Bremsen (Tobanidae)

Von Andrea Dahlhaus

Unliebsame Sauger-Insekten

Wer kennt sie nicht, diese tagaktiven, lästigen Insekten? Bremsen fliegen von ca. April bis August, besonders bei schwülwarmem Wetter. Diese blutsaugenden Insekten sind eine Familie aus der Unterordnung der Fliegen (Brachycera) und gehören  zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera)  Es gibt bis zu 4.000 Bremsenarten weltweit.

In Deutschland kommen die Pferdebremse, die Regenbremse oder die Goldaugenbremse am häufigsten mit Menschen in Kontakt. In Norddeutschland werden sie oft „Dase“, im Westen „Blinder Kuckuck“, im Süden auch „Bräme“ genannt. Sie erkennen, dank ihrer leistungsfähigen Komplexaugen, die Bewegungen von Mensch und Tier und verfolgen sie in hohem Tempo, wenn sie nicht sofort landen können.

Wie aus dem Nichts überfallen sie z. B. Wanderer, Badende, Reiter oder Fahrradfahrer. Sie lassen sich gerne  unbemerkt auf meist nicht erreichbare Körperstellen nieder. Selbst dünne Stoffe hindern sie nicht daran, nach der Landung sofort schmerzhaft zu stechen. Ihre Opfer finden sie durch einen Cocktail verschiedener Gerüche, z. B. Kohlendioxyd, Schweiß oder über die Körpertemperatur. Es stechen, bzw. beißen nur die Weibchen, die Männchen ernähren sich pflanzlich.

Ihre Mundwerkzeuge sind sägeartige Saugrüssel, diese reißen, anders als bei Mücken, eine offene Wunde in die Haut. Sie spritzen vor dem Blutsaugen ein gerinnungshemmendes Sekret „Tabanin“ genannt, das ein Weiterbluten nach dem Saugen verursacht. Vom austretenden Blut, der Lymph-, und Zellflüssigkeit ernährt sich das Weibchen.

Werden sie beim Saugen gestört, sind sie hart im Nehmen. Nach einem Schlag kommen sie sofort zurück, um noch einmal  zuzustechen. Auch verletzt lassen sie vom Opfer nicht ab.

Bremsen lieben Matsch und Schlamm

Männchen sind vorwiegend frühmorgens unterwegs, während die Weibchen gern am späten Vormittag und Nachmittag ihre Opfer suchen. Ihr Lebensraum beschränkt sich auf die Nähe von Sümpfen, Feuchtwiesen oder Waldrändern. Bewaldete Gebiete sind kein natürlicher Lebensraum und nur zur Paarung treffen sich die Geschlechter.

Die Weibchen brauchen nach der Paarung Proteine – also Blut – damit sich die Eier optimal entwickeln können. Diese Eipakete, aus etwa 100 Eiern, werden in der Nähe von Gewässern oder Schlamm abgelegt. Dort entwickeln sich die ca. 12 mm langen, weißen Larven. Diese ernähren sich hauptsächlich von organischen Überresten oder anderen Larven. Die Dauer der Entwicklung hängt von der Temperatur ab, also im warmen Sommer entsprechend schneller. Zur Verpuppung suchen sich die Larven dann trockeneres Gelände. Nach 1 bis 4 Wochen schlüpfen dann die erwachsenen Bremsen. In Mitteleuropa bilden z. B. die Tabaniden eine Generation im Jahr, die erwachsenen Bremsen leben nur 2 bis 4 Wochen.

Normalerweise verläuft ein Bremsenbiss harmlos und es bildet sich nur eine stark juckende, rote Quaddel. Durch die relativ große Wunde können sich aber auch Viren und Bakterien verbreiten.

Auf Menschen können Milzbrand oder Tularämie übertragen werden, bereits nachgewiesen ist auch die Übertragung der Lyme-Borreliose. Die Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi oder verwandte Borrelien aus der Gruppe der Spirochäten ausgelöst wird. Die Erkrankung kann verschiedene Organe in jeweils verschiedenen Stadien und Ausprägungen betreffen, speziell die Haut, das Nervensystem und die Gelenke.

Wir können versuchen, uns gegen die schmerzhaften Stiche durch helle, weite Kleidung zu schützen. Beispielsweise werden Streifenmuster (Zebrastreifen) von den Insekten schlecht erkannt. Sprays und Lotionen z. B. vor dem Ansitzen oder Spaziergang auftragen.Auch Sonnenschutzmittel enthalten manchmal bereits einen Insektenschutz, der auch vor Bremsenstichen bewahren soll.Wenn man die Nerven hat, ruhig aus der Bremsenzone entfernen, denn Angst, Unruhe und heftige Bewegungen verstärken den hoch attraktiven Duftcocktail und seine Verbreitung.