Von Ernst-Otto Pieper
Der Hildesheimer Dom hat eine Besonderheit, die ihn weithin bekannt gemacht hat: der so genannte Tausendjährige Rosenstock. Er wächst an der Außenwand der Aspis, im Innenhof des Kreuzganges.
Er wächst dort der Rosenstock-Legende nach seit 815, jedoch lässt sich das genaue Alter nicht mehr bestimmen. Kontinuierlich bezeugt ist der Rosenstock seit mindestens vierhundert Jahren.
Es wird erzählt, dass Kaiser Ludwig der Fromme auf der Jagd mitten im Wald eine Messe lesen lies, wobei das mitgeführte Marien-Reliquiar am Zweig einer Wildrose aufgehängt wurde. Nach der Messe sei es von dem Zweig nicht mehr zu lösen gewesen. Der Kaiser sah darin das Zeichen, hier – und nicht, wie geplant, in Elze – das neue Bistum zu gründen und es der Gottesmutter Maria zu weihen, deren Symbol die Rose ist.
Der Busch fing Feuer, als im 2. Weltkrieg am 22. März 1945 alliierte Spreng- und Brandbomben auf Hildesheim niedergingen. Von der Rose blieb unter den Trümmern nur ein verkohlter Stumpf, aber die Wurzeln blieben unbeschädigt und er konnte wieder austreiben.
Schon wenige Wochen später entwickelten sich 20 neue Triebe. Zwei Jahre später zeigten sich die ersten Blüten. 1948 belief sich die Anzahl der Blüten schon auf 122.
Seither werden die sich neu zweigenden Äste der „Tausendjährigen Rose“ – wie bereits vor der Zerstörung – mit kleinen Blechschildern mit dem Jahr gekennzeichnet, in dem sie neu gewachsen sind.
Als die Hildesheimer Bevölkerung sah, dass der Rosenstrauch neue Triebe entwickelte, nahm sie das als Zeichen des guten Neuanfangs, und die Rose wurde zu einem Wahrzeichen der Stadt.
Die Hildesheimer Rose gilt weltweit als die älteste lebende Rose.