Eibe

Taxus baccata L.

Von Ernst-Otto Pieper

 

Eibe; Foto: E.-O. Pieper

Ordnung:    Koniferen (Coniferales)
Familie:      Eibengewächse (Taxaceae)

Die Gattung Taxus ist mit 7 bis 10 Arten (zum Teil als Unterarten bezeichnet) auf der nördlichen Halbkugel vertreten. In Europa kommt nur die Europäische Eibe vor.

Auch:          Gemeine Eibe oder nur Eibe, Eibenbaum, Ibenbaum

 

Kennzeichen:

  • Immergrüner Baum.
  • Größe:10 bis 15, selten bis 18 m hoher Baum mit breit-kegelförmiger (in der Türkei auch bis 20 m und im Kaukasus vereinzelt bis 32 m), im Alter ei- bis kugelförmiger Krone. Jahreszuwachs in der Höhe 25 cm, in der Breite 20 cm.
  • Stamm:Häufig vom Grunde an mehrstämmig. Ab einem Alter von etwa 250 Jahren setzt bei Eiben häufig eine Kernfäule im Stammesinneren ein, die im Laufe von Jahrhunderten zu einer fast vollständigen Aushöhlung des Baumes führen kann.
  • Rinde:Schuppenborke, dünn, rotbraun, an alten Stämmen graubraun.
  • Blätter:Nadelförmig, 1,5 bis 3,5 cm lang und 2 bis 2,5 mm breit. 3 bis 8 Jahre lebend; danach fallen sie ab.
  • Blüten:zweihäusig (Männliche Bäume/weibliche Bäume); kommt bei Nadelbäumen nur sehr selten vor. Ausnahmefälle sind einhäusig getrenntgeschlechtige Exemplare, bei denen sich Blüten beider Geschlechter an einem Baum befinden. Meist weist nur ein einzelner Ast Blüten mit einem anderen Geschlecht auf.
  • Männliche Blüten sind kätzchenähnliche, runde, gelbliche Köpfchen, die auf kurzen Stielen in den Blattachseln sitzen.
  • Weibliche Blüten sind 1 bis 1,5 mm groß und unscheinbar.
  • März/April.
  • Windbestäubung.
  • Frucht:Einzige heimische Nadelbaumart, die keine Zapfen entwickelt. Aus einem Ringförmigen Wulst an der Basis der Samenanlage bildet sich ein leuchtendroter, fleischiger Samenmantel (Artillus), der den Samen becherförmig umgibt. Der Samenmantel schmeckt süßlich und ist nicht giftig.
    Vögel, vor allem Drosselarten, verbreiten die Samen.
  • Alter:Soll bis 3000 Jahre alt werden können.
  • Holz:Unterscheidet sich von anderen Nadelgehölzen durch das Fehlen von Harzkanälen. Kernholzbaum.
  • Wurzel:Sehr tiefliegende Bewurzelung. Dicht verzweigt, hoher Anteil an Feinwurzeln.

    Schuppenborke der Eibe; Foto: E.-O. Pieper

Geschichte:

  • Die Europäische Eibe ist die älteste und schattenverträglichste Baumart Europas.
  • Ihr Entwicklungshöhepunkt lag im Tertiär (65 bis 2,6 mio Jahre).
  • Die Nutzung des Eibenholzes durch den Menschen geht weit zurück. Eine Lanzenspitze von Clacton-on-Sea (Küste Südost-England) ist der älteste Nachweis von Eibenholz als Werkzeug. Sie stammt aus der Holsteinwarmzeit und ist somit rund 300.000 Jahre alt. Aus der Eem-Warmzeit stammt die Lanze von Lehringen (Niedersachsen); sie ist etwa 130.000 Jahre alt. Auch der 1991 gefundene „Ötzi“ trug einen 180 cm langen Eibenholzbogen und sein Kupferbeil hat einen Stiel aus Eibenholz. Ötzi lebte vor 5200 Jahren.
  • Forstwirtschaftlich hat die Eibe keine Bedeutung mehr. Umso häufiger wird sie in vielen Varianten in Gärten und Parks eingesetzt.

Natürliches Vorkommen:

  • Atlasgebirge (Nordwestafrika) über Europa, Kleinasien, Kaukasus bis in den Iran.
  • Im Norden bis nach Norwegen, Schweden und Finnland.
  • Sie fehlt in Dänemark, in den Niederlanden und im Norden von Belgien.

Standort:

  • Liebt frische bis feuchte, nährstoffreiche, kalkhaltige Böden. Ist aber insgesamt standorttolerant und gedeiht auch auf mäßig trockenen, ärmeren, schwach sauren Standorten.
  • Sonnig bis halbschattig (Vollschatten).
  • Bevorzugt in Buchen-, Tannen-, Eschen-, Ahorn- und Schluchtwäldern.
  • Von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen.

Hinweise für den Anbau:

  • Extrem hohe Schattenverträglichkeit, Widerstandskraft gegenüber Wurzeldruck größerer Bäume und unübertroffenes Ausschlagvermögen.

Wortherkunft:

  • Der Gattungsname Taxus leitet sich vom griechischen Wort für Bogen ab und verweist auf die ursprüngliche Verwendung des Holzes.

Inhaltsstoffe:

  • Mit Ausnahme des durch Karotinoide rot gefärbten Samenmantels und den Eibenpollen sind alle Teile der Eibe für Menschen und manche Säugetiere (Pferde sind besonders gefährdet) giftig! Der Tod tritt durch Atemlähmung und Herzversagen ein. Bei der Verarbeitung von Eibenholz kann bereits der Holzstaub beim Menschen Übelkeit hervorrufen.
  • Unempfindlich gegenüber den Giften der Eiben und deshalb Verursacher von Schäden durch Wildverbiss sind Hasen, Reh- und Rotwild.
  • Die Gifte werden in ihrer Gesamtheit als Taxane oder Taxan-Derivate bezeichnet. Im Einzelnen lassen sich unter anderem Taxin A, B, C sowie Baccatine und Taxole nachweisen. Der Gehalt an toxischen Verbindungen ist in den unterschiedlichen Baumteilen verschieden hoch und schwankt außerdem in Abhängigkeit von der Jahreszeit und individuellem Baum.

Heilpflanze:

  • In der Medizin spielten Eibenzubereitungen ab dem frühen Mittelalter eine Rolle. Mit ihnen wurden unter anderem Krankheiten wie Epilepsie, Diphtherie und Rheuma sowie Hautausschläge und Krätze behandelt. Eibennadelsud wurde auch als Abortivum eingesetzt.

Schutz:

  • In Deutschland seht die Eibe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten (3 = gefährdet).
  • Ihr Rückgang wird oft mit dem Klimawechsel vor etwa 2000 Jahren und der damit verbundenen Ausbreitung der Rotbuche in Verbindung gebracht. Hauptursache hierfür ist jedoch ein über Jahrhunderte dauernde Übernutzung durch den Menschen.

Berühmte Eiben:

  • Der größte deutsche Eibenwald ist der Paterzeller Eibenwald in der Nähe des Klosters Wessobrunn. In dem 88 ha großen Naturschutzgebiet im Landkreis Weilheim-Schongau wachsen über 1500 ältere Eiben in einem artenreichen Bergmischwald.
  • In Bovenden-Eddigehausen befindet sich ein größerer Eibenbestand von ungefähr 800 Eiben im Alter von bis zu 200 Jahren.
  • Bei Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz existiert am Hang des Wiesentales noch ein schöner Bestand von Eiben. Es wurde als Naturwaldreservat ausgewiesen und steht unter Naturschutz.
  • Die Alte Eibe von Balderschwang im Oberallgäu, die auf einer Alpwiese in einer Höhenlage von 1150 m NN steht, wird auf ein Alter zwischen 800 und 2000 Jahre geschätzt. Ihr Stamm besteht aus zwei getrennten Teilen mit einem Umfang von zwei beziehungsweise 2,4 Metern.
  • Die Senckenberg-Eibe im Palmengarten, Frankfurt am Main zählt zu den ältesten Eiben Deutschlands.