Christian Ludwig Brehm zum 230. Geburtstag

Von Ernst-Otto Pieper

Der Name Christian Ludwig Brehm ist untrennbar mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Ornithologie in Mitteleuropa verbunden.

Brehm wurde am 24. Januar 1787 in Schönau vor dem Walde als Sohn des Schönauer Pfarrers und dessen Ehefrau Sophia Christina Philippa geboren. Er besuchte in Gotha das Gymnasium und begann 1809 in Jena das Studium der Theologie. Nach dem Studium wirkte er als Hauslehrer in Lausitz. Am 8. März 1812 wurde er in Altenburg zum Pfarrer in Drackendorf ordiniert. Bereits zu Weihnachten des gleichen Jahres verließ er diese Stelle und übernahm zu Beginn des Jahres 1813 das Pfarramt in Unterrenthendorf. Diesen Ort verließ er in seiner 50-jährigen Tätigkeit als Pfarrer nur selten.

In seine wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der Ornithologie investierte er viel Zeit, was ihn den Spitznamen „Vogelpastor“ einbrachte. Einen großen Namen machte er sich mit seiner umfassenden Sammlung von Vogelbälgen sowie Veröffentlichungen zur Taxonomie der Vögel und Schriften zum Fang, zur Haltung und Präparation von Vögeln.

Brehm war zweimal verheiratet und hatte insgesamt 14 Kinder, von denen jedoch nur wenige das erste Lebensjahr überlebten.

Das heutige Renthendorf bestand früher aus den beiden eigenständigen Gemeinden Unter- und Oberrenthendorf. Der Ort zieht sich über mehr als vier Kilometer an dem kleinen Flüsschen Roda entlang. Zu Lebzeiten von Brehm gab es dort keine durchgehende Dorfstraße. Diese damalige Landschaft bot dem Vogelpastor und auch seinem Sohn Alfred Edmund reiche Möglichkeiten zu Vogelstudien.

Alfred Edmund Brehm, der berühmte Sohn, schrieb: „Als der Vater nach Renthendorf kam, waren die Wälder der Umgegend Urwaldungen zu vergleichen. Das Schrotgewehr, welches er meisterhaft zu handhaben verstand, reichte oft nicht bis zu den Wipfeln der Bäume hinauf. In diesen Wäldern hat er Jahre seines Lebens verlebt……“.

Zu Lebzeiten des großen Ornithologen war das Vogelfangen noch allgemein Sitte. Schon in seiner Schulzeit sammelte Christian Ludwig über 200 Vogelbälge und erlernte das Präparieren von Vögeln. Seine spätere Vogelsammlung wurde zur Grundlage seiner großen wissenschaftlichen Leistung. Schlussendlich besaß er mit 15.000 etikettierten Bälgen eine wissenschaftlich geordnete Sammlung, die an Umfang alle vergleichbaren seiner Zeit übertraf und welche aufgrund von Brehms akribischer Datenaufnahme bis zum heutigen Tag von Wert für die Biodiversitätsforschung ist. Diese Sammlung diente auch seinem Sohn Alfred Edmund sowie dem Ornithologen Johann Friedrich Naumann (1780 – 1857) als Forschungsobjekt.

Der Naturforscher Brehm wollte mit seinen Werken die Menschen zur Beschäftigung mit vogelkundlichen Problemen anregen. Unter ihnen sind die „Ornis“, die erste ornithologische Zeitschrift der Welt, und sein dreibändiges Erstlingswerk „Beiträge zur Vogelkunde“ besonders hervorzuheben. Die „Beiträge“ begründeten Brehms Ruf als Naturforscher. Auch im Ausland erwarb er sich wissenschaftliches Ansehen.

Forschungsreisen konnte Christian Ludwig Brehm nicht unternehmen. Er führte aber eine ausgedehnte Korrespondenz mit Gleichgesinnten in nah und fern.

Noch zu Lebzeiten wurde Brehm für sein wissenschaftliches Werk vielfach hoch geehrt, und es wurden ihm Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen übertragen. Im Jahre 1822 erfolgte die Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (älteste dauerhaft existierende naturforschende Akademie der Welt) und 1858, anlässlich des dreihundertjährigen Bestehens der Universität Jena, wird Christian Ludwig Brehm die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät verliehen.

Sechs Jahre später, am 23. Juni 1864, stirbt der große Ornithologe in seinem Pfarrhaus in Renthendorf.