Tier- und Jagdmaler Hermann Müller-Eibenkamp

Von Dietrich Bogdoll – Jagdaufseherverband Baden-Württemberg

 

Abseits von den großen, hauptsächlich begangenen Touristenstraßen in der Nähe von Greußen (Thüringen) lag zwischen Wiesen, Feldern und Wäldern der elterliche Gutshof von Hermann Müller, der um die Jahrhundertwende, am 18. August 1901 geboren wurde.

 

In noch ursprünglicher Wildheit der herrlichen Waldnatur mit ihrem Mooren, den kümmerlichen Legföhren, Birken und Tannen wuchs er in der jagdlichen Tradition seines Elternhauses auf.

Durch viele gemeinsame Pirschgänge mit seinem Vater wurde Herrmann schon früh zum Jagd- und Tierfreund geprägt. Es gab keinen heimischen Vogel, den er nicht nach seinem Flugbild und seiner Stimme erkannte. Fährten und Spuren von Hirsch und Sau, Reh, Fuchs und alle den anderen Tieren wusste er schnell zu deuten. All das Geschaute versuchte er schon in jüngsten Jahren in seinen Zeichnungen festzuhalten. Bei ungünstigem Wetter saß er zu Hause und Vaters Pferde, Kühe und Schafe waren dann seine Modelle.

Diese Kindheitserlebnisse waren auch richtungsweisend für seine künstlerische Berufswahl als Tier- und Jagdmaler.

In der Studienzeit in Weimar wurde er Schüler der großen Meister Gugg und Klemm. Ihnen blieb er ein treuer Schüler und großer Verehrer und zugleich ein unverbesserlicher Idealist und Individualist.

Sein Ziel war, für Wild und Jagd, für Waidwerk und gerechte jagdliche Gesinnung zu arbeiten und so weiter zu machen, wie es ihn ein Professor Gugg und Klemm lehrten. Ein Verlassen dieses Weges, wie er es einst nannte, käme einem unwaidmännischen Verhalten gleich.

Die Nachricht vom Ausbruch des Krieges 1939 traf auch ihn als 38jährigen, während er mit Feder und Pinsel auf den Bock pirschte. Was nicht anders zu erwarten war, auch er musste seinen Heimatort gegen den Schützengraben tauschen.

 

Nach Kriegsende gelangte Hermann Müller in amerikanische Gefangenschaft, aus der uns noch ein Brief an seine über alles geliebte Frau erhalten geblieben ist, woraus hervorgeht, dass er dort die Möglichkeit zum Malen hatte (Ausstellungen auch während der Gefangenschaft). Mit diesem Brief vom 13. Januar 1947 sandte er seiner Frau außer Tierbildern auch ein Selbstporträt zu mit dem Wunsch, dieses den lieben Eltern zu übergeben. Von einem musikalisch begabten mitgefangenen Kameraden namens Wilke wurden Hermann Müller-Eibenkamp (diesen Namen wählte er noch während der Gefangenschaft als Künstlername) im Sommer 1948 einige Jägerlieder gewidmet, wie jenes mit dem Titel »Die wilden Jäger«.

Nach der Entlassung aus der mehrjährigen Kriegsgefangenschaft standen er und seine Frau wie so viele vor dem Nichts. In Leonberg, nicht weit von Stuttgart, fand der Maler und passionierte Jäger eine zweite Heimat und zugleich innere Ruhe für den Wiederbeginn seines künstlerischen Schaffens.

Hier zeichnete er über zwei Jahrzehnte lang hunderte von Tier- und Jagdbilder in Aquarell und Öl. Hermann Müller-Eibenkamp besaß eine weitere meisterhafte Eigenschaft, denn er schrieb eindrucksvolle Jagdgeschichten, die er mit einzelnen Szenen bildlich darzustellen versuchte. Außerdem entstanden von ihm Porträts, Postkarten sowie Jagdkarrikaturen, die unter anderem schon Ende der vierziger, Anfang der fiinfziger Jahre in Jagdzeitschriften wie z.B. »Das Waidwerk« veröffentlicht wurden und großen Anklang fanden.

Seine Tier- und Jagdbilder wurden in verschiedenen Ausstellungen vorgestellt.

In den letzten Wochen seines Wirkens wurden zunehmend undeutliche Konturen in seinen Bildern sichtbar. Mitten in der Arbeit von noch nicht fertiggestellten Werken verstarb Hermann-Müller-Eibenkamp am 22. Februar 1977 in Leonberg.