Eichhörnchen – Grauhörnchen

Feindliche Übernahme durch Grauhörnchen

von Dipl.-Biol. Aileen Harrer

 

In einigen Zeitungen und Fernsehberichten wurde bereits eindeutig gezeigt, dass die Population des europäischen Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) in England und Italien stark zurückgegangen ist.

Europäisches Eichhörnchen im Winter Foto: E.-O. Pieper

Der starke Rückgang der Population geht einher, mit der Einbürgerung des artverwandten ostamerikanischen Grauhörnchens (Sciurus carolinensis) im Jahre 1889 in England, Irland und Italien. In England soll unser europäisches Eichhörnchen mittlerweile fast ausgestorben sein. Dies ist auch in Italien zu sehen. Es wird davon gesprochen, dass das Grauhörnchen in den nächsten Jahrzehnten auch in Mitteleuropa sein Revier in den Laub- und Mischwäldern besiedelt.

Das europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) und das ostamerikanische Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) können nicht lange nebeneinander leben, da beide Arten sich in ihrem Verhalten und ihrem Lebensraum zu ähnlich sind. Es stellt sich nun dennoch die Frage warum, kann das ostamerikanische Grauhörnchen die europäischen Eichhörnchen so verdrängen.

Die Einordnung beider Tiere in den Stammbaum kann wie folgt geschehen. Sie gehören in die 6. Klasse Mammalia (Säugetiere). Innerhalb dieser Klasse ordnet man beide Tiere zu der IV. Überordnung Euarchontoglires und innerhalb dieser zu der 1. Ordnung: Rodentia (Nagetiere ca. 1800) (Storch & Welsch, 2009). Typisch für Nagetiere ist das Gebiss. Hierbei ist zu beobachten, dass die Nagezähne (1 Paar) zeitlebens nachwachsen. Zudem sind Nagetiere typischerweise Pflanzenfresser. Diese Regel wird natürlich nur dann bestätigt wenn es auch Ausnahmen gibt. Dadurch ist der Bogen zum Eichhörnchen wieder geschlagen. Beide Arten fressen nicht nur pflanzliche Nahrung wie z.B. Samen oder Pilze, sondern zusätzlich auch wirbellose Tiere wie z.B. den Regenwurm (Lumbricus terrestris). Zu guter Letzt fressen sie Vogeleier sowie Jungvögel. Baumrinde gehört auch zu ihrem Speiseplan.

Eichhörnchen vs. Grauhörnchen

Die Gemeinsamkeiten beider Tiere sind zum einen die Nahrung und zum anderen der Lebensraum. Wobei es einen Unterschied gibt. Das europäische Eichhörnchen besiedelt zu den Laub- und Mischwäldern auch die Nadelwälder. Diese Tatsache ist ein Vorteil für das Überleben des europäischen Eichhörnchens in Mitteleuropa. Nachteil ist der Größenunterschied. Das europäische Eichhörnchen ist zwischen 5 – 10 cm (Kopfrumpflänge) kleiner als das ostamerikanische Grauhörnchen.

Die Unterscheidung der Tiere ist leicht, da sie durch ihre Fellfarbe unterschieden werden können. Unser Eichhörnchen hat eine hellrote bis braunschwarze Fellfarbe. Die Bauchseite ist meist weiß oder cremefarben. Im Winter trägt es ein Büschel Haare an den Ohren, die Pinsel genannt werden. Das ostamerikanische Grauhörnchen ist wie der Name schon sagt, Grau. Zudem gibt es wieder einen kleinen Unterschied, dass Grauhörnchen trägt im Winter keine Pinsel.

Um den Winter zu überstehen sammeln beide Tiere im Herbst Nahrung und verstecken sie in der Erde. Im Laufe des Winters werden vom europäischen Eichhörnchen nicht alle Verstecke gefunden. Diese Tatsache kommt dem Wald ziemlich zugute. Das Vergessen der Nahrung geht einher mit einem schlechten Gedächtnis des europäischen Eichhörnchens. Das Gedächtnis des Grauhörnchens ist um Längen besser. Es findet im Winter nicht nur seine eigenen Verstecke wieder, sondern zusätzlich, die des europäischen Eichhörnchens. Das ist ein weiterer Vorteil des Grauhörnchens. Dadurch wächst der Konkurrenzdruck.

Eichhörnchen sind in der Regel Einzelgänger. Aufgrund dessen, das sie eigentlich Einzelgänger sind, sind sie gegenüber dem Menschen sehr scheu. Insbesondere das europäische Eichhörnchen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen bei dem europäischen Eichhörnchen. Jüngst habe ich selbst beobachtet, wie ein europäisches Eichhörnchen von einem Menschen gefüttert wurde. Diese Tatsache ist aber eher untypisch und sehr selten zu beobachten. Das Grauhörnchen hingegen ist dem Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen und lässt sich sogar vom Menschen füttern.

Die aufgezählten Vorteile des Grauhörnchens aus Ostamerika verdeutlichen stark den Populationsrückgang des europäischen Eichhörnchens. In vieler Hinsicht ist unser Eichhörnchen dem Grauhörnchen unterlegen. Zusammenfassend gesagt, werden im Laufe der nächsten Jahre immer weniger europäische Eichhörnchen in unseren Parks zu sehen sein. Diese sind höchst wahrscheinlich dann nur noch in unseren Nadelwäldern zu beobachten.