschieden.

Die Bracken des Westens gehen auf die Keltenbracke zurück. Sie zeichnen sich durch sehr lange, gefaltete und tief angesetzte Behänge sowie durch schmale Schädel mit hervortretendem Hinterhauptbein aus. Im Unterschied zu den windhundähnlichen Bracken des Südens handelt es sich um kräftige, starkknochige und zum Teil sehr große Hunde. Ihr Laut ist tief und wohlklingend. Wichtigste Vertreter sind der St. Hubertushund (Bloodhound), die französischen Parforcehunde, der Segusio Italiens, die Laufhunde der Schweiz, Beagle, Harrier und Foxhound in England und der aus dem altdeutschen Leithund entstandene Hannoversche Schweißhund.

Die Bracken der Mitte, auch „Intermediäre Bracken“ genannt, stehen geographisch und morphologisch zwischen den zuvor genannten; doch besteht zu den Bracken des Westens eine enge genetische Beziehung. Zu dieser Gruppe gehören die deutschen und österreichischen Bracken, die Stövare der skandinavischen Länder und die zahlreichen Rassen und Schläge des Balkans, Griechenlands und der Türkei.

Hannoversche Haidbracke

Die berühmteste Bracke der Antike war aber der Segusier der Gallier, benannt nach dem keltischen Volksstamm der Segusianer, die zwischen Loire und Rhone ansässig waren. Nach Arrianus Flavius (um 95 bis 180 n. Chr.), einem Römer griechischer Herkunft, zeichnete sich diese Keltenbracke durch eine besonders feine Nase, eine bedächtige Suche und durch langsames, aber leidenschaftliches Jagen mit hellem Hals aus. Arrian vergleicht ihren Gesichtsausdruck mit dem von Straßenbettlern; sie böten einen leidvollen Anblick und die am höchsten im Blute stehenden Hunde sähen besonders unglücklich aus. Arrian spielt hier auf die langen, tief angesetzten Behänge und die lose, viele Falten werfende Kopfhaut der Keltenbracke an.

Heute gilt die Keltenbracke als Ausgangsrasse für die Bracken des Westens. Auch die Bracken der Mitte dürften wohl alle auf diese Stammrasse zurückzuführen sein. Leider ließ man aber insbesondere in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts viele der lokalen Brackenschläge aussterben, so z.B. die „Rote Hannoversche Haidbracke“ (aus der zusammen mit den alten Leithunden der Hannoversche Schweißhund entstammt), die „Holsteiner Bracke“ oder die „Cronenberger Bracke“.

 

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Wer einen Jagdhund ausbilden will braucht dazu
Einfühlungsvermögen,
Ruhe und Ausgeglichenheit,
Konsequenz und Geduld.
Wer eine Bracke ausbilden will, braucht von allem ein wenig mehr.
(Heimo van Elsbergen)

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