Braunes Langohr

Von Ernst-Otto Pieper

Unterordnung:      Fledermäuse (Microchiroptera)
Familie:                  Glattnasenartige (Vespertilionidae)
Gattung:                 Langohrfledermäuse (Plecotus)

Braunes Langohr-Wochenstube bei einer Kastenkontrolle im Segeberger Forst (Foto: E.-O. Pieper)

Kennzeichen:

  • Mittelgroße Art mit langen zarten Ohren.
  • Das meist hellbraune Gesicht wirkt, durch das aufgetriebene Drüsenfeldpaar am Nasenrücken, kurz.
  • Daumen und Daumenkralle lang.

Fell:    

  • Das lange und lockere Rückenfell ist hell graubraun bis braun, oft mit rötlichem Stich.
  • Unterseite cremefarben bis gelblichgrau.
  • Jungtiere sind insgesamt grauer gefärbt.

Größe / Gewicht:        

  • Kopf-Rumpf-Länge 42 bis 53 mm.
  • Gewicht 4,6 bis 11,3 g.
  • Flügelspannweite 240 bis 290 mm.
  • Weibchen > als Männchen.

Vorkommen:               

  • In ganz Europa, nach Norden bis 63-64°N vorkommend. Östliche Verbreitungsgrenze im Ural und Kaukasus.
  • In ganz Deutschland verbreitet.

Lebensraum:

  • Bewohnt vorwiegend Laub- und Mischwälder vom Tiefland bis in die Mittelgebirge, ist aber auch in Parks, Gärten, Dörfern und lockerer Bebauung anzutreffen.
  • Im Gebirge selten über 1.500 m.

Lebensweise:

  • Braune Langohren sind weitgehend ortstreu. Besonders Weibchen haben eine starke Bindung an die Geburtswochenstube.
  • Baum- und Kastenquartiere werden regelmäßig alle 1 bis 5 Tage in einem Umkreis von wenigen hundert Metern gewechselt.
  • Zwischen Fortpflanzungsgebiet und Winterquartier liegen meist nur wenige Kilometer.
  • Winterquartiere können praktisch überall sein (Keller, Brunnenschächte, Höhlen und Stollen, Blockhalden, Baumhöhlen u.a.).
  • Die Art ist relativ kältehart (kurzzeitig ertragen sie auch Temperaturen unter 0°C.
  • Winterschlaf von Oktober/November bis etwa März.

Ernährung:

  • Ausflug zur Jagd erst in der Dunkelheit.
  • Sehr wendiger, langsam-gaukelnder Flug. Zum Rüttelflug befähigt.
  • Fängt sowohl Fluginsekten wie Nachtfalter als auch Spinnen, Weberknechte und Raupen, die von Blättern und anderen Unterlagen abgesammelt werden.
  • Typisch für das Vorkommen von Langohrfledermäusen sind ihre festen Fraßplätze.
  • Getrunken wird meist im Flug direkt von der Wasseroberfläche.

Alter:

  • Höchstalter 30 Jahre.

Lautäußerungen:

  • Ortungsrufe: Hauptfrequenz 25 bis 35 kHz.
  • Ruflänge: 2 bis 5 ms.
  • Rufe/s: 8,3 bis 25.
  • Hörweite: 3 bis 7 m („flüsternde Fledermaus“).

Fortpflanzung:

  • Geschlechtsreife meist erst im zweiten Lebensjahr.
  • Wochenstuben in Baumhöhlen, Fledermaus- und Singvogelkästen. In Häusern im Dachstuhl versteckt in Spalten oder hinter Verkleidungen. Wochenstubengröße meist zwischen 10 bis 50 Weibchen.
  • Ab Mitte Juni wird 1 Jungtier geboren, selten 2 Junge.
  • Jungtiere sind nach 5 bis 6 Wochen voll flugfähig.
  • Männchen sind den Sommer über solitär.
  • Paarungen ab August bis in den April, vermutlich liegt die Hauptpaarungszeit im Winter.
  • Die Samen werden im Fortpflanzungstrakt des Weibchens aufbewahrt, erst im Frühjahr kommt es zur Befruchtung.

Kot:

  • Kotdurchmesser: 2,5 bis 3 mm.
  • Kotballen langgestreckt.

Krankheiten / Verluste:

  • Verluste durch tag- und nachtaktive Raubtiere, vor allem Katzen; Eulen; Windkraftanlagen.
  • Gefährdung vor allem durch Fällung von quartierbietenden Bäumen und Zerstörung oder Versiegelung ihrer Winterquartiere.
  • Durch den Einsatz von Insektiziden bei der Bekämpfung von Forstschädlingen, wie dem Maikäfer oder dem Prozessionsspinner, wird nicht nur der Insektenreichtum reduziert, er führt auch zu einer Anreicherung der Wirkstoffe in den Fledermäusen und damit zu einer Vergiftung der Tiere.

Schutz:

  • Streng geschützte Art.
  • In der Roten Liste auf der Vorwarnliste.