Brandlbracke

Von Silvia Gabler

 

Geschichte

Kynologen gehen davon aus, dass alle heutigen Brackenschläge von den sogenannten Keltenbracken abstammen. Diese waren durch die Völkerwanderungen und Jahrhunderte später auch durch die Kreuzzüge über ganz Europa verbreitet worden.

Das Brackieren dürfte die ursprünglichste Form der Jagd mit Hunden auf das Wild darstellen und ist schon seit dem Altertum bekannt, wie Abbildungen belegen.

Ein eigener Brackenschlag soll bereits im frühen Mittelalter im gesamten Alpenraum existiert haben, Vertreter dieser „Rasse“ wurde als Alpenbracke oder Wildbodenhund bezeichnet. Wenn man der Überlieferung glauben darf, ging bereits um 1500 Kaiser Maximilian I. mit solchen Hunden auf Hochwildjagd. Diese Wildbodenhunde hatten ein dreifarbiges Haarkleid, es war von schwarz-roter Farbe mit weißen Brustlatz und weißen Pfoten. Einige der Alpenbracken waren auch weiß gestiefelt, manche von ihnen wiesen auch einen weißen Halsring auf. Dieser soll schon für die Urbracken charakteristisch gewesen sein.

Alpenbracken oder Wildbodenhunde gelten heute als die direkten Vorfahren der Brandl- wie auch der Tirolerbracke. Leider erging es den Bracken zu Beginn der Reinzucht auch nicht viel besser als vielen anderen Hunderassen(z. B Gordon- und Irish Setter).

1883 kam eine Delegiertenkommission zu dem Schluss, dass nur Bracken mit geringen oder gar keinen weißen Abzeichen zur Zucht zugelassen werden sollten. Heute weiß man, dass dieses „Eliminieren“ von Hunden in der Hundezucht wegen weißer Abzeichen keinesfalls sinnvoll war. Im Gegenteil, man schloss damit Hunde von ausgezeichneten Exterieur (Phänotyp) und auch Genotyp von der Zucht aus und verringerte somit den Genpool, auf den man zurückgreifen konnte, entsprechend. Zur Verbesserung einer Rasse haben derartige Bestimmungen noch nie beitragen können.

Ritter von Frank war der Erste, der sich für die Reinzucht der Brandlbracke einsetzte. Als Zuchtstämme bevorzugte er die so genannten „Kärntner Brandl“ oder „Vieräugl“.

1883 /84 wurde der Standard festgelegt. Aus der ursprünglich dreifarbigem Bracke wurden schwarze Hunde mit lohfarbenen Abzeichen. Die wegen der runden, roten Flecken oberhalb auch Vieräugl genannt wurden. Hunde mit „Vieräugl“ galten schon seit jeher, noch bevor die heutigen Rassen entstanden, als besonders beliebt und wertvoll.

Der erste überhaupt ins österreichische Hundezuchtbuch (ÖHZB) eingetragene Hund war eine Brandlbracke mit dem Namen Bergmann.

Balou, Führer: Markus Gorecki

 

1896 kam es dann durch Rudolf Klotz  zur Gründung des Österreichischen. Brackenklubs, mit Sitz in Wien. Dieser Club löste sich aber bald wieder auf. Als Nestor der österreichischen Brandlbrackenzucht darf wohl Karl Barbolani aus der Steiermark gelten. Seine Barbolani Bracken waren nach dem ersten Weltkrieg auch in Deutschland wohlbekannt. Herzog Ludwig Wilhelm aus Bayern und Rudolf Frieß, der sogenannte „Wachtelvater“, standen mit ihm im regen Zuchtaustausch.

1922 wurde schließlich der Süddeutsche – Österreichische Brackenklub unter Führung des Jagdschriftstellers Grünbauer gegründet.

1934 wurde der Deutsche  und Österreichische Brackenklub in das Österreichische Hundestammbuch eingetragen(ÖHZB). Nachdem Österreich seine Souveränität verloren hatte, wurden 1938 die Bracken-Zuchtvereine zu den Fachschaften Deutsche Bracke und die österreichischen. Brackenrassen zur Fachschaftsgruppe „Hochläufige Bracken“ zusammengeschlossen.

Nach dem zweiten Weltkrieg 1946 nahm der Österreichische Brackenklub seine Arbeit wieder auf.

1950 kam es dann zur einvernehmlichen Auflösung dieses Clubs. Es erfolgten die Gründungen des „Klubs Tirolerbracke“ und des „Österreichischen Brackenverein“. Der Österreichische Brackenverein vertritt auch heute noch die Brandlbracke und die Steirische Rauhaarbracke.

2005 konnten von 34 geplanten Verpaarungen nur 17 verwirklicht werden. Bei diesen fielen  immerhin 124 Welpen (67 Rüden, 57 Hündinnen). In Deutschland werden diese beiden Brackenrassen durch den Deutschen Brackenverein vertreten. Hier erfreut sie sich steigender Beliebtheit, während im Jahre 1997 nur 17 Welpeneintragungen stattfanden, konnten 2003 mit 70 Eintragungen das Hoch erreicht werden, für das letzte Jahr (2006) sind allerdings nur 45 Eintragungen verzeichnet. Dies lag aber nicht an der Nachfrage, sondern vielmehr an der Tatsache, dass, ähnlich wie in Österreich 2005, von den Wurfplanungen für 2006 etliche- aus welchen Gründen auch immer, nicht realisiert werden konnten, so dass viele vorgemerkte Interessenten letztendlich leer ausgingen.

Verwirrend ist, dass sowohl Brandlbracke als auch Tirolerbracke häufig als „Österreichische glatthaarige Bracke“ bezeichnet werden.

Beim VDH ist die Brandlbracke unter dieser Bezeichnung zu finden.

Balou, Führer: Markus Gorecki

 

Verwendung und Wesen

Aufgrund veränderter Gegebenheiten wird die Brandlbracke selbst in ihrem Heimatland Österreich nur noch relativ selten zum Brackieren(siehe Definition unten) eingesetzt. Sie ist ausgezeichnet zum Stöbern auf Rot –und Schwarzwild geeignet. Wie alle Brackenrassen ist die Brandlbracke fährtenlaut (spurlaut). Diese Hunderasse eignet sich sowohl für die Arbeit vor als auch nach dem Schuss.

Durch ihre sehr gute Nasenleistung, ihren Spurwillen und natürlich durch die Spursicherheit bringt sie hervorragende Ergebnisse auf der Wundfährte, sie ist für die Nachsuche auf alle Wildarten geeignet. Aufgrund dieser Vielseitigkeit, einer körperlichen Robustheit und ihrer Leichtführigkeit, die noch dazu mit einem ansprechenden Äußeren gepaart ist –wird sie sowohl in ihrer Heimat als auch in Deutschland, gerne von Berufsjägern und Förstern geführt.

Sie wird –zumindest in Deutschland nur an Jäger abgegeben, wobei sie auch hier meines Erachtens nur in die Hände von Jägern gehört, die oft im Revier sind und die Brandlbracke  auch „arbeitsmäßig“ auslasten können.

Die Brandlbracke in Privathand, was hin und wieder umständehalber vorkommt, braucht einen verständigen Halter, der es versteht, ihre große Jagdpassion in andere Kanäle umzuleiten, und ihr eine entsprechende Ersatzaufgabe bieten kann. So sind Fährtenarbeit und Mantrailing durchaus als Beschäftigung denkbar.

 

 

„Brackieren“

Definition aus „Vor und nach der Jägerprüfung“ Krebs blv

Das Brackieren kann man aus dem Stöbern ableiten, wenn ein Hund, der in der Deckung Wild (z.B. Hase, Fuchs) gefunden hat, dieses spurlaut, nicht nur aus dem umstellten bzw. abzusuchenden »Bogen« hinausjagt, sondern auch weiter zäh und ausdauernd auf der Spur bleibt. Das gejagte Wild kehrt nach kürzerer oder längerer Zeit im weiten Bogen in die Gegend, wo es angejagt wurde, zurück, weil es seinen  vertrauten Wohnbezirk (Territorium) nicht verlässt und in der ihm bekannten Gegend versucht, den langsam folgenden Verfolger abzuschütteln. Brackieren setzt genaue Revierkenntnis voraus und ist am erfolgreichsten in bergigem Gelände mit vorhersehbaren Pässen und Zwangswechseln.

Die Jagdart beansprucht weites Gelände und dementsprechend große Waldreviere.

In Deutschland ist durch die vielen Straßen und hohe Verkehrsdichte das Brackieren fast unmöglich geworden und ein großes Risiko für die Hunde, der Straße überfahren zu werden.

 

 

Standard

FCI – Standard Nr. 63 /18. 06. 1996   /  D

BRANDLBRACKE (VIERÄUGL)

URSPRUNG : Österreich.

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES:  10.10.1995.

VERWENDUNG: Die Brandlbracke ist infolge ihrer besonderen Eignung für den schweren Dienst im Hochgebirge, sowie auch im Flachland als Brackier– und Schweißhund der allgemein beliebte Jagdhund.

KLASSIFIKATION FCI  Gruppe 6   Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen.

Sektion 1.2 Mittelgroße Laufhunde.

Mit Arbeitsprüfung (Brackier- Schweißprüfung).

KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS: Die Brandlbracke gilt als echter Nachkomme der Keltenbracke. Wie bei fast allen Hunderassen älteren Ursprungs gibt es auch bei der Brandlbracke bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts keinen gesicherten Herkunftsnachweis. Das kommt daher, dass  bis zu diesem Zeitpunkt keine geregelte Zucht stattfand.

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD :  Mittelgroß. Kräftiger, langgestreckter, elastischer Körperbau.

VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) : Feinnasig, vor allem auch am Hasen spurlauter Hund, mit Spurwillen, Spursicherheit und angenehmen Wesen.

KOPF :

OBERKOPF :

Schädel: Breit, Hinterhauptbein schwach ausgebildet.

GESICHTSSCHÄDEL :

Nasenschwamm : Schwarz.

Fang: Kräftig. Nasenrücken gerade.

Lefzen: Gut entwickelt, anliegend, durchpigmentiert.

Kiefer / Zähne : Kräftiges Scherengebiss. Gewünscht ist ein vollständiges Gebiss mit 42 Zähnen; das Fehlen von insgesamt 2 PM1 oder PM2 (Prämolaren 1 oder 2) wird toleriert; die M3 (Molaren 3) werden nicht berücksichtigt.

Augen: Klar, dunkelbraun, kein Rot im Augenwinkel zeigend.

Behang: Mittellang, nicht zu breit, hoch angesetzt, unten abgerundet, glatt herabhängend.

HALS : Mittellang, sehr kräftig, Wamme nicht erwünscht.

KÖRPER :

Widerrist: Gut ausgeprägt.

Rücken: Lang.

Lendenpartie: Leicht aufgezogen.

Kruppe: Leicht schräg abfallend.

Brust :  Breit und tief.

RUTE: Lang, verjüngt sich allmählich, etwas gebogen, in der Ruhe  herabhängend, auf der Unterseite grob behaart, nicht zu grobe Bürste.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND: Stark entwickelt, Läufe gerade gestellt, kräftig.

Schultern : Schräggestellt, kräftig bemuskelt.

HINTERHAND :

Allgemeines : Gut gewinkelt.

Oberschenkel: Schlank, mäßig stark entwickelt, lang.

PFOTEN: Kräftig, rund, gewölbt. Zehen eng aneinander, Krallen stark und schwarz, Ballen groß und stark.

GANGWERK : Raumgreifend, elegant.

HAARKLEID

HAAR: Glatthaar, fest anliegend, dicht, voll, elastisch mit

Seidenglanz. Länge ca.2 cm.

FARBE: Schwarz mit wenig, scharf abgesetztem hell – bis dunkelbraunem Brand. Die zwei lohfarbenen Abzeichen über den Augen (Vieräugel) müssen vorhanden sein.

GRÖSSE                                                               48 – 56 cm.

Widerristhöhe :                Rüden                  50 – 56 cm,

Hündinnen         48 – 54 cm.

FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Oberkopf zu schmal.

Fang breit.

Behang faltig, zu spitz, schmal, kurz.

Rute zu kurz, zu dünn, zu stark aufwärts gekrümmt, ohne grobe

Behaarung der Unterseite.

Schwache Läufe.

Scheuheit.

AUSSCHLIESSENDE FEHLER :

Vor- und Rückbiss; Fehlen von mehr als zwei PM1 oder PM2.

Jede andere Färbung als die oben angegebene.

Fehlen von ausgeprägten lohfarbenen Abzeichen über den Augen (Vieräugl).

 

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

 

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Texte zur Geschichte und Verwendung: Silvia Gabler,  www.repage4.de/member/jagdhunde.html

 

Quellenangabe :

Photo auf dieser Seite: „Balou“, Führer: Markus Gorecki (eingestellt von Jürgen Baltes)

Standard FCI www.fci.be

Eintragungszahlen VDH www.vdh.de

Österreichischer Brackenverein www.bracken.at

Hunde Revue Ausgabe 9/2002

Enzyklopädie der Jagdhunde Hans Räber Kosmos Verlag

Vor und nach der Jägerprüfung Krebs BLV