Die Alpenländische Dachsbracke

Von Ernst-Otto Pieper, 25712 Burg in Dithmarschen

 

Die Alpenländische Dachsbracke wird überwiegend von Jägern im Gebirge oder in den Mittelgebirgsregionen geführt. Sie vereint viele Eigenschaften wie: Feinnasigkeit, Fährtentreue, Spur-, Hetz- und Standlaut sowie die angewölfte Wild- und Raubzeugschärfe in sich und ist deshalb ein hervorragender Jagdbegleiter für Jäger und Jagdaufseher, denen die tierschutzgerechte Durchführung einer Nachsuche am Herzen liegt!

 

Geschichte

Die Alpenländische Dachsbracke ist eine der ältesten Hunderassen und nicht – wie nach dem wenig glücklichen Rassenamen geschlossen werden könnte – eine Kreuzung von Dachshund und Bracke.

Die Dachsbracke ist durch Selektion aus den Segurischen Bracken entstanden – und nicht durch Einkreuzen anderer Hunderassen! Somit kann der Ursprung der Dachsbracke – genau wie der des Hannoverschen Schweißhundes (Leithund) – bis zu den Kelten zurückverfolgt werden. Die Kelten verwendeten für die Jagd ausdauernde, spurlaute und am Wild scharfe Hunde. In römischen Berichten über die Lebensweise der Kelten wird betont, dass sie hervorragende und bestens ausgebildete Jagdhunde führten! Anhand noch erhaltener Höhlenzeichnungen kann man auch zu dem Schluss kommen, dass die Hunde der damaligen Zeit direkte Vorfahren unserer heutigen Dachsbracken sind! Ab dem 8. Jahrhundert gibt es erste Hinweise, dass Hunde zum Auffinden von Wild auf der Kaltfährte eingearbeitet wurden. Der „Leithund“ wird immer mehr erwähnt und ob seiner sehr guten „Findernase“ gelobt.

Auf Gemälden aus dem 17. Jahrhundert finden sich mehrfach Jagdhunde, die eindeutig als Dachsbracken identifiziert werden können. 1892 und 1893 berichtet Dr. HANS MARIA VON KADICH über die hervorragende Verwendbarkeit der Dachsbracke und darüber, dass sie schon in den 70‘er Jahren des 18. Jahrhunderts bei den österreichischen Hofjagdleitungen in Ischl und Mürzsteg als „Schweißhund“ Verwendung fanden, wobei ihre ausgezeichneten Leistungen an Hand mehrerer Beispiele verdeutlicht werden! Ab dem 18. Jahrhundert werden im alpenländischen Raum immer mehr Dachsbracken von erfahrenen Jägern gehalten und geführt, hauptsächlich als Schweißhund. Der Hannoversche Schweißhund eignet sich wegen seiner Größe und seinem Gewicht nicht so gut in der alpinen Region. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann der Bayerische Gebirgsschweißhund gezüchtet. Er ist etwas höher und feingliedriger als die Alpenländische Dachsbracke!

Prof. GEORG GRÜNBAUER, München, berichtet 1899 in seiner Monographie: „Die Dachsbracke, jagdlich-kynologische Studien“ erstmals umfassend über diese Hunde:

„Seit alters her existierte in Europas Mittelgebirgen ein Schlag von Hunden, der eine Übergangsform zwischen dem heutigen Schweißhund und der heutigen Bracke einerseits und dem Dachshund andererseits darstellend, dem Hoch- und Mittelgebirgsjäger vorzügliche Dienste leistete.“

Eine einheitliche Form wiesen sie seinerzeit noch nicht auf. Besonders in Höhe und Gestalt der Läufe gab es bei diesen kräftigen und muskulös gebauten, eher kleinen Hunden, Unterschiede.

Von Kronprinz RUDOLF wurden sie 1881 unter dem Kosenamen „Dachserl“ erwähnt.

Der Hochgebirgsjäger und Tiermaler OTTO GRASHEY und der Tiermaler LUDWIG BECKMANN erkannten, dass es jagdlich wertvoll sei, wenn sich die Jägerschaft zusammen mit den Kynologen für die Erhaltung dieser Hunde als Rasse einsetzen würden; und so prägte sich nach langen Beratungen die Bezeichnung „Dachsbracke“, die erstmals 1886 in die Öffentlichkeit drang. Da irreführend, setzte sich diese Rassebezeichnung nur langsam durch.

Bis 1976 führte die Rasse den Namen „Alpenländisch-Erzgebirgler Dachsbracke.

 

Nach Leistung gezüchtet

Die Zucht der Dachsbracken lag in den Händen von Berufs- und Bergjägern, die, ohne auf die Form besondere Rücksicht zu nehmen, nur nach Leistung züchteten. Die Hauptzuchtgebiete lagen zur Zeit der Gründung des internationalen Dachsbrackenklubs im Jahre 1896 hauptsächlich im Erzgebirge und in den österreichischen Alpenländern. Sie breiteten sich aber auch über die Sudeten, Karpaten, dem Bayerischen Wald und Böhmerwald, die Deutschen Alpen, die Schweiz, Polen, Skandinavien und Russland aus.

1910 ging aus dem internationalen Dachsbrackenklub der Klub Dachsbracke hervor. Dieser Klub hatte seinen Sitz in Villach (Österreich) und seine Mitglieder, hauptsächlich Berufsjäger, waren auf verschiedene Länder Mitteleuropas verteilt. Da sich nach dem Zweiten Weltkrieg die tschechische und bayerische Landesgruppen auflösten, gingen wertvolle Zuchthunde verloren. Der Wiederaufbau durch passionierte Jäger und Hundeführer brachte den Klub in den Nachkriegsjahren auf einen neuen Höhepunkt.

Seitdem wird in Deutschland die Zucht der Alpenländischen Dachsbracke vom Verein Dachsbracke e.V., 1961 gegründet, in enger Zusammenarbeit mit dem österreichischen Zuchtverein Klub Dachsbracke nach streng auf Leistung ausgerichteten Grundsätzen betrieben. Ziel ist die Erhaltung und Förderung der Rasse als Jagdgebrauchshund. Gezüchtet wird nur mit Hunden, die den hohen Anforderungen der Zuchtordnung entsprechen. Dies bezieht sich sowohl auf die jagdlichen Leistungen als auch auf den Formwert.

Bei der jagdlichen Leistung wird großer Wert auf den Spurlaut gelegt, die sogenannte „Laute Jagd“. Diese umfasst folgende Prüfungsfächer:

  • Art der Suche: Der Hund wird im Wald zur Suche geschnallt und muss den Hasen oder Fuchs selbst finden (Mindestnote 2).
  • Spurlaut: Der Laut auf der warmen Fährte von Fuchs oder Hase soll kräftig, anhaltend und gut vernehmbar sein (Mindestnote 3).
  • Halten der Spur: Bewertet wird die Zeit des spurlauten Jagens. Die Dauer bestimmt die Notengebung (Mindestnote 3, d.h. der Hund muss über 6 Minuten ununterbrochen spurlaut an einem Hasen oder Fuchs jagen).

 

Die in Klammern angegebenen Mindestnoten werden für die Zuchtzulassung gefordert. Insgesamt muss der Zuchthund natürlich die Gebrauchshundeprüfung des Vereins Dachsbracke bestanden haben, d.h. auch in allen übrigen Prüfungsfächern die Mindestnoten erreichen. Die Prüfungsordnung ist bezüglich der Schweißarbeit der Verbandsschweißprüfungsordnung des JGHV gleichgestellt bzw. entsprechende natürliche Nachsuche. Wesensfestigkeit (Note 4 bei GP) und eine Sonderleistung gemäß §23 der Prüfungsordnung sind Voraussetzungen. Diese Sonderleistung ist z.B. durch Hatz und Bail am wehrhaften Schalenwild oder Niederziehen von krankem, schwachem Schalenwild anlässlich einer natürlichen Nachsuche möglich.

Die Alpenländische Dachsbracke ist seit 1932 in Österreich und Deutschland als dritte Schweißhunderasse anerkannt und zählt somit – mit dem Hannoverschen Schweißhund und dem Bayrischen Gebirgsschweißhund zu den „drei anerkannten Schweißhunderassen!“

Im Landesjagdgesetz von Rheinland Pfalz § 35a Abs. 1) wird die Alpenländische Dachsbracke neben dem Hannoverschen Schweißhund und dem Bayerischen Gebirgsschweißhund ausdrücklich als voll anerkannte Schweißhunderasse aufgeführt!! und es wird gesetzlich bestimmt, dass nur geprüfte Schweißhunde zur Nachsuche auf krank geschossenes Wild eingesetzt werden dürfen!!

Jede Alpenländische Dachsbracke wird bei einer Vereinsveranstaltung durch Formrichter des Vereins formbewertet. Nur Hunde mit mindestens dem Formwert „Sehr gut“ können eine Zuchtzulassung erhalten.

 

Zucht und Leistung bestimmende Körpermerkmale

  • Allgemeine Erscheinung
  • Mittelgroß, sehr agile, kräftige aber edle Erscheinung, mit starken Knochen und guter Muskulatur.
  • Kopf und Fang
  • Nicht zu schwerer aber trockener Kopf mit glatt anliegender Haut, ohne Falten. Der Stirnansatz zum Fang muss merklich hervortreten und flach ausgewölbt sein. Behang rund, glatt anliegend. Fang kräftig.
  • Rumpf
  • Kräftiger muskulöser Hals, der dem übrigen Körper entspricht. Die Brust muss tief, etwa bis zum Ellenbogengelenk ausgebildet sein, Bauch etwas aufgezogen. Rücken gerade, die Nierenpartie kräftig, muskulös breit und kurz, Kruppe nicht zu lang und nur wenig abfallend.
  • Vordere und hintere Gliedmaßen
  • Fest am Körper anliegende Schultern mit guter, nicht zu steiler Winkelung. die Läufe müssen stark bemuskelt, gerade und kräftig sein. Pfoten gut geschlossen und derb. Hinterläufe gerade, Pfoten rund.
  • Rute
  • Mittellang, an der Wurzel etwas stärker als am Ende. Sie soll entweder hängend oder besser noch mäßig aufwärts (etwa in Höhe der Rückenlinie) getragen werden. Sie soll eine mäßige Bürste haben.
  • Haar
  • Derb, hart, gut anliegend, kurz, aber nicht glatt; mit guter Unterwolle (otterfellartig).
  • Farbe
  • Tief hirschrot, dunkel-hirschrot evtl. mit dunkler Stichelung ohne weiße Abzeichen. Auch schwarz mit rostrot gebrannten Abzeichen an Kopf, Pfoten, Läufen und der Rutenunterseite ohne weiße Abzeichen(Vieräugl).
  • Größe / Gewicht
  • Stockmaß: 34 bis 42 cm. Idealhöhe für Rüden 37 – 38 cm, für Hündinnen 36 – 37 cm.

 

Im Haus zeichnet sich die Dachsbracke durch ihre Menschenfreundlichkeit und Ruhe gegenüber den Familienmitgliedern, vor allem Kindern aus, wenn nicht der Rucksack ihres Herren oder ein Stück Wild ihre Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft herausfordern. Die Dachsbracke braucht sehr viel Einfühlungsvermögen ihres Führers, konsequente Abführung und viel Arbeit auf der kalten Gesund- als auch auf der Wundfährte. Die Alpenländische Dachsbracke kann sich sehr gut an den Tagesablauf des Führers anpassen und ist ein ruhiger Begleiter, sei es im Auto, im Zug oder nur beim Einkauf in der Stadt, man sollte aber immer darauf achten, dass der Hund genug Zeit im Revier verbringt und ausreichend Gelegenheit hat seine Arbeit zu machen. Wenn keine natürlichen Nachsuchen anliegen, sollte man ihm ein paar Kunstfährten zum Training legen.

Die Rasse eignet sich nicht für jeden Jäger und für jedes Revier, geschweige denn nur als Familien- oder Begleithund.

 

Vielseitig im Einsatz

Die Wildartenstruktur und die speziellen jagdlichen Bedingungen im Gebirgsraum erforderten eine Vielseitigkeit ihres Einsatzes, der neben Rot- und Schwarzwild nicht nur auch Gams und Reh einschloss, sondern früher auch das wehrhafte Raubwild und heute noch die Spur des angeschweißten Fuchses und das Geläuf des wunden Hahnes.

Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts wird die Alpenländische Dachsbracke nun auch zunehmend in den Waldgebieten des deutschen Tieflandes geführt. Besonders in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen hat sie viele Freunde gewonnen.

Ihr Einsatzgebiet ist in den Grundzügen gleich geblieben, doch der etwas anderen Wildartenstruktur und den Revierverhältnissen angepasst. Hauptsächlich wird sie nach dem Schuss auf Schwarz- und Rotwild, zunehmend auch auf Dam- und Muffelwild, und in nicht unbeträchtlichem Umfange auf Rehwild eingesetzt. Bedingt durch die stark angestiegenen Schwarzwildbestände wird auch das Finden und Sprengen der Saurotten sehr geschätzt und ist zunehmend Grund für die Haltung in ausgesprochenen Schwarzwildrevieren.