Eptesicus serotinus (SCHREBER, 1774)
Von Ernst-Otto Pieper
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Familie: Glattnasenartige (Vespertilionidae)
Gattung: Breitflügelfledermäuse (Eptisicus)
Von den 25 Arten dieser Gattung leben 2 in Deutschland
Kennzeichen:
- Schwarzbraunes bis schwarzes Gesicht
- Ohren, Gesicht und Flughaut schwarzbraun
- Gehört zu den größeren europäischen Fledermausarten
- Stumpf zugespitzter Tragus, der etwa 1/3 der Ohrlänge erreicht.
- Ohren spitz abgerundet, wirken fast dreieckig.
Fell:
- Bauchfell etwas heller als Rückenfell und meist gelbbraun
- Dunkelbraune bis schwarzbraune, manchmal auch mit helleren, gelblichbraunen Haarspitzen.
- Rückenfell meist etwas glänzend.
- Jungtiere sind zunächst hell gelbgrau gefärbt.
Größe / Gewicht:
- Kopf-Rumpf-Länge 62 bis 82 mm.
- Gewicht 17 bis 33 g.
- Flügelspannweite 32 bis 38 cm.
Vorkommen:
- In ganz Deutschland vorkommend.
- Bevorzugt tiefere Lagen (im Gebirge bis 700 m ü. NN).
Lebensraum:
- Typische gebäudebewohnende Fledermausart. Sowohl die Wochenstuben als auch die einzeln lebenden Männchen suchen sich Spalten an und in Gebäuden als Quartier.
- Natürliche Quartiere in Baumhöhlen oder Felsspalten sind für die Breitflügelfledermaus nur aus Südeuropa bekannt.
- Die Art gilt als ortstreu.
Lebensweise:
- Jagdbeginn etwa 20 bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang.
- Jagdreviere können bis zu 8 km vom Schlafquartier entfernt sein.
- Die Jagdgebiete liegen meist im Offenland. Baumbestandene Weiden, Gärten, Parks, Hecken und Waldränder werden hier häufig genutzt.
- Im Siedlungsgebiet jagt sie häufig um Straßenbeleuchtungen.
- Der Jagdflug ist relativ langsam (etwa 15 km/h) und meist in einer Höhe von 3 bis 5 m.
- Winterschlaf etwa von Oktober bis März/April. Es werden keine langen Wanderungen zum Winterquartier unternommen (meist unter 50 km).
- Die Quartiere sind oft sehr kalt (bis unter 0°) und trocken.
Ernährung:
- Hauptsächlich große Schmetterlinge und Käfer, sowie Dipteren.
- Breitflügelfledermäuse können ihre Beutetiere sowohl auf dem Boden als auch im Flug erbeuten.
Alter:
- Höchstalter 24 Jahre
Lautäußerungen:
- Ortungsrufe: Hauptfrequenz 24 bis 27 kHz
- Ruflänge 8 bis 16 ms.
- 3,4 bis 7,5 Rufe/s.
- Hörweite 70 bis 90 m.
Fortpflanzung:
- Wochenstuben (20 bis 50 Weibchen) werden ab April/Mai bezogen.
- Geburt des Jungen (sehr selten 2) wird in der zweiten Junihälfte geboren und ist nach etwa 6 Wochen selbstständig.
- Geschlechtsreife wahrscheinlich erst im 2. Lebensjahr.
Kot:
- Kotdurchmesser: 3 bis 4 mm.
Krankheiten / Verluste:
- Die Fledermaustollwut – welche nicht mit der Fuchstollwut identisch ist – wird vom Europäischen Fledermausvirus (European Bat Lyssavirus, EBLV, Typ I u. II) ausgelöst und wurde 2003 insgesamt 13-mal in Deutschland festgestellt. Am häufigsten ist die Breitflügelfledermaus infiziert.
- Verluste durch tag- und nachtaktive Raubtiere, vor allem Katzen; Eulen; Windkraftanlagen.
- Gefährdung vor allem durch Fällung von quartierbietenden Bäumen und Zerstörung oder Versiegelung ihrer Winterquartiere.
- Durch den Einsatz von Insektiziden bei der Bekämpfung von Forstschädlingen, wie dem Maikäfer oder dem Prozessionsspinner, wird nicht nur der Insektenreichtum reduziert, er führt auch zu einer Anreicherung der Wirkstoffe in den Fledermäusen und damit zu einer Vergiftung der Tiere.
Schutz:
- Streng geschützte Art.