Riesewohld – Dithmarschens KultUrwald

Von Ernst-Otto Pieper

Wer an Schleswig-Holsteins Westküste Urlaub macht oder in der Umgebung für einige Tage Ruhe und Entspannung sucht, sollte nicht versäumen, im Kreis Dithmarschen den Riesewohld zu besuchen.

Der Wald befindet sich für deutsche Verhältnisse noch ungewöhnlich nahe am Zustand eines echten Urwaldes. So weist der Riesewohld von nährstoffarmen Eichenwäldern über mesotrophe Buchenwälder bis zu lebermoosreichen Bruchwäldern nahezu alle Facetten eines mitteleuropäischen Urwaldes auf. Mit sieben Quadratkilometern handelt sich um das größte Waldgebiet in Dithmarschen, teilweise steht er unter Naturschutz.

Der Riesewohld, wie heute das Waldgebiet zwischen Westerwohld, Osterwohld, Odderade, Sarzbüttel und Tensbüttel-Röst genannt wird, ist geschichtlich gesehen ein Bauernwald, der durch stark zersplitterten Besitz eine mosaikartige Struktur verschiedener Waldtypen und Waldnutzungen bildet. Weder Landes- noch Gutsherren oder die Kirche hatten hier je das Sagen. Zu einer einheitlichen Bewirtschaftung des Waldes kam es nie. So und durch die stark eingeschränkte Nutzbarkeit feuchterer Laubwaldareale konnten sich besonders wertvolle naturnahe Lebensräume erhalten oder ausbilden. Nadelholzkulturen, vor allem im Norden und Südosten, geben Teilen des Gebietes den Charakter eines Wirtschaftswaldes. Neue großflächige Erwerbungen durch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bedeuten nicht nur eine Sicherung des Bestandes, sondern erstmals eine Behandlung großer Waldflächen nach gleichen Kriterien. So ist zukünftig ein zwar naturnäheres, aber andersartiges Waldbild als heutzutage zu erwarten.

Der in der Heide-Itzehoer Geest gelegene Wald profitiert vom Steigungsregen der nahe gelegenen Nordsee und ist deshalb sehr wasserreich. In ihm sprudeln zahlreiche Quellen.

Fünffingerlinde Foto: E.-O. Pieper

Hier gibt es den in Schleswig-Holstein vielseitigsten Bestand an seltenen oder selten gewordenen Pilzarten. Der Boden ist Lebensraum vieler seltener Waldblumen, Farne, Schachtelhalme, Moose und Bärlappe. Auch unter den Baumarten sind neben den Hauptbaumarten Buche, Stieleiche und Esche einige Raritäten zu entdecken wie z.B. Flatterulme und Winterlinde. An einigen Stellen sind auch die Hinterlassenschaften der Steinzeitjäger und –bauern sowie mittelalterlicher Siedlungen zu entdecken.

Von Ende März bis Ende Oktober ist sonntags von 1400 bis 1700 Uhr die mitten im Wald gelegene Infostation geöffnet (Eintritt frei). Hier erhält man alle wichtigen Informationen zur Natur und Kultur im Riesewohld. Hier liegt auch ein Plan für mehrere Wandertouren aus.

Infostation im Riesewohld Foto: E.-O. Pieper

Nähere Auskünfte erhalten Sie über www.museum-albersdorf.de/riesewohld oder Tel. 0481-88553 oder 04804-545.