Die gewöhnliche Moosbeere – Mitteleuropas niedrigster Strauch

Von Ernst-Otto Pieper

 

Gewöhnliche Moosbeere im Schwarzen Moor in der Rhön; Foto: E.-O. Pieper

Die Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinum oxycoccos) gehört zur Familie der Heidekrautgewächse und gehört zusammen mit 450 bis 500 anderen Arten zur Gattung der Heidelbeeren (Vaccinium). Bei uns sind sicherlich die Preiselbeere (V. vilis-idaea), die Rauschbeere (V. uliginosum) und vor allem die Heidelbeere oder auch Blaubeere (V. myrtillus) die bekanntesten Vertreter dieser Gattung.

Die Pflanze benötigt nassen, sauren, rohhumusreichen, torfigen Boden oder Torfmoospolster als Untergrund. Demzufolge besiedelt sie nur Hoch- und Zwischenmoore, selten auch Bruchwälder. Zerstreut kommt sie im Tiefland und im Alpenvorland vor, während sie in den Mooren der Mittelgebirge selten ist. Örtlich kann sie individuenreiche, aber sehr lockere Bestände bilden. Die Gewöhnliche Moosbeere ist eine Halblichtpflanze, das heißt sie wächst bei vollem Licht, erträgt aber bedingt eine Beschattung.

Kennzeichnend für diesen Zwergstrauch sind die bis zu einem Meter langen, locker beblätterten, immergrünen, kriechenden, zu dünnen Fäden reduzierten „Stämme“, welche flach über Torfmoospolster ranken und eine Höhe von maximal 6 cm erreichen.

Ein bis vier rosafarbene, endständige, turbanartige Blüten sitzen auf bis zu 5 cm langen Blütenstielen. Sie blühen von Mai bis August und werden durch Insekten, vor allem Bienen- und Hummelarten bestäubt. Besonders bemerkenswert ist die lange Lebensdauer der Blüten mit etwa 18 Tagen, so lange wie bei fast keiner anderen unserer Pflanzen.

Die ab September reifen, gelbroten bis roten Früchte sind Beeren mit einem Durchmesser von bis zu achtzehn Millimeter. Als Wintersteher überdauern diese bis in den nächsten Sommer. Erst nach einer Frostperiode werden die säuerlichen Früchte weich. Insbesondere Vögel verzehren sie dann, scheiden die Samen wieder aus und tragen so zur Verbreitung der Pflanze bei. Die Samen sind Lichtkeimer. Durch wurzelnde Kriechsprosse erfolgt auch eine vegetative Vermehrung.

Die essbaren Beeren enthalten viel Vitamin C (15–30 mg/100 g), und wurden früher zu Marmelade / Konfitüre verarbeitet.

Die gewöhnliche Moosbeere gilt in der Bundesrepublik als gefährdet (Gefährdungskategorie 3).

Die Pflanzen mit ihren harten ledrigen Blättern stehen bei Tieren nur selten auf der Speisekarte. Die Raupen des Moosbeerenspanners (Carsia sororiata) und wahrscheinlich auch die des Hochmoor-Perlmutterfalters (Boloria aquilonaris) ernähren sich aber ausschließlich von dieser. Auch die Raupen des Hochmoorbläulings (Plebejus optilete) ernähren sich von der Gewöhnlichen Moosbeere, befressen aber auch andere Heidekrautgewächse.