Erfahrungsbericht

Von Jürgen Slomka

Zum 5. Intensiv Workshop „Frühförderung des Jagdhundewelpen“

„Die Frühsterziehung ist keine neuzeitliche Erkenntnis der Wissenschaft, sie ist uraltes Geschehen im Leben der Natur. Es ihr abzulauschen, hat nichts mit Neuem zu tun, vielleicht mit Erinnern.“

Dies ist ein Originalzitat aus dem Buch „Die Frühsterziehung der Vorstehhunde“ von H. Dr. Wilhelm Siveke aus dem Jahr 1984 und heute aktueller denn je.

Nach wie vor ist es umso erstaunlicher, dass dies in vielen Hundeführer Lehrgängen immer noch kein Gehör gefunden hat und die Ausbildung von Welpen und jungen Hunden „nach alt Väter Sitte“ umgesetzt wird. Die jungen Hunde laufen einfach mit den älteren Hunden mit, ohne auf die besonderen Anforderungen für junge Hunde einzugehen.

Die eigentliche jagdliche Ausbildung beginnt dann erst im Alter von 8 bis 12 Monaten. Was für eine Verschwendung von Potentialen für die Lernbereitschaft unser kleinen vierbeinigen Jagdhelfer.

Ich beschäftige mich seit Jahren sehr intensiv mit der Frühförderung und habe in diesem Zeitraum ca. 90 Welpen mit Ihren Hundeführern-/innen begleitet, betreut und studieren dürfen. Und doch bin ich immer wieder auf ein Neues erstaunt, wie lernbegierig die kleinen Fellnasen sind und auch zu welchen Leistungen sie schon ganz früh spielerisch in der Lage sind.

Aus diesem Grund hatte ich am 22. und 23.04.2017 den 5. Intensiv-Workshop zur Frühförderung des Jagdhundewelpen am Standort der Hundeschule Pfotenakademie in Marl veranstaltet und organisiert.Wie in allen anderen bisherigen Veranstaltungen konnte ich den Schweizer Wildhüter Ulrich Bärtschi als Referent hierfür gewinnen.

Es haben 12 enthusiastische Hundeführer mit 5 Hunden an dieser Veranstaltung teilgenommen.

Die Inhalte des zweitägigen Workshops waren:

  • Das Lernverhalten und deren Besonderheiten beim Welpen zu verstehen
  • Wie der Aufbau der Bindung zwischen Mensch und Welpe im Alltag und der jagdlichen Praxis funktioniert
  • Die Wichtigkeit der Konsequenz (Gehorsam) als Grundstein für alle weiteren Lernschritte im Hundeleben
  • Die Wichtigkeit und Bedeutung des Spiels
  • Die Anwendung welpengerechter Ausbildungsmethoden
  • Das Verstehen der Wechselbeziehung von Neugier und Angst beim Welpen
  • Das Fördern von jagdlichen Anlagen, wie z.B. Vorstehen, Nasengebrauch, Apport
  • Die Einführung und Sensibilisierung des Menschen, damit er seinen Hund versteht und „lesen“ kann

 

Es hat unglaublich Spaß gemacht zu sehen, dass man Hundeführer dafür begeistern kann, andere Wege in der Hundeausbildung und insbesondere in der Frühförderung zu gehen. Vergessen sind hier die „klassischen“ Ausbildungsmethoden mit Stachelhalsband und Gerte. Im Vordergrund steht, dass die Welpen und Junghunde positiv an ihre zukünftigen Aufgaben herangeführt werden. Das Ideal hierbei ist der freudig und zuverlässig arbeitende Jagdhund.

Der Workshop ist genauso für Züchter interessant, da hier aufgezeigt wird wie man als Züchter die Entwicklung der jagdlichen Anlagen (Beutetrieb, Apport, Vorstehen, Wasserfreudigkeit, Schußruhe) und ein sicheres Wesen der Welpen in den ersten acht Wochen fördern kann.

 

Die Seminarteilnehmer haben mit ihren Hunden spielerisch die Grundlagen für Gehorsam und Apportierbereitschaft erlernt oder gefestigt. Alle Hunde haben sehr gut mitgearbeitet und ihre Aufgaben gerne für Ihre Besitzer gemacht. Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren durchgehend positiv. Es war eine wichtige Erkenntnis, wie man spielerisch schon die ersten Grundlagen zur Jagdhundeausbildung aufbauen und gleichzeitig das Team Mensch-Hund festigen kann. Die Erfolgserlebnisse bei so jungen Hunden waren für die Teilnehmer verblüffend und motivierend.

Vielen Dank an Uli Bärtschi und den eifrigen Hundeführern für die zwei tollen Tage im Kreise von Gleichgesinnten. Auf Grund der positiven Resonanz ist eine sechste Auflage des Intensiv – Workshops für den 21. und 22. April 2018 in Marl /NRW geplant.