Von Andrea Dahlhaus, Schermbeck
Rehbockstudie in mehreren Schritten
Für diese Demonstration verwende ich ein Porträtfoto, das besonders gut die Struktur und den Verlauf der Haare, sowie die Lichter und den Äser wiedergibt.
Als erstes befestige ich mein Zeichenpapier auf einem Klemm- oder Zeichenbrett. So kann man es gut bewegen, ohne die Oberfläche anfassen zu müssen. Von Fingerabdrücken bleibt oft ein kleiner Fettfilm zurück, den man nicht mehr entfernen kann.
Ich arbeite gern mit Canson Papier/multitechnik/200 mg/m², es ist vielseitig verwendbar, auch um Akzente mit Aquarellfarben oder Pastellkreiden zu setzen.
Für die Arbeiten zeichne ich mit Bleistiften von Faber Castell Grip (die auch bei Hitze gut in der Hand liegen) und KOH-I-NOOR Toison, bei dieser Zeichnung in den Stärken 2H bis 8B. Außerdem benutze ich Knetradiergummis und zum Verwischen einen Estompen/Papierwischer und Papiertaschentücher (Bild 1). Wichtig ist ein guter Anspitzer, mit dem man aber keine Buntstifte spitzt. Diese Farbpartikel kleben am Spitzer und finden dann unbeabsichtigt den Weg auf die Schwarz-Weiß-Zeichnung.
Für die Umrissskizze nehme ich einen Faber Castell 2 ½ HB, diese Stärke kann man noch gut mit dem Knetradierer korrigieren (Bild 2).
Um die Zeichnung vor dem Verwischen zu schützen, lege ich ein sauberes Blatt unter die Hand (Bild 3).
Als nächstes zeichne ich die dunkelsten Stellen, z. B. die Haare an den Lauschern, am Haupt und die Lichter, mit dem KOH-I-Noor Stift in 2B (Bild 4).
Es gibt verschiedene Varianten die Illusion von Haar zu erzeugen, mit unterschiedlichen Tonhöhen oder Reflexionen. Haare werden hauptsächlich durch negatives Zeichnen erzeugt. Ein Bleistiftstrich ist kein Haar, sondern die Striche definieren oft nur die Position und Form der verschiedenen Haare. In der Regel formen sie den Bereich zwischen den Haaren.
Gerne beginne ich mit dem Gestalten der Augen. Das gibt der Zeichnung schon Leben und Ausdruck. So bereitet mir, das oft langatmige Ausarbeiten der verschiedenen Bereiche, mehr Spaß. Zuerst zeichne ich die äußere Form und arbeite mich anschließend nach innen vor (Stifte 2B, 5B).
Jeder Augapfel ähnelt einer „runden Kugel“. Das heißt, um die natürliche Wölbung anzudeuten, muss ich ihn nach außen abdunkeln. Wichtig ist, die Lichtpunkte und Glanzstellen, bzw. den Lichteinfall auf die Pupille vorher zu bestimmen und weiß zu lassen. Bei diesem Foto fällt das Licht von vorn und oben. Die Schatten der Wimpern und die Umgebung in den Glanzpunkten sind gut erkennbar (Bild 5).
Danach bearbeite ich den Äser und steigere langsam die Tonwerte bis Bleistiftstärke 5B.
Zum „Zeichnen“ der weißen Haare, schneide ich von einem festen, hellen Radiergummi schmale Streifen ab oder forme den Knetradierer entsprechend. Ich ziehe vorsichtig Striche mit dem spitzen Radierer durch die dunklen Stellen und puste die Krümel weg. Nicht mit dem Finger wischen, das bringt ungewollt Schmutz und Säure aufs Bild (Bild 6).
Danach arbeite ich mich von oben nach unten, Stück für Stück vor. Wichtig ist die Wuchsrichtung der Haare zu beachten, die durch die Schädelknochen definiert werden sowie Licht und Schatten, auch auf dem Gehörn. Nun benutze ich die Stifte 4B, 6B und 8B.
Zwischendurch betrachte ich die Zeichnung immer von weitem und prüfe die Stimmigkeit von Proportionen und Blick (Bild 7).
Die langen, weißen Haare in den Lauschern werden durch dunkle Zwischenräume und die Wuchsrichtung bestimmt. Die hellen Stellen noch mit dem Knetradierer hervorgehoben. Mit dem Papierwischer kann man, z. B. am Träger, die Schatten verstärken (Bild 8).