Chapella im Winter 2012/2013

Von Aramis von der Rudolfsau, Engadin – Schweiz

Am 18. April 2010, an einem schönen Frühlingstag, kam ich in Stockerau in Niederösterreich zur Welt. Mit meinen sieben Geschwistern, 2 Rüden und 5 Hündinnen, wuchs ich von meiner Mutter „Aika“ wo

hlbehütet in einem prächtigen Garten mit viel Auslauf und ständigem Kontakt zu unserer liebevollen Züchterfamilie, Wolfgang und Hilde Peintinger, artgerecht auf. Ich war der größte von uns allen und wurde bald auf den Namen „Aramis von der Rudolfsau“ getauft.

Eine Familie aus dem Schweizerischen Hochtal Engadin habe Interesse, einen kräftigen Steirischen Rauhaarbracken-Rüden zu übernehmen. Dass ich der Auserwählte bin, habe ich erst am 19. Juni 2010 realisiert.

Eine vierköpfige Familie besuchte uns. Nach einer ausgiebigen Spielrunde mit den beiden Kindern verabschiedete ich mich von meinen Züchtern und wir fuhren an diesem regnerischen Samstag Richtung Schweiz. Die hohen Berge haben mich sehr fasziniert und ich wurde von meinen beiden neuen Kollegen „Caro“, einem Jura Laufhund und dem Border Collie „Sämi“ rasch in die Gebirgstüchtigkeit eingeführt.

Ich lernte viel Neues kennen und durfte meine Jugend in vollen Zügen genießen. Nach und nach wurde mir bewusst, dass Caro ein ausgebildeter Schweißhund mit einer sehr großen Erfahrung von über 200 Nachsuchen auf Schalenwild ist.

Offensichtlich war ich von meinem Herrchen als Nachfolger von Caro vorgesehen. Mein Herrchen ist nämlich ein „Beamter“ – ein vom Kanton Graubünden angestellter Wildhüter. „Unser“ Aufsichtsgebiet umfasst 114 Quadratkilometer und liegt zwischen 1.600 und 3.400 müM. Die vier Schalenwildarten Rotwild, Rehwild, Gämse und Steinwild sind als Standwild das ganze Jahr vorhanden, wobei das Rotwild der wichtigste Paarhufer bei uns ist. Mit zunehmendem Alter wurde ich spielerisch auf meine zukünftige Arbeit als Schweißhund ausgebildet. Ich durfte unzählige Schleppen, Kunstfährten mit und ohne Fährtenschuh und gelegentlich auch echte Schweißfährten, bei denen das Wild nach kurzer Flucht verendet ist, ausarbeiten.

Diese Einsätze führte ich jeweils mit sehr großer Freude und äußerst konzentriert aus. Als ich zu pubertieren begann, hatte ich oft Fieber, war sehr matt und Schmerzen plagten mich in den Gliedmaßen, dass ich kaum geh

en konnte. Diese Symptome befielen mich schubweise und periodisch ca. alle 2 Monate. Zu jenen Zeiten lag ich am liebsten auf dem Rücken, im Büro meines Herrchens und bewegte mich kaum. Regelmäßige Besuche bei meinem Tierarzt waren die Folge, bis er anhand von Röntgenbildern herausgefunden hatte, dass ich an „Panostitis“, einer Wachstumsstörung litt. Mit dem körperlichen Wachstumsabschluss waren auch meine gesundheitlichen Probleme besiegt. Meine ganze Familie war sehr froh, dass ich mich wieder meinen bevorzugten Beschäftigungen rund um das Wild widmen konnte.

Sehr gut vorbereitet trat ich mit 14 Monaten, im Juni 2011 zur 500 Meter Übernacht Schweißpr

üfung de

s Bündner Schweißhundeclubs an. Wie gewohnt arbeitete ich auch die gespritzte Prüfungsfährte sehr konzentriert und äußerst genau. Als wir zum Stück kamen hatte auch mein Herrchen sehr große Freude, dass wir als

Team diese Hürde gemeistert haben und ich ab nun als Diensthund offiziell

eingesetzt werden durfte. Gespannt war ich auf die bevorstehende dreiwöchige Hochjagd. Bereits in den ersten Jagdtagen führte ich eine Suche auf einen Rehbock mit einem Vorderlaufschuss aus.

Auch auf den weiteren Nachsuchen zeigte ich mich von meiner besten Seite und mein Herrchen und ich hatten jeweils große Freude, wenn die Leistungen der Steirischen Rauhaarbracke von den Schweizer Jägern anerkennend zur Kenntnis genommen wurden.

Durch die beachtlichen Abschusszahlen in unserem Aufsichtsgebiet von jährlich 180 Stück Rotwild, 80 bis 100 Stück Rehwild, 120 Gämsen und 15 bis 20 Steinböcken fällt während den Jagden in den Monaten September bis Dezember regelmäßig Arbeit an.

Zusätzlich werde ich bei Verkehrsunfällen eingesetzt. Ich bin sehr stolz, bereits im Alter von 2 Jahren als Schweißhund für Zweitsuchen aufgeboten zu werden und mein Leistungsvermögen mit einer sehr ruhigen, konzentrierten, spursicheren und ausdauernden Arbeit auch anderen Hundeführern zu zeigen und Werbung für die STRBR in der Schweiz zu machen.

Um Höchstleistungen zu erbringen ist es für uns Bracken jedoch sehr wichtig, dass wir Familienanschluss genießen dürfen und von den Familienmitgliedern Anerkennung erfahren.

In diesem Sinne gehört es auch dazu, dass die Ausrüstung den Anforderungen entspricht und für die Hatz, die für mich das größte aller Gefühle ist, bei uns im Gebirge ein GPS-Gerät eingesetzt wird. In den ersten Januartagen 2013 durfte ich meine 54. Nachsuche absolvieren und es ist für mich und mein Herrchen erfüllend durch die Aneignung einer großen Erfahrung noch leistungsfähiger zu werden.

Für das leistungsorientierte Handeln und die entsprechenden Weichenstellungen zu Gunsten von uns Bracken gebührt den Verantwortlichen des Österreichischen Brackenvereins ein sehr großer Dank.

In diesem Sinne danke ich auch ganz herzlich meinen Züchtern, Wolfgang und Hilde Peintinger in Stockerau für die weitsichtige Zucht und die liebevollen Jugendtage die ich bei ihnen und meiner Mutter „Aika“ verbringen durfte.

Brackenheil