Der Weg zum anerkannten Nachsuchengespann in Bayern

Von Beatrice Esche, Deutscher Bracken-Club e. V.

Seit Mitte September sind Amor von den Schlummis und ich ein anerkanntes Nachsuchengespann im Bayerischen Jagdverband. Anerkannte Nachsuchengespanne werden von der jeweiligen Kreisgruppe bzw. Kreisverband vorgeschlagen. Nach Einreichung und Prüfung erkennt der Bayerische Jagdverband (BJV) das Gespann dann an. Unbestritten ist die Nachsuche die Domaine der Schweißhunde. Der Hannoveraner Schweißhund, der Bayerische Gebirgsschweißhund und die Alpenländische Dachsbracke sind die Spezialisten auf der Nachsuche. Trotzdem können auch Vertreter anderer Jagdhunderassen als Nachsuchengespann anerkannt werden., wie zum Beispiel die Westfälische Dachsbracke (WDBr).

Neben dem Einsatz der Westfälischen Dachsbracke als Stöberhund zählt auch die Nachsuche auf Schalenwild zu ihren Verwendungsmöglichkeiten. Mit Amor von den Schlummis darf ich eine WDBr führen, die sich schon sehr früh auf der Kunstfährte talentiert zeigte. Mehr aus Spaß an der Freud „trainierten“ Amor und ich auch nach der bestandenen Fährtenschuhprüfung (FSP) weiter.

Unser nächstes Ziel war die Verbandsfährtenschuhprüfung (VFSP). Ungeeignetes Wetter störte uns nicht, wir übten 1–2-mal die Woche. Länge und Standzeit gestaltete ich unterschiedlich, auch baute ich „Schwierigkeiten“ ein. Es ging dicht an der Dickung vorbei, in welcher Rehe ihren Einstand hatten, oder durch die Suhle, in der sich nachts die Sauen vergnügt hatten.

Auch Wege, Äcker, Wiesen oder das Überqueren von Straßen baute ich ein. Ganz einfach war es nicht immer, vor allem in der Zeit der Drückjagden. Da musste ich schon hin und wieder mit Amor diskutieren, welche Arbeit ich jetzt von ihm erwartete, stöbern oder nachsuchen. Zwei Tage nach seinem zweiten Geburtstag – für die Prüfung muss der Hund zwei Jahre alt sein – absolvierten wir die VFSP in den Westlichen Wäldern bei Augsburg als Suchensieger.

Kurz nach dieser Prüfung wurde ich von der Kreisgruppe angefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich mit Amor als Nachsuchengespann anerkennen zu lassen, um der Kreisgruppe als solches zur Verfügung zu stehen. Mit diesem Thema hatte ich mich noch nie beschäftigt und fragte nach, welche Voraussetzungen dafür notwendig seien. Es waren doch so einige.

Natürlich bedarf es eines gültigen Jagdscheines sowie eines Jagdgebrauchshundes, der nach den Richtlinien des Jagdgebrauchshundverband (JGHV) gezüchtet wurde. Na, das konnte ich schon mal vorweisen. Körperliche Leistungsfähigkeit sowie eine zeitliche Flexibilität sollten gegeben sein. Auch das passte. Und, nicht zu vergessen, Verschwiegenheit über die Einsätze. Nach negativen Erlebnissen mit „geschwätzigen“ Nachsuchenführern sah ich da für mich kein Problem und Amor plauderte, als kleiner Autist, eh nichts aus. Auch die Teilnahme an einem Schweißhundeführerlehrgang wird gefordert. Das war dann doch schwieriger als ich dachte, so ein Seminar zu finden.

Schließlich stieß ich bei meinen Recherchen auf Klaus Richter, einem älteren, erfahrenen Schweißhundeführer. Er führt fünftägige Seminare durch, allerdings in Mecklenburg-Vorpommern. Also, Urlaub diesmal im Norden statt im Süden.

Gelohnt hat es sich doppelt und dreifach.

Zum einen, weil es Grundlagen, Ausrüstung und Verhalten bei der Nachsuche beinhaltete. Zum anderen, weil bei den praktischen Übungen Herr Richter absolut kompetent jedes Gespann beobachtete und beriet. Am beruhigtesten war seine Aussage, jeder Hund sei auch nur ein Mensch und könne manchmal nicht arbeiten. Das müsse der Führer aber auch erkennen. Wie wichtig seine Informationen und Erfahrungen waren, habe ich dann bei den ersten richtigen Nachsuchen gemerkt.

Ein zukünftiger Nachsuchenhund hat dann auch noch einige Voraussetzungen zu erfüllen. So bedarf es einer Verbandsschweiß-/fährtenschuhprüfung und er muss über die notwendige Wildschärfe verfügen. Um die Arbeit des Hundes nicht nur anhand von Prüfungen zu beurteilen, muss zusätzlich noch der Nachweis über fünf, erschwerte Nachsuchen erbracht werden. Diese galt es für uns noch zu erfüllen, denn nicht jede unserer Nachsuchen war eine erschwerte. Auch wenn sich über das „erschwert“ noch trefflich diskutieren ließe, so richtige Nachsuchen haben es dann eben schon in sich. Es geht selten durch einen Hochwald, eher schon schlägt man sich durch Dickungen und kriecht auf allen Vieren durch einen Brombeerverhau. Da weiß Frau dann auch die Nachsuchenkleidung zu schätzen.

Der glückliche Umstand, dass in unserer Gegend das Schwarzwild trotz allerlei Technik noch „fröhliche Urständ feierten“, kam mir da sehr entgegen. So gelang es Amor bei zwei Nachsuchen mit Hatz den Sauen zu zeigen, dass mit ihm nicht zu spaßen sei. Er zeigte mir dabei, dass er über eine ordentliche Wildschärfe verfügt, trotzdem aber besonnen und umsichtig bei unserem besonders wehrhaften Schwarzwild agiert.

Es kam mir jetzt auch zugute, dass ich über jede unserer Nachsuchen Buch führe. Zunächst tat ich dies, um Amor besser lesen zu können. Zu schauen, wie verhält er sich bei den unterschiedlichen Nachsuchen. Nun konnte ich meine Aufzeichnungen für den Nachweis der erschwerten Nachsuchen verwenden. Es dauerte dann bis diesen Herbst bis wir alle Unterlagen beieinander hatten und sie dem Vorstand des Kreisverbandes zur Beantragung schicken konnten. Jetzt haben wir es geschafft.

Auch wenn die Hauptverwendung der WDBr die laute Jagd und das Stöbern sind, so sollte ihr Talent zur Nachsuche nicht vergessen werden. Denn mit Stöbern und Nachsuche sind unsere bunten Hunde in ihrem jagdlichen Einsatz gut ausgelastet.