Brauchtum – Jägersprache: Schweiß

Von Ernst-Otto Pieper

 

Das typische Jägerwort Schweiß ist die weidmännische Bezeichnung für das hervortretende Blut bei allem Wild und bei Jagdhunden. Man spricht auch von Fasch, Faisch, Feisch, Farbe und Röte.

Das Wort „Schweiß“ geht auf ur­alte (nordgermanische) sprachliche Wurzeln zurück. Den etymologischen Ursprung findet man im indogermanischen Wort­stamm „swaimen“ von „suaid“ – Schweiß. Hieraus bil­dete sich das germanische Wort „swaita“, woraus sich in den frühen Stufen germa­nischer Sprachen, also im Go­tischen, Altenglischen, Altis­ländischen und auch im Althochdeutschen verschie­dene Wörter, jedoch mit derselben Lautsprache entwi­ckelten. Ihre heutigen Überlieferungen sind zum Beispiel das neuenglische „sweat“ oder das neuniederländische „zweet“, die alle im nicht­jagdlichen Sinne „Schweiß“ bedeuten.

Das deutsche Wort „Schweiß“ bildete sich über die Jahr­hunderte aus dem alt- bezie­hungsweise mittelhochdeut­schen „sweiz“, dem allge­meinen Begriff für Körperfeuchtigkeit.

Aus Kluges Etymologischem       Wörterbuch ist zu entnehmen, dass der Übergang zum heutigen „Blut“ auf der einen Seite und der Wasserverdunstung „Schweiß“ auf der anderen nicht ohne Weiteres zeitlich festzulegen ist.

Beachtenswert ist, dass auch das Altgriechische ne­ben „phonos“ einen zweiten Namen für Blut kennt, näm­lich „haima“, was dem indogermanischen „swaimen“ und auch dem germanische „swaita“ sehr ähnlich ist. Eine weitere Spur führt uns ins Lateinische: Das Sudarion oder Sudarium (vgl. Wort­stamm „suaid“) bezeichnet das Schweißtuch der Veronika in der christlichen Legende. Hier handelt es sich wohl um eine Tabuisierung von Blut im Zusammenhang mit der Passion Christi.

Der weidmännische Begriff Schweiß taucht im Schrifttum zuerst im 13. Jahrhundert auf, in Ovids Metamorphosen des Albrecht von Halberstadt, fehlt aber in lehrhaften Abhandlungen über die Jagd bis zum Ausgang des Mittelalters.

Fasch oder Faisch, im Bayerisch-Österreichischen und teilweise im angrenzenden Schwaben (nicht in der Schweiz), als weidmännischer Ausdruck für aus dem Wildkörper hervortretendes Blut, ist möglicherweise eine Ableitung von Feist.

Abgeleitete Begriffe:

  • Abtropfender Schweiß des angeschossenen Wildes markiert die Schweißfährte oder Schweißspur.
  • Unter dem Begriff Tropfbett bezeichnet der Jäger eine Stelle auf der Wundfährte die durch hinab tropfenden Schweiß eines angeschossenen, jedoch noch lebenden Stückes Wild durch Verharren auf einer Stelle entstanden ist. Im Gegensatz dazu entsteht ein Wundbett, wenn sich das verletzte Wild niedergetan hat.
  • Zur Arbeit in Hochwildrevieren, vor allem aber zur Nachsuche von angeschweißtem Rot- und anderem Schalenwild eingesetzte Jagdhunde werden als Schweißhunde bezeichnet.

 

Den richtigen jagdlichen Gebrauch des Wortes „Schweiß“ sollte man sich hin und wie­der ins Gedächtnis rufen. Nicht nur fließt Blut im Wild­körper, das erst bei seinem Austritt zu Schweiß wird, sondern ein angeschweißtes Stück verblutet auch im Wundbett. Die Verwendung von „Schweiß“ statt „Blut“ drückt dabei das Anliegen des Jägers aus, einerseits das Wild zu ehren, andererseits aber zwischen Mensch und Tier zu trennen.