Felle, Pelze, Rauchwaren

Von Ernst-Otto Pieper

Felle von Säugetieren mit dicht stehenden Haaren und die daraus erzeugten Kleidungsstücke werden allgemein als Pelz bezeichnet. Weidgerecht ist je nach Wildart die Bezeichnung Balg, Decke, Haut oder Schwarte. Nur bei Biber (hier auch Balg üblich), Bär, Wolf und Seehund ist die Bezeichnung Fell gebräuchlich. Werden diese zu Pelzen zugerichtet, so spricht man von Rauchwaren, österreichisch auch Rauwaren. Wildtiere, die ein für Bekleidung verwendbares Fell haben, werden Pelztiere genannt. Pelztierjagd ist eine besondere Form der Wildtiernutzung, bei der die Gewinnung des Balges wildlebender Tiere zu Modezwecken im Vordergrund steht. Für die Ausübung der Pelztierjagd ist in Deutschland in allen Bundesländern eine entsprechende Ausbildung erforderlich – in einigen Bundesländern schließt diese Ausbildung mit einer Prüfung ab.

Etwa 40% aller Felle stammen als Nebenprodukt aus der Nutztierhaltung und Fleischerzeugung. Bei der Schlachtung von Nutztieren fallen unter anderem Felle von vielen verschiedenen Schaf-Arten und –Rassen (z.B. Persianer), Kaninchen (Kaninfell), Ziegen, Rinder, Pferden, Rentieren (Pijikifell) und Känguru (Wallabyfell) an.

Etwa 15% der Felle werden durch Wildfang gewonnen; insbesondere Felle von Tieren, die unabhängig von der Pelzgewinnung gejagt werden, weil sie als „Schädlinge“ oder „Lästlinge“ wirken oder empfunden werden, sowie von Pelztieren, die allein wegen ihres Felles gejagt oder gefangen werden. Hierzu zählen außerhalb der EU insbesondere Wildkaninchen, Hamster, Maulwurf und das neuseeländisches Opossum. Innerhalb der EU sind es vor allem Steinmarder, Iltis, Hermelin, Nutria, Bisam und Waschbär.

Etwa 45% der Felle stammen aus Zuchten. Die häufigsten zur Pelzgewinnung gehaltenen Tiere sind dabei Fuchs, Iltis, Nerz, Marderhund, Nutria und Chinchillas. Dänemark produziert mit 11 Millionen Tieren die meisten Nerze, Finnland mit über 2 Millionen die meisten Füchse. Derzeit existieren in Deutschland noch ca. 30 Nerzfarmen und eine unbekannte Anzahl von Chinchilla-Zuchten. Der Markt für Pelze hat sich seit Ende des 20. Jahrhunderts erheblich nach Asien verlagert.

Die Qualität eines Felles hängt von vielen Faktoren ab.

Ein besonders dichtes und strapazierfähiges Fell findet sich bei Pelztierarten, die ganz oder zeitweilig im Wasser leben; der Pelz ist zudem wasserabweisend. Je kälter der Lebensraum, desto dichter und seidiger das Haar, umso besser wärmt es. Ebenso sind Winterfelle qualitativ besser als Sommerfelle. Felle von Kleinraubtieren haben ein zügigeres und damit stabileres Leder als die von Pflanzenfressern. Die höchsten Pelzqualitäten stammen von Winterfellen marderartiger Kleinraubtiere, so dem Nerz.

In der Kürschnerei haben Pelze Haardichten über 400 Haare pro cm². Felle haben eine Haardichte von 50 bis 400 Haaren pro cm². Bei darunter liegenden Haardichten wird von haararmer Haut gesprochen.

Bei der Pelzverarbeitung wird nicht nur das eigentliche Fell verwendet. Die übrigen Stücke sind keineswegs Abfall – insbesondere griechische Kürschner sind in der Weiterverarbeitung wahre Meister.

Der mittlere Teil des Pelzes ist zweifelsohne der hochwertigste. Köpfe, Nacken, Vorder- und Hinterläufe, Seiten, Wammen und Ruten (Schwänze) sind ebenfalls wertvoll. Sie werden in den Werkstätten gesammelt und fast ausschließlich nach Griechenland geschickt, wo sie sortiert und kunstvoll zusammengenäht werden. Bei guten Nerzpfoten wird beispielsweise in bis zu vier Rauchen- (Dichte, Länge) und acht Grundfarbstufen (je sechs Unterfarben) sortiert, dann in Streifen genäht, diese dann wieder sortiert, und zusammengestellt. Das so entstandene Produkt gelangt als Body oder Platte wieder in den Handel.

Das Seeotterfell ist das dichteste und feinste Fell aller Pelzarten. Der Seeotter hat als einziges im Meer lebendes Säugetier keine isolierende Fettschicht. Stattdessen schützt ihn ein extrem dichtes Fell vor der Kälte des Nordpazifiks. Auf einem Quadratzentimeter wachsen rund 100.000 Haare; etwa so viele, wie ein Mensch durchschnittlich auf dem gesamten Kopf hat. Das Fell, das als das feinste im Tierreich gilt, besteht aus gröberen, dunkleren Deckhaaren und einer sehr feinen, hellbraungrauen Unterwolle. Auf ein Haar des Deckfells kommen etwa 70 Haare der Unterwolle. Zwischen den seidigen Haaren sorgen normalerweise winzige, vom Otter regelmäßig in sein Fell geblasene Luftbläschen für eine gute Kälteisolierung. Diese Bläschen sorgen dafür, dass der Otter beim Schwimmen nicht bis auf die Haut nass wird. Die Haut des Fells, das der Otter regelmäßig pflegt, liegt locker am Körper an und bildet Falten und Taschen, in denen Nahrung transportiert werden kann. Durch die zahlreichen Falten ist das Fell deutlich größer als bei vergleichbar großen Tieren. Die Fellpflege nimmt bei dieser Art sehr viel Zeit in Anspruch. Der Handel mit Seeotterfellen ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, seit 1911 verboten.

Alpaka: feinste weiche Wolle von den südamerikanischen Lama und Vikunja. Früher auch als Fell, heute geschützt; lediglich die Wolle wird verwendet.
Biber: der in Deutschland geschützte Biber ist Nordamerika zur Landplage geworden. Er verwandelt Straßen in Seen und staut unkontrolliert Flüsse. Hat ein dunkelbraunes längeres starres Haar, wird von Trappern unter Einhaltung der strengen Regeln des multilateralen Fallenfangabkommens gefangen. Das Leder ist relativ schwer und muss tief geschliffen werden. Heute wird die Haarseite meistens gerupft oder geschoren verwendet. Ergibt dann eine samtige Oberfläche.

Bisam: weiches, seidiges Fell des Bisam; das Tier gilt auch bei uns als Schädling. Fell wird heute meist als Samtbisam (gerupft oder geschoren) angeboten.
Blackglama: Markenname für dunkle, fast schwarze Nerzfelle aus kontrollierter Farmhaltung an den großen Seen in Nordamerika, wird verkauft über Seattle Fur Auction.
Blaufuchs: Züchtung aus dem Polarfuchs, Farmhaltung vorwiegend in Skandinavien, dort größter Produzent: Finnland. Blaufuchs wird häufig als Besatz verwendet. 

Calayos: Lammfelle aus Spanien oder Südamerika, seidiges Haar, weiß oder gescheckt und moiriert.
Chekiang: chinesische Lammfelle, seidig weiches, glänzendes, dichtes rauches (Haarlänge) bis flaches Haar.
Chevreau: edelstes, besonders leichtes Ziegenleder.
Coyote: Präriewolf aus Nordamerika. Wird als Schafräuber verfolgt.Echte Wölfe sind heute fast überall geschützt.
Curly-Lamm: gekräuseltes Lammfell, mittellang.
Donkali: arabisches Zickelfell (Jungtierfell). Ägyptische Hausziege. Wird zu Jacken und Mänteln verarbeitet.
Feh: asiatisches (russisches) Eichhörnchen; insbesondere Überpopulationen werden bejagt. Sehr leichtes Fell, mit seidigem Deckhaar, aus Russland meist grau. Rückenfelle werden zu Mänteln, Jacken und Besätzen verarbeitet.
Finnraccoon: Marderhund oder Seefuchs mit langhaarigem, beige-grauen Fell, das dem des Waschbären ähnelt. Wird auch im Direktimport aus China angeboten – die Haltungsbedingungen dort sind umstritten.
Fuchs: Rotfuchs gibt es auf allen Kontinenten. In einigen, z. B.  Australien, ist er mangels natürlicher Feinde zur Landplage geworden. Er überträgt Seuchen und wird deshalb verstärkt bejagt. Blaufuchs, Silberfuchs und andere Füchse kommen meist aus Farmhaltung
Glacéleder: glänzendes Ziegen- oder Lammleder, vor allem für elegante Handschuhe
Guanako: höckerloses Kamel (Lama) aus Südamerika. Wird derzeit nicht angeboten; benötigt eine Genehmigung des Ausfuhrlandes (Artenschutz).
Hamster: Beste Felle: Maihamster. Herbstfelle sind kleiner und von schwächerer Fellqualität. Hamster kommen aus osteuropäischen Ländern, in denen sie gejagt werden, weil sie den Bauern Probleme bereiten. In Deutschland fällt der Hamster unter die Artenschutzverordnung.
Hermelin: weißes Winterfell des großen Wiesels, seit dem frühen Mittelalter der Pelz der Kaiser und Könige, wird heute nur noch selten verarbeitet.
Karakul: Steppenschaf (Fettschwanzschaf) in Afghanistan, Namibia und Russland. Sichert den Anwohnern karger Gegenden den Lebensunterhalt; Fleisch, Wolle, Leder und die gelockten oder moirierten Persianerfelle werden genutzt
Kolinski: Asiatische Wieselart mit sehr leichtem Fell, etwas langhaariger als das eigentliche Wiesel.
Lamm-Velours: weiches Leder mit wolligen Pelz auf der Kehrseite.
Merino: Spanische Schafrasse mit besonders leichtem Leder und weichem Haar.
Nerz:  aus streng kontrollierten Farmen. Gezüchtet wird der amerikanische Mink, nicht der europäische Wildnerz . Besonders gefragt sind derzeit Züchtungen mit kurzem Oberhaar;  Qualitätsbezeichnungen der Züchtergemeinschaften sind beispielsweise Saga und Kopenhagen Fur, Blackglama (nur für naturschwarze Nerze aus den USA, die über Seattle Fur Auction verkauft werden).
Nutria: Fell vom Sumpfbiber, vor allem aus Amerika, wo sich die Tiere massiv ausgebreitet haben. Sumpfbiber leben gerne in Fluß-Deltas und können dort an der Flora so große Schäden anrichten, dass mit jeder Gezeitenwende Land unwiederbringlich in das Meer gespült wird.

Orylag: Spezielle, markengeschützte Züchtung aus Rexkanin. Nur etwa 20 Züchter in Frankreich züchten die Tiere, die ein extrem dichtes feines Fell haben. Orylag ist mittelbraun mit heller Bauchseite. Die Fellstruktur ist der des Chinchilla ähnlich.
Opossum, neuseeländisches: Stark strapazierfähiges Langhaarfell. Opossum (zoologisch Fuchskusu, ein Beuteltier) haben sich in Neuseeland mangels natürlicher Feinde sehr stark ausgebreitet. Sie werden mit allen Mitteln und Unterstützung von Tierschutzorganisationen gejagt. Sie entlauben in kürzester Zeit ganze Berge und Obstplantagen und stellen eine Bedrohung für die einheimische Flora und Fauna dar.
Opossum, amerikanisches: starres weiß, grau, dunkles, langhaariges Fell der Beutelratte. Hat im Unterschied zum australischen/neuseeländischen Beuteltier Opossum einen langen, nackten, geringelten Schwanz. Kommt in Nordamerika vor.
Palmera: Fuchs-Hinterpfoten (Klauen/Stücken);  wird zu Bodies verarbeitet als Pelzfutter.
Saga: Güte- und Herkunftsbezeichnung für Pelzfelle, vorwiegend aus Farmen in Finnland, Norwegen und Schweden, die nach neuen Erkenntnissen der Verhaltensforschung betrieben werden. Ursprünglich nur Saga-Nerz und Saga-Fuchs, seit 2005 auch für Felle des Finnraccoon.
Seal: Sammelbegriff für Robben und Seehunde; seit 1983 Importverbot für Häute von Jungtieren. Aus Grönland kommen ausschließlich Felle von ausgewachsenen Seals, die Jagd ist überlebenswichtig für Inuit/Eskimos.
Shearling: gewachsenes, geschorenes Fell von Lämmern (siehe auch Lamm-Velours).
Silberfuchs: Züchtung, Mutation des Rotfuchses, wird in Skandinavien und Nordamerika und Russland gezüchtet. Fell ist schwarz mit hellen Haarsträhnen. Mutationen können auch rötliche Farbe aufweisen. Wird wegen der Haarlänge und Dichte vor allem als Besatz verwendet.
Swakara: Herkunfts- und Gütename für den flachgelockten, seidigen Persianer aus freier Weidehaltung in den Halbwüsten Namibias.
Tibetlamm:  (umgangssprl. Mongolin) Schafrassen aus China.
Thiliki: Bezeichnung für Bauchteile des Nerzfells, die zu attraktiven Pelzmodellen zusammengefügt werden.
Viking-Lamm: gekräuseltes Fell skandinavischer Gotland-Schafe
Waschbär: Langhaarfell, häufig als Besatz auf sportlichen Stoffmänteln und –Jacken.  Waschbären haben sich in Nordamerika (auch in Europa) massiv ausgebreitet und werden intensiv bejagt. Sogar in Europa besetzt der Waschbär biologische Nischen: In vielen Innenstädten findet man heute Waschbären, die nachts Mülleimer ausräumen und sich gern auf Dachböden einnisten.
Wiesel: Fell des Hermelin, sehr leicht.
Zickel: Jungtiere der Ziegen, die Fleisch und Leder liefern, zum Teil auch Nutzung der Felle für Pelze.
Zobel: Marder in Russland vom Ural bis Sibirien, verbreitet mit sehr kostbarem, feinen Fell; unter der Bezeichnung „kanadischer Zobe“’ ist das Fell des Fichtenmarders aus Nordamerika im Handel; Hegejagd mit Quoten und Schonzeiten, streng geregelt.