Deutsche Bracke

Von Silvia Gabler

 

Geschichte

Bracken sind eine sehr alte Hunderasse, deren Wurzeln sich bis in die Zeit vor Christi zurückverfolgen lassen. Sie gelten heute als Ahnen aller hängeohrigen Jagdhunde.

Schon bei den Römern wurden Hunde erwähnt, die von einem keltischen Stamm zum Jagen benutzt wurden. Diese Hunde zeigten laut Beschreibung  bei der Jagd bereits dieselben Verhaltensweisen wie unsere heutigen Brackenrassen.

Auch im Nibelungenlied oder in der Tristan Erzählung von Gottfried von Straßburg werden solche Hunde erwähnt.

Im Laufe der Jahrhunderte änderten die Menschen ihre Jagdmethoden, die Anforderungen. die an die Jagdhunde gestellt wurden, änderten sich im gleichen Maße.

So entstanden aus Mutationen auch ausgesprochen kurzbeinige Bracken. Diese waren für die Aufgabe Füchse, Dachse oder auch in den damaligen Zeiten, Fischotter aus deren Erdbauten zu jagen, geradezu prädestiniert. Andere Vertreter mit besonders feinen Nasen und etwas ruhigerem Temperament dagegen, wurden eingesetzt um die Fährte des verwundeten Wildes zu verfolgen. So entstanden schließlich die  Urformen des heutigen Dackels und der Schweißhunde.

Woher der Name Bracke tatsächlich stammt, ist unklar. Eine Legende erzählt, dass er sich von „brachio“ ableiten soll, was übersetzt Sohn des Bären bedeutet. Ein aus Thüringen stammender  Mann mit diesen Namen soll Herzog Sigivald in der Auvergne als Scharzwildjäger gedient haben. Später wurde dieser Mann zum Abt im Departement Puy de Dône ernannt. Dem Vernehmen nach soll er sich eine große Meute ausgezeichneter Laufhunde gehalten haben, diese Rasse wurde nach seien Tod ihn zu Ehren Bracke genannt. Wahrscheinlicher aber  ist, dass das Wort Bracke vom „Brechen“ (durch das Unterholz) abgeleitet wurde.

Für die eigentlichen Bracken selbst hätte  die Revolution von 1848, und die damit verbundene Verkleinerung der Jagdreviere fast das Aus bedeutet, denn  die Aufgaben der Bracken sind seit dem  Altertum fast identisch geblieben. Das Wild wird auf einer Fährte verfolgt, wobei der Hund regelmäßig Laut gibt. So kann der Jäger jederzeit verfolgen, wo sich der Hund gerade befindet. Sobald die Fährte verloren wird, bricht auch das Geläut(so nennt der Jäger das Gebell der Bracken)  ab. Die verfolgten Hasen und Füchse flüchten zuerst  weite Strecken, versuchen dann aber über feste Pässe( Wege ) in ihr angestammtes Revier zurückzukehren. So kann der Jäger sie auf ihrem Rückweg abpassen. Die Redensart „wissen, wie der Hase läuft“, lässt sich auf diese Jagdform zurückführen.

Das Verhalten der Bracken wird auch als brackieren (siehe auch unter Verwendung) bezeichnet.

Im 19 .Jahrhundert wurden die regionalen Brackenschläge, die damals besonders  im Sauerland, in Westfalen und in der Lüneburger Heide verbreitet waren, erfasst und schließlich zu einem Typ, der sogenannten Deutschen Bracke zusammengefasst. Aus niederläufigen Vertretern der Deutschen Bracke und der mittlerweile ausgestorbenen Steinbracke entstand um 1880 die Westfälische Dachsbracke.

Schließlich wurde anlässlich der Hundeausstellung in Berlin Teltow 1896 der Deutsche Brackenklub gegründet. Erster Präsident dieses Klubs war Maximilian Freiherr von Kleinsorge-Blessenohl.

Wie zu der damaligen Zeit durchaus üblich, waren im Klub nicht nur Züchter aus Deutschland, sondern auch ausländische- im Falle der Deutschen Bracke- schwedische Züchter, vertreten.

Erklärtes Ziel des Klubs war es, die wohl älteste deutsche Jagdhunderasse vor dem Aussterben zu retten und jagdliches Brauchtum zu erhalten.

Vorausgegangen waren der Klubgründung allerdings erbitterte Streitigkeiten unter Jägern, die in der Zeitschrift „Wild und Hund“ ausgetragen wurden. Während das eine Lager die Jagd mit der fährtenlauten Bracke als größtes Vergnügen des Waidmannes betrachtete, sprachen die anderen von übelster Aasjägerei. Hintergrund dürfte hierfür wohl die Tatsache, dass die Bracke Revier übergreifend jagt, und keine Reviergrenzen beachtet, gewesen sein. Infolgedessen mussten dann auch etliche Bracken ihr Leben lassen, sobald sie ins Nachbarrevier wechselten, wurden sie abgeschossen.

Trotz dieser Widrigkeiten und menschlichen Abgründe gedieh der neue Klub, dessen erster Sitz Finnentrop war. Bereits drei Wochen nach der Gründung hatte er 22 Mitglieder. Später wurde der Hauptsitz des Brackenklubes nach Olpe verlegt, dort befindet er sich auch heute noch.

Am 15 .Oktober 1900 wurden durch den Klub die ersten Rassekennzeichen aufgestellt, in denen  es auch hieß: „ Es gibt nur eine deutsche Bracke. Die Reste früherer vorhandener Varietäten der Rasse (Heidebracken, Steinbracken) usw. unterscheiden  sich anatomisch nicht von der Hauptvarietät, die heute vorhanden ist, der westfälischen Holzbracke (Finnentroper). Nur die Größe variiert noch unter den verschiedenen Schlägen, jedoch nicht mehr unter den westfälischen Holzbracken selbst. Anzustreben sind Hunde von 51 bis 53 cm Schulterhöhe.

 

Nur Bracken, die bei den alljährlich abgehaltenen Preisjagden einen ersten, zweiten oder dritten Preis erzielen konnten, wurden auch ins Stammbuch eingetragen, so wollte man dafür Sorge tragen, dass die hervorragenden jagdlichen Eigenschaften dieser Hunde auch erhalten blieben. Anderseits versuchte man auch den gewünschten Phänotyp Rechnung zu tragen, indem die Richter angewiesen wurden, die Preise möglichst nur an Hunde zu vergeben,  die auch die gewünschten Rassekennzeichen aufwiesen.

Ab 1914 wurde ein vereinsinternes Mitteilungsblatt herausgegeben.

1936 schloss sich dann der Deutsche Brackenklub mit dem 1906 gegründeten Westfälisch- Rheinischen Dachsbrackenklub zur Fachschaft zusammen.

Wie auch für alle anderen Rassehundevereine, bedeutete der zweite Weltkrieg einen herben Rückschlag für das Zuchtgeschehen.

Erst am 19.Dezember 1954  erfolgte im „Goldenen Löwen“ in Olpe die Club Neugründung. Erster Präsident wurde der bekannte Zoologe Dr.Lutz Heck.

Der Deutsche Brackenklub nennt sich heute „ Deutscher Bracken Club  e.V“. Er betreut auch die Westfälische Dachsbracke. Heute hat der DBC circa 600 Mitglieder.

Da die Deutsche Bracke kein Hund für jedes Revier und auch kein Hund für jeden Jäger war und noch  ist, blieb ihre Population immer im überschaubaren Rahmen. Seit 1996 ist ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen, während es im Jahre 1996  67  Eintragungen gab, wurden 1995 93 Welpen eingetragen. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Jagdhunderassen blieb die Deutsche Bracke weitestgehend auf ihre Heimat beschränkt, so gibt   es z.B. in Österreich derzeit nur einen Züchter dieser Rasse.

Verwendung und Wesen

Wie alle Bracken und Dachsbracken sind auch Deutsche Bracken als fährtenwillige, fährtenlaute und ausdauernde Fährtenhunde nicht nur zum Brackieren (siehe auch Geschichte und Erläuterung „Brackieren“) sondern auch für die Schweißarbeit sehr gut geeignet. Sie werden auch heute noch vorwiegend von Forstleuten und Berufsjägern in Hochwildrevieren und zur Nachsuche auf Rehwild geführt. Da die Bracke auch das Verlorenbringen (Apportieren) von Niederwild bei entsprechender Ausbildung erlernen kann, ist sie als Waldgebrauchshund vielseitiger einsetzbar als spezialisierte Waldhunde. Als Waldgebrauchshund hält sich in der Regel  ihre Begeisterung für die Wasserarbeit in Grenzen.

Gezüchtet wird dieser hochpassionierte Jagdhund, wie auch die anderen deutschen und alpenländischen Brackenrassen ausschließlich vom Jäger für den Jäger.

Durch ihr ausgeglichenes,  ruhiges Wesen ist sie nicht nur ein angenehmer Begleiter bei der Jagd,  sondern auch in der Jägerfamilie unproblematisch zu halten. Voraussetzung ist, dass sie einen  festen Platz im Haushalt erhalten und nicht dauerhaft in den Zwinger abgeschoben werden.

Isolationshaft im Zwinger verträgt sowieso  kein Hund, gleich welcher Rasse.

Schon aufgrund der geringen Population und der Zucht „nach Bedarf“ dürfte sich kaum eine Deutsche Bracke in Nichtjägerhand befinden, unter Umständen gelangen aber doch einige, nicht jagdtaugliche, Exemplare, eventuell mit körperlichem Handicap, zu Nichtjägern.

In diesem Fall gilt es, den Jagdtrieb der Bracke anderweitig zu befriedigen, um einen Ausgleich zu schaffen. Es ist angeraten, unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Brackieren

Definition aus „Vor und nach der Jägerprüfung“ Krebs blv:

Das Brackieren kann man aus dem Stöbern ableiten, wenn ein Hund, der in der Deckung Wild (z.B. Hase, Fuchs) gefunden hat, dieses spurlaut, nicht nur aus dem umstellten bzw. abzusuchenden »Bogen« hinausjagt, sondern auch weiter zäh und ausdauernd auf der Spur bleibt. Das gejagte Wild kehrt nach kürzerer oder längerer Zeit im weiten Bogen in die Gegend, wo es angejagt wurde, zurück, weil es seinen  vertrauten Wohnbezirk (Territorium) nicht verlässt und in der ihm bekannten Gegend versucht, den langsam folgenden Verfolger abzuschütteln. Brackieren setzt genaue Revierkenntnis voraus und ist am erfolgreichsten in bergigem Gelände mit vorhersehbaren Pässen und  Zwangswechseln.

Die Jagdart beansprucht weites Gelände und dementsprechend große Waldreviere.

In Deutschland ist durch die vielen Straßen und hohe Verkehrsdichte das Brackieren fast unmöglich geworden und ein großes Risiko für die Hunde, auf der Straße überfahren zu werden.

 

Standard

FCI – Standard Nr.  299 /  15. 09. 1997   /  D

DEUTSCHE BRACKE

ÜBERSETZUNG  : Durch Dr. J.-M. Paschoud überarbeitet.

URSPRUNG : Deutschland.

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES  : 24. 06. 1987.

VERWENDUNG : Laufhund.

KLASSIFIKATION FCI:    Gruppe 6          Laufhunde, Schweißhunde

und verwandte Rassen.

Sektion 1.3        Kleine Laufhunde.

Mit Arbeitsprüfung.

KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS : Von den früher zahlreichen Brackenrassen ist in Deutschland nur die Westfälische Bracke erhalten geblieben. Ihr bedeutendster Lokalschlag war die dreifarbige Sauerländer Holzbracke. Durch Verschmelzung dieses Schlages mit örtlichen Steinbracken entstand ein Einheitstyp, der seit 1900 als „Deutsche Bracke“ bezeichnet wird.

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD : Die Erscheinung ist die eines leichten, hochstehenden, eleganten, doch kräftig gebauten Jagdhundes mit edlem, verhältnismäßig leichtem Kopf, gutem Behang und gut getragener, jedoch für die edle Gesamterscheinung des Hundes auffallend dicker Rute; leicht aufgezogener Leib.

WICHTIGE PROPORTIONEN : Die Kopflänge beträgt bei mittelgroßen Hunden etwa 21 cm, Fang bis zwischen Augen etwa 9 cm.

KOPF : Leicht, trocken, langgestreckt. Von vorn erscheint der Kopf schmal und langgestreckt, der Oberkopf nur wenig breiter als die ganz schwach in den Fang verlaufende, nicht scharf hervortretende Backenpartie.

OBERKOPF :

Schädel : Leicht gewölbt. Hinterhauptbein tritt hervor, aber sehr wenig.

Stop : Äußerst gering.

GESICHTSSCHÄDEL :

Nasenschwamm: Er hat einen hellen, fast fleischfarbenen Streifen über der Mitte, während die Nasenflügel mehr oder weniger dunkel pigmentiert sind.

Nasenrücken: Sehr leicht gewölbt.

Lippen: Mäßig überfallend, Mundfalte klein.

Kiefer / Zähne : Äußerst kräftig und regelmäßig. Die Schneidezähne sind aufeinanderstehend, oder die Innenseite der oberen Schneidezähne berührt reibend die Außenseite der unteren. Die Fangzähne sind besonders stark entwickelt.

Augen: Dunkel, klar, mit freundlichem Ausdruck.

Behang: Er ist lang (etwa 14 cm) und breit (etwa 9 cm); gut anliegend, unten abgerundet.

HALS : Mäßig lang und ziemlich stark im Verhältnis zum Kopf.

KÖRPER :

Rücken: Leicht gewölbt.

Kruppe: Leicht abgeschlagen.

Brust: Tief, bis unter die Ellenbogen reichend; flach gewölbt mit langem Rippenkorb.

RUTE: Lang, an der Wurzel nicht auffällig stark; zum Schutz gegen das Anschlagen an Stämme und Äste buschig lang behaart, deshalb verhältnismäßig dick, jedoch in eine Spitze verlaufend; etwas bürstig. Die Rute wird hängend oder in sanftem Bogen nach oben getragen.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND: Hoch, sehr gut gebildet, trocken, feinknochig und sehnig; Schulter trocken, Ellenbogen gut anliegend.

HINTERHAND: Keule mit Profil breit und voll; der Unterschenkel lang und nicht sehr breit, gut gewinkelt.

PFOTEN : Länger als Katzenpfoten, derb, gut geschlossene Zehen.

HAARKLEID

HAAR : Für einen kurzhaarigen Hund lang, sehr dicht, hart, fast stockig und auch der Bauch dicht und gut behaart; an der Unterseite der Rute meist etwas länger, eine geringe Bürste bildend; Keulen gut behost.

FARBE: Rot bis gelb mit schwarzem Sattel oder Mantel und den weißen Brackenabzeichen: durchgehende Blesse, weißer Fang mit Halsring (geschlossener Halsring ist anzustreben), weiß Brust sowie Läufe und Rutenspitze.

GRÖSSE :

Schulterhöhe : 40 – 53 cm.

Geringe Überschreitung dieses Maßes ist zulässig.

FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Langgestreckter, niedriger Körperbau.

Teckelkopf.

Behang spitzig, faltig oder kurz.

Sichel- oder Ringelrute.

Schlechte Läufe.

Gespreizte, schlechte Pfoten.

Schokoladenbraune Farbe.

Scheckige Hunde am Körper.

Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B. Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Texte zur Geschichte und Verwendung

Silvia Gabler

Quellenangabe:

Foto auf dieser Seite:

Standard FCI www.fci.be

Eintragungszahlen VDH www.vdh.de

Der Hund Ausgabe 4/2005

Vor und nach der Jägerprüfung Krebs blv

Knaurs großes Hundebuch Ulrich Klever Verlag Droemer Knaur

Wild und Hund Ausgabe 13/2004

Weidwerk Ausgabe 10/2005