Brauchtum – Jägersprache: Revier

Von Ernst-Otto Pieper

 

Das mittelhochdeutsche Wort rivier(e) (niederhochdeutsch Revier) wurde kurz vor 1200 als Modewort aus dem Französischen entlehnt. Das französische riviere, ebenes Land entlang einem Wasserlauf und Fluss, stammt aus dem Romanischen und bedeutet im Lateinischen Ufer. Gegen 1195 hatte es im Schweizer Kanton Thurgau die Bedeutung Bach. Von dort drang es rasch in alle oberdeutschen Landschaften, erschien aber erst nach Mitte des 13. Jahrhunderts im mitteldeutschen Sprachraum. Das Wort rivier konnte sich aber neben dem deutschen Gewässernamen Fluss nicht behaupten und verschwand Ende des 17. Jahrhunderts in dieser Bedeutung aus dem deutschen Sprachraum.

In der älteren französischen Bedeutung, ebenes Land entlang einem Wasserlauf, gelangte rivier über das mittelniederländische riviere als „Ufergelände“ ins Mittelfränkische und erschien 1373 in Augsburg, 1560 in Württemberg und breitete sich von dort rasch über alle deutsche Landschaften aus. Der Wortsinn erweiterte sich bald auf eine Gegend, welche sich längs einem Wasser, Wald, Gebirge oder Tal erstreckte, wenig später auch für Gegend allgemein.

Durch die Reiherbeize erhielt Revier die Beziehung zur Jagd – Uferlandschaften wurde bevorzugt für die Reiherbeize genutzt: „Si riten uf die rivier Beizen mit ir vederspiel“. Von der Jagd übernahm die Forstwirtschaft den Begriff für die kleinste forstwirtschaftliche Betriebseinheit.

Kurz nach 1500 erschien im deutschen Sprachraum das Wort revieren, es bezog sich auf das jagdliche umherschweifen und ist heute in den Wendungen gebräuchlich: „der Hund reviert“, wenn er ein Gelände absucht oder abstöbert, „der Hund reviert kurz oder gut“, Greifvögel „revieren“, wenn sie in der Luft nach Beute suchen.