Fettkraut

Gemeines Fettkraut – eine Pflanze mit besonderer Überwinterungsstrategie

Von Ernst-Otto Pieper

 

Die gelbgrünen Rosettenblätter des Gemeinen Fettkrauts sind recht auffällig; Foto: E.-O. Pieper

Das Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) wird auch Gewöhnliches Fettkraut, Kiwitzfettkraut oder Blaues Fettkraut genannt und ist eine fleischfressende Pflanze.

Das krautige Gewächs ist mehrjährig mit einem einfachen Wurzelwerk das aus zahlreichen, weißen und kurzen, feinen Haarwurzeln besteht. Gemeines Fettkraut braucht nassen, nährstoffarmen Untergrund. Besiedelt Flach- und Quellmoore also saure Böden, ist aber auch kalkverträglich.

Die 5 bis 10 breit-eiförmigen, fleischigen und bleich- oder gelbgrünen Rosettenblätter tragen auf der Oberseite viele Drüsen, die einen klebrigen Schleim (Fangsekret) absondern mit dem sie kleine Insekten und Pollen fangen und, sobald Beute gefangen ist, durch Enzyme verdauen.

Von Mai bis August blüht die Pflanze an ein bis fünf (selten mehr) fünf bis 20 cm hohen, aus der Mitte der Rosette wachsenden Blütenstielen. Die Blüte ist rosa-violett mit weißem Schlundfleck. Die reifen Fruchtkapseln sind reichlich mit feinen, schwarzen Samen gefüllt.

Zum Winter hin bildet die Pflanze ein Hibernakel. Die Blätter sterben während oder nach der Hibernakelbildung ab.

Hibernakel (auch Winterknospe) ist ein als Überwinterungsorgan angelegtes Organ von manchen Pflanzen und einigen koloniebildenden Wassertieren.

Bei Pflanzen besteht diese Endknospe aus schuppenförmig umeinander gelegten Nährblättern, die in ihrem Zentrum entweder Blattanlagen oder bereits entwickelte, wenn auch noch nicht ausgewachsene Blätter, teils sogar schon Blütenanlagen, beherbergen.

Aus dieser Knospe treibt die Pflanze im Frühjahr neu aus.

Neben den Fettkräutern bilden auch z.B. die Sonnentaue Hibernakel aus.

Das Gemeine Fettkraut kommt in weiten Teilen Europas vor und gilt in Deutschland als gefährdet.

Im Bayerischen Wald, im südlichen Fränkischen Jura, im Südschwarzwald, im Alpenvorland und in den Alpen kommt die Pflanze zerstreut, oft in individuenarmen, aber auffallenden Gruppen vor. Im Tiefland ist es selten.