Der Kleine Münsterländer

Von Hans Schwabe, Karlsruhe

 

 Der Kleine Münsterländer – ein Portrait

Ein geflügeltes Wort unter den Jägern besagt „Jagd ohne Hund ist Schund“. Hinter diesem Motto steckt nicht nur Jägerlatein, sondern unter Beachtung der für die Jagd geschaffenen Gesetze ist der Jagdgebrauchshund-Einsatz auch unumgänglich – in den deutschen Jagdgesetzen ist festgelegt, dass ein brauchbarer Jagdhund vorzuhalten ist, um krankes und angeschossenes Wild möglichst schnell auffinden zu können. Neben dem gesetzlichen Auftrag gibt es natürlich auch verschiedene Arten der Jagdausübung, was sich in den einzelnen Jagdhunde-Gruppen widerspiegelt. So muss sich jeder angehende Jagdhunde-Besitzer entscheiden, für welche Aufgaben er seinen Hund einsetzen möchte – ferner sind auch diverse Charaktere und Hunde-Eigenschaften ausschlaggebend, die dem subjektiven Geschmack des Besitzers entgegenkommen sollten. Da diese Entscheidung nicht die einfachste ist, möchte ich in diesem kleinen Portrait eine bestimmte Jagdhunde-Rasse vorstellen, auf die vor über drei Jahrzehnten meine Wahl gefallen ist, die ich bis heute nicht bereue. Als erfolgreicher Züchter und Verbandsrichter habe diese Rasse ins Herz geschlossen – es handelt sich um den kleinsten deutschen Vorstehhund, den Kleinen Münsterländer.

 

Herkunftsgeschichte

Die Entstehung des Kleinen Münsterländers kann heute nicht mehr ganz zweifelsfrei nachvollzogen werden – erste Quellen berichten aber aus der Zeit des 19. Jahrhunderts, wobei es sich vermutlich um langhaarige Wachtelhunde aus dem Münsterland handelte, die aber bereits fest vorstanden, enorme Spursicherheit zeigten und auch gut apportierten. Erste Züchtungen sind daher auch unter dem Namen „Heidewachtel“ bekannt. Ferner gibt es auch die Hypothese, dass der Kleine Münsterländer 1904 als Weiterzüchtung des „Epagneul-Breton“ von Offizieren Napoleons I. nach Westfalen gebracht wurde. Im Jahr 1921 wurden dann erstmals einheitliche Rassenmerkmale in einem wissenschaftlichen Werk von Friedrich Jungklaus publiziert. In den kommenden Jahren zeigte sich eine rasche Verbreitung des KlM, so dass heute die Zahl der jährlich eingetragenen Welpen bei ungefähr 1100 liegt.

 

Wesen des Hundes

Der KlM ist ein vielseitiger, leicht zu führender Jagdgebrauchshund mit großer Arbeitsfreude. Seine hohe Intelligenz und Anhänglichkeit stechen hervor. Er begreift seine Aufgabe rasch und wertet seine Jagderfahrung schnell aus. Er lebt gerne in der Familie, muss aber lernen und üben, sich einzufügen. Seine Vorzüge sind ausgeprägter Spurwille und eine angewölfte Bringfreudigkeit sowie seine Wasserpassion.

 

Rassemerkmale

Man unterscheidet heute einen braun-weiß gekennzeichneten Schlag und die Braunschimmel, wobei Hündinnen eine Schulterhöhe von ungefähr 50-54cm und Rüden von 52-56cm haben. Charakteristisch sind seine eleganten Bewegungen und die federnde Gangart. Das mittellange Haar ist hart, auf der Kruppe und dem Behang zumeist leicht gewellt. Die Augen sind braun bis dunkelbraun, ebenso der Nasenschwamm. Die lange Rute mit der halblangen breiten Fahne rundet das Erscheinungsbild des Hundes ab. Der Standard des KlM legt nicht nur Körperformen und Aussehen fest, es steckt vielmehr der tiefere Sinn der Gewährleistung für dessen Arbeitstüchtigkeit dahinter – er soll in Wasser, Wald und Feld, bei Sturm, Regen, Schnee und allen sonstigen Wetterbedingungen leistungsfähig und seinen Aufgaben im vielseitigen Jagdbetrieb gewachsen sein und gesund bleiben. Diese Forderung wird vor allem durch die Regelungen des Verbands für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH) und der Fédération Cynologique Internationale (F.C.I) überwacht und durch das Ausstellen von Stammtafeln des Verbandes sichergestellt. Bereits in der 80iger Jahren wurde von Seiten des KlM-Verbandes eine Zuchtwertschätzung aufgebaut, damit langfristig die positiven sowie negativen genetischen Eigenschaften auswertbar sind. Die Ergebnisse stehen allen Züchtern zur Verfügung und geben wichtige Hinweise für die weitere Zuchtplanung. Ferner bietet sie dem Jäger, der einen KlM erwerben möchte die Möglichkeit, sich für einen Welpen zu entscheiden, dessen Zuchterwartungswerte seinem persönlichen Geschmack bzw. seinen jagdlichen Möglichkeiten entsprechen.

 

Resümee

Obwohl es sich bei dem Kleinen Münsterländer um einen Vorstehhund handelt, wird er heute vielmehr universell im Jagdbetrieb eingesetzt – sowohl bei den Arbeiten vor als auch nach dem Schuss.
Dies hängt natürlich auch eng mit den gewandelten Jagdbedingungen zusammen – die Feldarbeit steht für viele Jäger nicht mehr im Vordergrund, dahingegen steigen in vielen Bundesländern die Anforderungen hinsichtlich der Bejagung von Schwarzwildpopulationen oder die Nachsuchearbeit. Durch seine anhängliche und anpassungsfähige Art sowie seine mittlere Statur eignet sich der KlM auch unter geänderten politischen Bedingungen zur Haltung in einer urbanen Umgebung. Diese Tatsachen rechtfertigen wohl zurecht die wachsende Beliebtheit dieser Jagdhunderasse.

 

Weiterführendes

Für weiterführende Informationen rund um den Kleinen Münsterländer ist üblicherweise die Landesgruppe ihres Wohnsitzes zuständig – neben Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen findet hier auch eine Betreuung in Form von Ausbildungslehrgängen und Prüfungsvorbereitungen statt. Einzelne Adressen finden Sie auch im Internet unter www.verband-klm.de