Brauchtum – Jägersprache: Fuchs

Von Ernst-Otto Pieper

 

Der Name Fuchs stammt aus urgermanischer Zeit. Das alte Wort fuhsa wurde abgeleitet vom indogermanischen Stamm puh, peuk = dicht behaart, buschig, auch buschiger Schwanz und bedeutet der „Geschwänzte“. Der indogermanische Name des Fuchses ulp und lip, der in volpes und vulpes enthalten ist, wurde in germanischer Zeit aus Tabugründen (man glaubte, bei Nennung des Namens das Tier zu reizen oder herbeizurufen) nicht genannt werden und wurde aufgegeben.

Das Endungs-s kennzeichnet, wie bei Dachs und Luchs, das männliche Tier, schließt aber dennoch beide Geschlechter ein. Zu Fuchs besteht das Femininum Fähe (auch Fähin, Fohe und Föhe), urgermanisch fuhon, spätalthochdeutsch foha und mittelhochdeutsch vohe.

Nach der Farbe unterscheidet man den Rot-, Birk- oder Goldfuchs (mit weißer Blume) vom dunkler gefärbten Brand- oder Kohlfuchs (mit schwarzer Blume). Beim seltenen Kreuzfuchs „kreuzen“ sich auf dem Rücken ein quer über die Schulter laufender dunkler Streifen mit dem Aalstrich.

Im Unterschied zum schwarzen, graublauen oder silbergrauen Fuchs anderer Länder wird der bei uns heimische Fuchs gemeinhin Rotfuchs genannt.

In der Jägersprache üblich sind die Begriffe Altfuchs und Jungfuchs sowie Sommerfuchs und Winterfuchs. Aus Tiersagen sind die Scherznamen Rotrock, roter Schelm und der Rote bekannt. Eine 1498 in Lübeck gedruckte niederdeutsche Versfassung, Reynke de vos, entwickelte sich im 16. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum zum Bestseller. Darin wird erzählt, wie sich der Übeltäter Reineke, der Fuchs, durch geniale Lügengeschichten und ausgesuchte Bosheiten aus allen prekären Lagen rettet und am Ende gegen seine Widersacher als Sieger durchsetzt.

Der älteste Ausdruck für die vom Fuchs bewohnte Erdhöhle ist Fuchsloch. Des schlechten Geruchs wegen, der besonders während der Aufzuchtzeit der Jungen vor den Röhren herrscht, wurde das altfranzösische Malpertius – so heißt Reinharts (=Reineke) Höhle im „Roman des Renart“ (im „Reineke Fuchs“ Malepartus) – mit Übelloch verdeutscht. Reineke Fuchs ist ein Epos in zwölf Gesängen von Johann Wolfgang Goethe das 1793 entstand.

Im späten Mitteldeutschen wurde Fuchsloch durch Fuchsbau verdrängt. Das Graben eines Baues nennt der Jäger bauen. Der Fuchs steckt oder sitzt im Bau, wenn er eingefahren ist (auch: zu Bau fahren), der Bau wird befahren. Später fährt der Fuchs aus dem Bau.

Es werden unterschieden: Haupt- oder Mutterbau, Nebenbau und Notbau (Fluchtbau), Wurfbau und Aufzuchtbau. Der Bau besteht aus einer oder mehreren Röhren, die mit dem Kessel oder mehreren Kesseln in Verbindung stehen. Haupt- oder Mutterbaue benutzen Fuchs, Dachs, Marderhund, Wildkaninchen und Brandgans hin und wieder gemeinsam.

Die Paarungszeit beim Fuchs wird neben Ranzzeit auch Rollzeit genannt (sie rollen, wenn sie sich begatten). In der Ranz- oder Rollzeit füchselt der Fuchs, d.h. er verbreitet eine unangenehme Wittrung. Die Fähe geht dann alsbald dick und wirft oder wölft eine Hecke oder ein Geheck, oder sie bringt Junge. Während der Ranz, aber auch in kalten Nächten im Dezember und Januar bellt der Fuchs. In der Erregung keckert der Fuchs.

Der Fuchs hat einen Fang mit Gebiss und Fängen, er hat Seher oder Lichter, Gehöre, Läufe mit Pranten oder Branten, eine Lunte oder Standarte, auf deren Oberseite die Viole oder Nelke sitzt. Die Spitze der Lunter heißt Blume. Der Fuchs hat einen Balg, der abgebalgt oder gestreift wird, der Balg ist innen weiß, wenn er vollwertig ist, sonst grün. Der Rüde hat eine Rute oder ein Feuchtglied, die Fähe eine Schnalle.

Den ständig benutzten Weg des Fuchses vom und zum Tagesaufenthalt nennt der Jäger Fuchspass (der Fuchs hält seinen Pass). Fängt der Fuchs Mäuse, so maust er. Ahmt der Jäger das Pfeifen der Maus nach, mäuselt er den Fuchs oder er wird herangemäuselt. Mit der Hasenquäke wird der Fuchs gereizt. Daraufhin läuft der Fuchs an, läuft aufs Reizen, kommt aufs Reizen oder steht aufs Reizen zu.