Curly Coated Retriever

Von Silvia Gabler

Geschichte

Der Curly Coated Retriever zählt heutzutage zu den kaum bekannten Retrieverschlägen, dabei darf dieser Retriever für sich in Anspruch nehmen, die älteste englische Retriever-Rasse zu sein. Der Rassetyp selbst ist seit über 400 Jahren bekannt.

Abbildungen aus dem 18. Jahrhundert zeigen, dass ein Hund dieses Typs schon zu damaligen Zeiten  existent war. Feststehen dürfte auch, dass, wie auch bei den anderen Retrievern mit Ausnahme des Duck Tolling Retrievers, der St. John’s Hund zu seinen Vorfahren zu zählen ist.

Das harte, gelockte Fell stammt vermutlich vom English Waterdog des alten Typs. Über weitere Einkreuzungen existieren durchaus unterschiedliche Meinungen. Die Beteiligung von Pointern und Settern am heutigen Curly ist nicht ganz ausgeschlossen, auch wenn die lockige Fellstruktur eigentlich gegen diese Theorie spricht. Vermutlich wurden auch Pudel und Irish Water Spaniel eingekreuzt. Bereits 1854 erfolgt die Anerkennung dieser Rasse durch den englischen Kennel Club. Der erste Curly Coated Retriever Club wurde in England 1886 gegründet

Um 1900  war der Curly Coated Retriever in England und Schottland sehr populär. Diese Hunde wurden mit Vorliebe von Förstern und Wildhütern geführt, die oft mehrere Curlys besaßen. Man verwendete den Curly Coated Retriever als Jagdgebrauchshund, der sowohl selbstständig als auch nach Einweisung arbeitete, und wusste ihn sowohl  als Schutzhund gegen Wilddiebe, als auch zur  Bewachung von Haus und Hof zu schätzen. Er wurde aber in erster Linie zur Wasserjagd und vom Einzeljäger verwendet, oder  auch, wie einst der legendäre St. John’s Hund, von Fischern zum Ausbringen und Einholen der Netze und Leinen.

In Australien, wo die Curlys ungefähr ebenso lange bekannt sind, wie in ihrem Ursprungsland, werden sie auch heute noch von  Farmern sehr vielseitig eingesetzt. Sie sind dort nicht nur zuverlässige und zähe Begleiter bei der Jagd auf Enten oder Kängurus, sondern bewähren sich sogar als Viehtreiber und aufmerksame Wachhunde. Selbst in Neuseeland, in das die Curly Coated Retriever 1889 eingeführt wurden, lassen sie heute noch  als Jagdgebrauchshunde finden.

In Skandinavien findet dieser widerstandsfähige Retriever sogar als Schlittenhund Verwendung. Trotz ihrer geradezu enormen  Vielseitigkeit wurden die Curly Coated Retriever schon bald auch in ihrem Heimatland in der Beliebtheitsskala durch andere Retriever Rassen verdrängt. Es ist wohl nur einigen begeisterten Anhängern dieser Rasse zu verdanken, dass sie nicht ausgestorben ist. In den USA wurde diese Rasse zum ersten Mal 1907 vorgestellt, die erste Eintragung beim American Kennel Club erfolgte aber erst 17 Jahre später.

Besonders große Verbreitung hat diese Rasse aber nie gefunden. So dürften heute weltweit nur circa eintausend dieser Hunde registriert sein. In Deutschland soll es sich derzeit eine geschätzte Anzahl von Curlys handeln, die sich etwa um einhundert bewegt. Betrachtet man die Welpenstatistik der letzten zehn Jahr beim VDH, so findet man beim Curly Coated Retriever nur 2003, 2005 und 2006 Eintragungen. Mit 9 für 2003, 9 für 2005 und 7 für 2006 und 10 im Jahre 2007,  was jeweils ein bis zwei Würfe bedeuten dürfte, so sind sie verschwindend gering. Beim DRC sind derzeit(Stand August 2008) auch nur drei Züchter eingetragen, die in den letzten drei Jahren aktiv waren, insgesamt dürfte es sich hierzulande  um 5-6 Zuchtstätten für den Curly handeln.

Es bleibt abzuwarten, ob es dem Curly Coated Retriever gelingen wird, auf dem Europäischen Festland richtig Fuß zu fassen.

Verwendung und Wesen

Obwohl es sich beim Curly Coated Retriever um einen vielseitigen und unermüdlichen Jagdbegleiter handelt, spielt für diese Rasse der jagdliche Einsatz, zumindest Deutschland betreffend, keine Rolle. Das dürfte aber zum einem an der Tatsache, dass kaum ein einheimischer Jäger diese Hunderasse kennen und schätzen gelernt hat, zum anderen vielleicht auch daran liegen, dass man den Curly Coated Retriever im Gegensatz zum Golden-, Labrador- und Flat Coated Retriever nicht unbedingt die Wesensart „will to please“ nachsagt.

So sieht man den Curly Coated Retriever hierzulande gelegentlich bei Hundeausstellungen, aber bedauerlicherweise nicht im jagdlichen Einsatz.

In der Familie, insbesondere mit Kindern, zeigt sich der Curly sanft und liebesbedürftig. Fremden gegenüber verhält er sich zwar freundlich, aber eben doch reserviert. Er erweist sich als guter Wächter für seine Familie und das eigene Territorium. Der Curly schließt sich eng an seinen Besitzer und an seine Familie an. Schon deshalb ist er als reiner Zwingerhund ebenso ungeeignet wie jeder andere Hund.

Da sich der Curly Coated Retriever, ähnlich dem Chesapeake Bay Retriever, physisch und psychisch ausgesprochen langsam  entwickelt und somit als Spätentwickler bezeichnet werden kann, Rüden sollen erst, glaubt man einigen Quellen, mit circa drei Jahren vollständig ausgewachsen sein, benötigt man als Halter viel Zeit und liebevolle Konsequenz bei der Ausbildung.

Mit Ungeduld und Härte lassen sich bei dieser lebhaften und intelligenten Hunderasse keine positiven Ergebnisse herbeiführen. Wer seinen Curly nicht jagdlich führt, sollte auf jeden Fall das vielseitige Beschäftigungsangebot des Retriever Clubs, angefangen von Obedience, Agility, Dummyarbeit bis über die Fährtenarbeit, nutzen, damit der unbändige Arbeitseifer dieser Hunde in andere Bahnen gelenkt werden kann.

Auch die Ausbildung zum Rettungshund oder Wasserrettungshund ist denkbar.

 

Standard

FCI – Standard Nr. 110 /  22. 01. 1999/  D

CURLY COATED RETRIEVER

ÜBERSETZUNG  : Uwe H. Fischer und Frau R. Binder.

URSPRUNG : Großbritannien

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES: 22.01.1999.

VERWENDUNG : Apportierhund.

KLASSIFIKATION FCI:      Gruppe 8             Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.

Sektion 1             Apportierhunde.

Mit Arbeitsprüfung.

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD : Kräftiger, gut aufgerichteter Hund mit einer gewissen Eleganz und einem unverkennbaren Haarkleid.

VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) : Intelligent, ausgeglichen, verlässlich. Mutig, freundlich, selbstbewusst und unabhängig; kann den Eindruck von zurückhaltend erwecken.

KOPF: Keilförmig im vorderen und seitlichen Profil gesehen. Proportional ausgewogen zur Körpergröße.

OBERKOPF: Schädel und Fang gleich lang. Achsen von Schädel und Fang parallel.

Stop: Gering.

GESICHTSSCHÄDEL:

Nasenschwamm: Schwarz bei schwarzem Haarkleid, braun bei braunem (liver) Haarkleid.

Kiefer / Zähne: Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.

Augen: Groß, nicht hervortretend, ovalförmig, schräg eingesetzt.

Dunkelbraun bei schwarzen Hunden, bei braunen Hunden in einem

Braunton, der mit der Farbe des Haarkleides harmoniert.

Ohren: Eher klein, etwas oberhalb der Augenlinie angesetzt; gut am Kopf anliegend getragen, mit kleinen Locken bedeckt.

HALS: Kräftig, leicht gewölbt, mittellang, ohne lose Kehlhaut, fließend in die schräg zurückliegende Schulterpartie übergehend.

KÖRPER:

Rücken : Rückenlinie kräftig und waagrecht. Die Länge vom Widerrist bis zum Rutenansatz ist etwas grösser als der Abstand vom Widerrist zum Boden.

Lenden: Kurz, tief, kraftvoll.

Brust: Tief, mit gut gewölbten Rippen, im Querschnitt oval;

Brustkorb reicht bis auf Ellenbogenhöhe. Vorbrust sichtbar,

Rippenkorb erstreckt sich weit nach hinten.

Flanken: Leicht aufgezogen.

RUTE: Setzt sich fließend aus der Rückenlinie fort. Sollte annähernd bis zum Sprunggelenk reichen; in der Bewegung gerade getragen, auf derselben Ebene wie die Rückenlinie.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND: Vorderläufe gerade, gut unter den Körper gestellt.

Schultern: Gut zurückgelegt und muskulös.

Oberarm: Ungefähr gleich lang wie Schulterblatt.

Vordermittelfuß: Kräftig.

HINTERHAND: Kräftig, muskulös.

Kniegelenk: Mäßig gewinkelt.

Sprunggelenk: Tief angesetzt und gut gewinkelt.

PFOTEN: Rund, mit eng aneinander liegenden, gut gewölbten Zehen.

GANGWERK : Müheloser, kraftvoller, paralleler Bewegungsablauf mit gutem Vortritt und Schub. Bei zunehmender Geschwindigkeit zeigen die Läufe die Tendenz zu konvergieren.

HAARKLEID

HAAR: Die Körperbehaarung besteht aus einer dicken Masse von kleinen, dichten, festen Locken, die dicht auf der Haut liegen; sie sind verteilt vom Occiput bis zur Rutenspitze. Keine Unterwolle und keine kahlen Stellen. Sonstiges Haar glatt.

FARBE: Schwarz oder braun (liver).

GRÖSSE UND GEWICHT:

Ideale Widerristhöhe:                   Rüden                  67,5 cm (27 ins.)

Hündinnen         62,5 cm (25 ins.).

FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss hinsichtlich Gesundheit und Wohlbefinden des Hundes.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

 

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Texte zur Geschichte und Verwendung:   Silvia Gabler

Quellenangabe:

Standard FCIwww.fci.be

Eintragungszahlen VDH www.vdh.de

Der Hund Ausgabe 4/96

Partner Hund Ausgabe 10/2001

Wild und Hund Ausgabe 19/2006

Enzyklopädie der Jagdhunde Hans Räber Kosmos Verlag

Hunderassen aus aller Welt Adlercreutz Müller Rüschlikon Verlag

Hunderassen  David Alderton blv