Deutsch Langhaar

Von Silvia Gabler

Geschichte

Langhaarige Jagdhunde, die dem Deutsch-Langhaar  sehr ähnlich sind, finden sich schon auf Gemälden und Zeichnungen des Mittelalters. Damals  wurden solche Hunde überwiegend als Vogelhunde für die Beizjagd( die Jagd mit dem Falken), aber auch für das Tirassieren“, – dem Fang von Niederwild in Netzen, eingesetzt.  Auch auf Kupferstichen  des  16.-18 Jahrhunderts  finden sich diese Langhaarigen Hunde wieder. In der Jäger Practica (1746).

Im Lehrbuch für Jäger (1810) und schließlich auch von Jester werden diese Hühnerhunde  und deren Dressur auch abgehandelt. Fest steht, dass es sich in jedem Fall um langhaarige Hunde handelte.

Bereits seit dem Jahre 1879 wird der Deutsch-Langhaar rasserein gezüchtet. Damals wurden anlässlich einer Ausstellung des „Vereins zur Veredlung der Hunderassen“ in Hannover die Rassekennzeichen  und somit der erste Standard für Den Deutsch Langhaar festgelegt. Die Zucht baute sich auf fünf verschiedenen Zuchtstämmen auf, von denen vier  Namen der angekörten Deckrüden trugen, die bereits damals dem Rassestandard entsprachen, während einer nach dem Züchter benannt wurde. Bei diesen Stämmen  handelt es sich  um dem  N Mylord Stamm, Mylord 1406 soll auch Modell bei der Festlegung der Rassekennzeichen gewesen sein, den Job Stamm, den Roland und den Don Stamm und den sogenannten Kalcksteiner Stamm. Letzterer dürfte wohl der älteste der Stämme sein, denn Alexander von Kalckstein züchtete diese Hunde bereits seit 1873.Während der Kalcksteiner Stamm ausschließlich aus weiß -braunen Hunden bestand, handelte es sich bei den  anderen Stämmen, bis auf den Mylord Stamm, um dunkelbraune Hunde, beim Mylord- Stamm dagegen um Dunkelschimmel.

Auch heute noch wird der Deutsch-Langhaar in den Farbschlägen Braun, Braunschimmel und Braun-Weiß gezüchtet. Lediglich die schwarze Farbe wird seit dem Jahre 1908 nicht mehr als Deutsch-Langhaar gezüchtet, sondern wird seit dem Jahre 1922 von den Anhängern des schwarz-weißen langhaarigen deutschen Vorstehhundes, dem heutigen Großen Münsterländer, in einem eigenen Zuchtbuch erfasst und als eigener Verband geführt. Genau betrachtet handelt es sich bei Deutsch-Langhaar und Großer Münsterländer und eine Rasse in unterschiedlichen Farbschlägen.

1893, gründete Freiherr von Schorlemer-Alst den „Club Langhaar“ mit Sitz in Münster/Westfalen, dessen Aktivitäten sich im Wesentlichen auf Westfalen und das Rheinland beschränkten. 1897 gründeten die  Züchter des übrigen Deutschlands unter dem  Vorsitz von Dr. med. G. Broesike, in Berlin den Verein Deutsch-Langhaar. Auch in Nürnberg (Süddeutscher Club Langhaar e.V. gegründet 19079)  und München entstanden Vereine. Der Deutsch Langhaarverband  führte schließlich 1926 die gesamte DL-Zucht unter einem Dach zusammen. Heute sind dem Verband 13 Zuchtvereine angeschlossen.

Der Deutsch Langhaar erfreut sich nicht nur in Deutschland großer Beliebtheit.

Auch in Österreich wird er sehr geschätzt. Trotzdem kann er auch in Deutschland bezüglich  der Eintragungszahlen nicht mit dem Deutsch Drahthaar und dem Deutsch Kurzhaar mithalten.

In den letzten 10 Jahren sind, trotz des Rückganges der klassischen Feldarbeit,  die Eintragungszahlen beim VDH mit 622 für 1996 und 630 relativ gleich geblieben, wobei es 1997 mit nur 517 Eintragungen einen Einbruch gab, und 2002 mit  701 die höchste Eintragungszahl der letzten zehn Jahre zu verzeichnen war.

 

Verwendung und Wesen           

Der heutige Deutsch Langhaar ist ein Vollgebrauchshund in Wald  und Feld.

Er wurde schon immer als Försterhund bezeichnet und auch heute befinden sich viele Hunde dieser Rasse in Försterhänden. Auch wenn, als klassischer Vorstehhund, seine eigentliche Arbeit immer noch vor dem Schuss liegt, ist er ebenso gut für die Stöberarbeit im Schilf, die Wasserarbeit  und die Schweißarbeit geeignet.

Sein, im Gegensatz zu englischen Vorstehhunden spurlautes Jagen, und sein sicheres Finden wird der Deutsch Langhaar in den letzten Jahren auch immer häufiger zum Stöbern und zur Nachsuche auf Schwarzwild eingesetzt.

Sein bedächtiges, ruhiges Wesen und Arbeiten haben dem Hund zu Zeiten der großen Niederwildjagden den Spitznamen „Deutsch Langsam“ eingebracht.

Heute wissen die Jäger diese Art zu schätzen, so ist auch ein ruhiger, nervenstarker, und natürlich leichtführiger Hund  das  erklärte Zuchtziel.

In der Regel wird der Deutsch Langhaar nur an Jäger abgegeben.

Das ruhige, abgeklärte Wesen sollte niemanden darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um einen Jagdhund mit den entsprechenden angewölften Eigenschaften handelt.

Ein DL in Privathand braucht deshalb unbedingt entsprechende Ausbildung und Erziehung, um den Jagdtrieb unter Kontrolle halten zu können und natürliche einen Ausgleich.

Vereinzelt findet inzwischen auch der Deutsch Langhaar Verwendung als Rettungshund, wobei  die ruhige, bedächtige Art seiner Suche,  gepaart mit Fährtenlaut,  sehr geschätzt wird.

 

Standard

FCI – Standard Nr. 117 /  29. 11. 2000 /  D

DEUTSCH LANGHAAR  

URSPRUNG : Deutschland.

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES  : 25. 10. 2000.

VERWENDUNG : Vielseitiger Jagdgebrauchshund.

Gruppe  7            Vorstehhunde

Sektion 1.2         Kontinentale Vorstehhunde, Typ Spaniel

Mit Arbeitsprüfung

KLASSIFIKATION FCI:

KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS : Im langhaarigen Jagdhund ist das Blut der Vogel-, Habichts-, Wasserhunde und Bracken vereint und somit die Anlagen zu großer Vielseitigkeit vorhanden. Ab dem Jahr 1879 wurde Reinzucht betrieben und die wesentlichen Rassemerkmale festgelegt. Im Jahr 1897 stellte Freiherr von Schorlemer die ersten Rassekennzeichen für den Deutsch-Langhaar auf und legte somit den Grundstein für die heutige Reinzucht.

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Kräftig, muskulös, tiefgestellt, flüssige Linien. Bei kleineren Hunden muss viel Substanz verlangt werden. Allzu massige und dabei schwerfällige Hunde sind nicht erwünscht.

WICHTIGE PROPORTIONEN: Fang und Schädel gleich lang; Hund hinten nicht überbaut, Schulter etwas höher als Kruppe.

VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN): Ausgeglichen, ruhig, gezügeltes Temperament, gutartig, leicht zu führen.

KOPF: Auf den schönen Langhaarkopf muss besonderer Wert gelegt werden. Edles Aussehen, langgestreckt.

OBERKOPF :

Schädel: Leicht gewölbt.

Stop : Stirnabsatz leicht ansteigend, nicht plötzlich eingeschnitten.

GESICHTSSCHÄDEL :

Nasenschwamm: Braun, leichte Schimmelabzeichen erlaubt.

Nasenrücken: Leicht gewölbt, nicht zu schmal.

Lefzen: Nicht allzu stark überfallend.

Kiefer / Zähne : Kiefer ohne Überfeinerung. Vollständiges, gut ausgeprägtes Gebiß mit 42 Zähnen. Die oberen Schneidezähne sollen scherenförmig über die unteren Schneidezähne schließen. Zahnformel :

3142

—— x 2 = 42

3143

Backen : Keine zu starken Backenknochen.

Augen: Farbe: Braun, möglichst dunkel, Augenlider eng am Augapfel anliegend, ohne sichtbare rote Nickhaut. Weder zu tief liegend noch hervorquellend.

Behang: Nicht zu tief angesetzt, leicht nach vorne gedreht.

HALS: Kräftig und edel, ohne Wamme in schöner Linie sich zur Brust hin erweiternd, nicht zu kurz.

KÖRPER :

Rücken : Gerade, fest, nicht zu lang.

Lendenpartie : Besonders muskulös.

Kruppe: Lang, mäßig abfallend.

Brust : Vorderbrust vorhanden; Brustkorb breit und tief, mindestens bis zu den Ellenbogen reichend.

RUTE : Keine zu steile Haltung. Sie soll gestreckt getragen werden, letztes Drittel leicht aufwärts.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND :

Allgemeines: Das Oberarmbein, die Unterarm- und Fußknochen sollen beim stehenden Hund, von vorne gesehen, annähernd eine senkrechte Linie bilden.

Schultern: Gut anliegend. Von der Seite gesehen, bei ruhiger Haltung, sollen Schulterblatt und Oberarmbein einem rechten Winkel sich möglichst nähern.

Ellenbogen: Gut anliegend.

Vorderfußwurzelgelenk: Leicht durchgebogen.

Vordermittelfuß : Nicht ganz gerade.

HINTERHAND :

Allgemeines: Von hinten gesehen sollen das Hüftbein (Beckenknochen), das Oberschenkelbein, die Unterschenkel- und Fußknochen eine senkrechte Linie bilden.

Sprunggelenk: Auf gute Winkelung ist besonderer Wert zu legen.

Afterkrallen: Sind gleich nach der Geburt zu entfernen.

PFOTEN : Ballen derb und kräftig.

GANGWERK : Raumgreifende Bewegung mit gutem Schub aus der Hinterhand.

HAUT: Eng am Körper anliegend, nicht faltig.

HAARKLEID       

HAAR: Auf die richtige Behaarung ist größter Wert zu legen: weder übermäßiger Haarwuchs noch allzu kurzes Haar. Am Rücken und am Rumpf seitlich: Haar 3,5 cm lang, gut anliegend. An der Halsunterseite, an der Brust und am Bauch dürfen die Haare noch länger sein.

  • Bauch : Gut behaart.
  • Ohren : Behaarung wellig und überfallend.
  • Rute : Mit guter Fahne, bis zur Rutenspitze behaart.
  • Rückseite der Vorderläufe: Befranst (Federn).
  • Rückseite der Hinterläufe: Befranst (Hosen).
  • Unterhalb des Sprunggelenkes: Haar bedeutend kürzer. Zu starke Befransung ist nicht erwünscht. Zwischenräume zwischen den Zehen dicht und kurz behaart.
  • Kopf: Haar erheblich kürzer, aber immerhin länger als beim kurzhaarigen deutschen Vorstehhund; Schopfbildung am Oberkopf ist unerwünscht.
  • Am Körper: Haar schlicht, fest, glatt oder leicht wellig, fest anliegend. Dicht mit guter Unterwolle.

FARBE :               

  • Einfarbig braun.
  • Braun mit weißen oder geschimmelten Abzeichen. (besonders an Brust und Pfoten)
  • Dunkelschimmel (mit größeren oder kleineren dunkelbraunen Platten; brauner Kopf, evtl. mit Blässe, Schnippe oder Stern).
  • Hellschimmel (mit größeren oder kleineren hellbraunen Platten; brauner Kopf, evtl. mit Blässe, Schnippe oder Stern).
  • Forellenschimmel (viele kleine braune Flecken auf weißem Untergrund. Kopf braun evtl. mit Blässe, Schnippe oder Stern).
  • Braun-weiß, entweder rein braun-weiß oder mit ganz wenigen kleinen Flecken (große braune Platten, mit Sattel oder Mantel, Kopf: braun, evtl., mit Blässe, Schnippe oder Stern).
  • Vereinzelt kann gelber Brand als uraltes Brackenerbe auftreten.

GRÖSSE UND GEWICHT :            

Widerristhöhe : Idealmaß bei Rüden : 63 – 66 cm (Mindestmaß 60 cm, Höchstmaß 70 cm). Idealmaß bei Hündinnen : 60 – 63 cm (Mindestmaß 58 cm, Höchstmaß 66 cm).

Gewicht: Das Gewicht liegt bei 30 kg.

FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

  • Augen : Helles Habichtsauge, Schrägstellung der Augen.
  • Behang : Nicht an den Backen anliegender Behang, Lederenden.
  • Rücken: Senkrücken, Karpfenrücken.
  • Brust : Tonnenförmig, zu schmal.
  • Rute : Posthorn – und Hakenrute.
  • Vorderläufe : Schulterblatt/Oberarmwinkel zu offen, Vordermittelfuß zu gerade.
  • Hinterläufe : Kuhhessigkeit, Faßbeinigkeit.
  • Pfoten : Gespreizte Pfoten; Katzen- und Hasenpfoten.
  • Haar : Längere Barthaare, buschige Augenbrauen; krauses Haar.

AUSSCHLIESSENDE FEHLER :      

  • Allgemeines Erscheinungsbild:  Hunde mit mangelhafter Knochensubstanz und ungenügender Bemuskelung.
  • Kopf : Hunde mit vom Typ abweichenden Kopfformen.
  • Augen : Ektropium (ausgestülptes Augenlid), Entropium (eingerolltes Augenlid), auch korrigierte Augenlidfehler.

Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

 

Texte zur Geschichte und Verwendung: Silvia Gabler

Quellenangabe:             

Foto auf dieser Seite:

Standard FCI www.fci.be

Eintragungszahlen VDH www.vdh.de

Weidwerk Ausgabe 6/ 99

Wild und Hund Ausgabe 21/2005

Der Hund 10/ 2006

Enzyklopädie der Jagdhunde Hans Räber Kosmos Verlag