Flat Coated Retriever

Von Silvia Gabler

 

Geschichte

Von den sechs Retriever-Rassen ist der Flat Coated Retriever wohl die eleganteste. Sein schlanker Körper, das lange, seidige Fell sowie das freundliche, temperamentvolle und sensible Wesen machen ihn zu einem – bei Jägern wie bei Nichtjägern – äußerst beliebten Begleiter. Wie alle Retriever wurde er ursprünglich für die Jagd nach dem Schuss, insbesondere für das Apportieren – ob aus dem Wasser oder an Land – gezüchtet. Er kann auf dieselbe Abstammungsgeschichte wie die anderen Retriever-Rassen zurückblicken.

Der St. John’s Hund ist der Urahn der heutigen Retriever.

Der Ursprung dieser Rassen ist der sogenannte St. John’s Hund, als dessen Heimat Neufundland gilt.

Vor ungefähr 500 Jahren segelten Fischer aus dem südenglischen Devon nach Neufundland, um vor der Halbinsel Avalon bei St. John’s auf Fischfang zu gehen. Hierfür hatten sie auch Hunde mitgebracht, die sehr gut schwimmen konnten und deren Aufgabe es war, Schiffstaue und aus den Netzen springende Fische im eiskalten Wasser zu apportieren.

Anfang des 16.Jahrhunderts siedelten sich die Fischer schließlich entlang der Küste Neufundlands an. Dort begannen sie auch Federwild zu jagen. Nun waren Hunde mit guten jagdlichen Eigenschaften gefragt. Da in Neufundland keine geeigneten Vierbeiner zu finden waren, setzte man eigene, aus England stammende Hunde zur Zucht ein. So entstand der sogenannte St. John’s Hund.

 

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts Jahre später erreichten diese neufundländerartigen Hunde mit Handelsschiffen auch England und Schottland. Dort wurden sie besonders vom Landadel wegen ihres ausgeprägtem Apportiertriebes und hervorragenden Spürsinns bei der Jagd geschätzt.

Der St. John’s Hund darf wohl als der der gemeinsame Vorfahre der Labrador Retriever, der Golden Retriever, der Flat Coated Retriever, des Curly Coated Retriever und der Chesapeake Bay Retriever angesehen werden. Ob er auch eine Rolle in der Ahnenreihe der Nova Scotia Retriever spielt, ist immer noch umstritten.

Bereits der St. John’s Hund wies, wie die meisten heutigen Retriever, ein freundliches, ausgeglichenes Wesen auf. Er war sowohl ein ausgezeichneter Schwimmer und damit bestens für die Arbeit am und im Wasser geeignet, als auch ein hervorragender Fährtensucher auf dem Land. Sein dichtes, kurzes und wasserabweisendes Fell war ein ausgezeichneter Schutz gegen Kälte und Nässe.

Durch seine mittlere Größe, konnten ihn die Fischer auch problemlos in ihren kleinen Booten mitnehmen.

Durch die weitere Zucht veränderte sich der St. John’s Hund im Laufe der Zeit immer mehr. So entstand ein kraftvoller, langhaariger Typ mit welligem Fell, der als Wavy Coated Retriever, bezeichnet wurde. Genau wie beim heutigen Flat Coated Retriever waren die Hunde überwiegend schwarz, es fielen aber auch leberbraune und gelbe Welpen, was auch heute noch immer der Fall ist.

Wavy Coated Retriever mit schwarzer Fellfärbung sind wohl als die direkten Vorfahren des glatthaarigen Flat Coated Retrievers anzusehen.

Das Ziel der Zuchtbemühungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts in England war es, zwar die Leistungen des ursprünglichen Retrievers zu erhalten, aber gleichzeitig ein eleganteres, leichteres Erscheinungsbild zu erreichen.

Es wird vermutet, dass zu diesem Zweck Irish Setter mit einer sehr dunklen Fellfarbe eingezüchtet wurden. Das seidige, glattere Fell und der schmalere Schädel sollen durch die Einkreuzung schottischer Schäferhunde erreicht worden sein.

Um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert wurde der Flat Coated Retriever zur in England am meisten verbreiteten Retriever Rasse. Das änderte sich aber mit Beginn des 20. Jahrhunderts.

Golden und Labrador Retriever wurden immer beliebter, während des 2. Weltkrieges schien die Rasse des Flat Coated Rerievers schließlich vom Aussterben bedroht. Dank intensiver Zuchtbemühungen konnte sich die Rasse aber wieder erholen. Seit 1980 wird diese Rasse auch in Deutschland gezüchtet. Er wird durch den deutschen Retriever-Club vertreten. Der Flat Coated Retriever, erfreut sich, nicht zuletzt wegen seines umgänglichen Wesens, hierzulande steigender Beliebtheit, blieb aber, im Gegensatz zum Golden Retriever, glücklicherweise vor einer Modehund Karriere bisher verschont. 2005 haben die Eintragungszahlen beim VDH mit 292 Neueinträgen ihren Höchststand erreicht, während 1996 nur 48 Einträge zu verzeichnen waren.

 

Verwendung und Wesen

Der Flat Coated Retriever wird überwiegend nach dem Schuss eingesetzt, was seinem angewölften (angeborenen) Apportierwillen und auch der Wasserfreudigkeit im besonderen Maße entgegenkommt. Natürlich sind sie ebenso für die Nachsuche geeignet. Da der Flat Coated Retriever, im Gegensatz zu den meisten deutschen Jagdhunderassen, kein spurlauter Hund ist, findet er bevorzugt bei der Suche nach totem Wild Verwendung.

Von dem in Deutschland lebenden und gezüchteten Retriever Rassen wird der Flat Coatet Retriever, prozentual gesehen, versteht sich- am meisten jagdlich eingesetzt.

Allerdings wird ein Großteil der Hunde hierzulande nicht als Jaghund geführt. Wenn er entsprechend ausgelastet wird, zum Beispiel durch die Arbeit mit dem Dummy, ist der Flat Coated Retriever, als klassischer Apportierhund gezüchtet, auch in Nichtjägerhänden ein ausgeglichener, besonders leicht führiger Hund.

Diese Eigenschaft führt nicht zuletzt dazu, dass der Flat Coated inzwischen hierzulande auch als Drogen- und Sprengstoffspürhund beim Bundesgrenzschutz Verwendung findet. Auch als Rettungs-, Lawinen-, Sanitäts- und sogar Blindenführhunde werden die ausgesprochen vielseitigen Flat Coated Retriever bei uns eingesetzt.

*_Standard_*

*FCI – Standard Nr. 121 /  29. 01. 1999 /  D*

_FLAT COATED RETRIEVER_

*_ÜBERSETZUNG_*: Uwe H. Fischer.

*_URSPRUNG_*: Großbritannien.

*_DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN_*_*ORIGINAL- STANDARDES*_: 08.09. 1988.

*_VERWENDUNG_*: Apportierhund zur Flintenjagd.

*_KLASSIFIKATION FCI_*:            Gruppe 8     Apportierhunde, Stöberhunde,

Wasserhunde.

Sektion 1             Apportierhunde.

Mit Arbeitsprüfung.

 

*_ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD_*: Ein aufgeweckter, reger Hund von mittlerer Größe mit intelligentem Ausdruck, zeigt Kraft ohne schwerfällig zu wirken, zeigt Rasse ohne dabei schmächtig zu sein.

 

*_VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN)_*: Rundherum aus- gestattet mit den natürlichen Eigenschaften eines Jagdhundes; Optimismus und Freundlichkeit wird durch enthusiastische Rutenbewegung demonstriert.

Selbstsicher und freundlich.

KOPF

_OBERKOPF_:

_Schädel_: Flach bei mittlerer Breite.

_Stop_: Leichter Stop in Augenhöhe, dabei in keiner Weise betont, so dass eine Konvergenz oder eine Divergenz nicht zu erkennen ist.

 

_GESICHTSSCHÄDEL_:

_Nasenschwamm_: Von guter Größe, mit gut geöffneten Nasenlöchern.

_Kiefer / Zähne_: Kiefer lang und kräftig, dadurch imstande Hasen oder Fasanen zu tragen.

Mit einem perfekten regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.

_Augen_: Mittelgroß, dunkelbraun oder haselnussbraun, mit sehr intelligentem Ausdruck (ein rundes, hervorstehendes Auge ist höchst unerwünscht). Nicht schräg eingesetzt.

_Behang_: Klein und gut angesetzt, dicht seitlich am Kopf getragen.

*_HALS_*: Kopf gut auf dem Hals sitzend, wobei der Hals ziemlich lang und trocken sein muss, symmetrisch und schräg in der Schulter sitzend, dabei gut in den Rücken übergehend, um ein leichtes Suchen der Spur zu ermöglichen.

 

*_KÖRPER_*:

_Lenden_: Kurz und breit. Eine lange Lendenpartie ist höchst unerwünscht.

_Brust_: Tief und ziemlich breit mit deutlich ausgeprägtem Brustbein.

Die vordere Rippenpartie ist eher flach. Der Körper zeigt einen guten Rippenkorb, der sich erst allmählich wölbt, dann in der Mitte deutlich gewölbt ist und zur Hinterhand in der Wölbung abnimmt.

*_RUTE_*: Kurz, gerade und gut angesetzt, fröhlich, jedoch niemals wesentlich über der Rückenlinie getragen.

*_GLIEDMASSEN _*

_VORDERHAND_: Vorderläufe gerade, mit Knochen von insgesamt guter Qualität.

_Ellenbogen_: Sie bewegen sich frei und regelmäßig an der Brust vorbei.

_HINTERHAND_: Muskulös. Die Hinterläufe sollen im Stand parallel und gerade sein.

_Kniegelenke_: Nicht übertrieben gewinkelt.

_Sprunggelenke_: Nicht übertrieben gewinkelt, tief stehend. Kuhhessigkeit höchst unerwünscht.

_PFOTEN_: Rund und kräftig mit eng aneinander liegenden und gut aufgeknöchelten Zehen. Ballen dick und kräftig.

*_GANGWERK_*: Frei und fließend, gerade und parallel, sowohl von vorne als auch von hinten gesehen.

 

*_HAARKLEID_*

_HAAR _: Dicht, von feiner bis mittelstarker Textur und guter Qualität, so glatt wie möglich. Läufe und Rute gut befedert. Eine vollständige Befederung unterstreicht die Eleganz eines erwachsenen guten Hundes.

_FARBE_: Nur schwarz oder leberbraun.

*_GRÖSSE UND GEWICHT_*:

_Erwünschte Widerristhöhe_:

Für Rüden:                                                         59 – 61,5 cm (23 – 24 ins.),

Für Hündinnen:                                               56,5 – 59 cm (22 – 23 ins.).

 

Erwünschtes Gewicht in guter Kondition:

Für Rüden:                                                         27 – 36 kg (60 – 80 Engl. Pfund),

Für Hündinnen:                                               25 – 32 kg (55 – 70 Engl. Pfund).

 

*_FEHLER_*: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte *und dessen Einfluss hinsichtlich Gesundheit und Wohlbefinden des Hundes*.

Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

 

_*N.B.*__**__*: *_ Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

 

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Text zur Geschichte und Verwendung: Silvia Gabler;  http://jagdhunde.repage4.de/

 

Quellenangabe:

* *Photo* auf dieser Seite: *“Ostfrieslands Graceful Flats Black    Arthur“*            Züchter und Besitzer: Dorothea Böhnke

<http://www.ostfrieslands-graceful-flats.de/>www.ostfrieslands-graceful-flats.de

<http://www.ostfrieslands-graceful-flats.de/

* *Standard FCI*www.fci.be <http://www.fci.be/>

* *Eintragungszahlen VDH* <http://www.vdh.de/>www.vdh.de

<http://www.vdh.de/

* *Der Hund* 1/2000

* *Das Deutsche Hunde Magazin* 2/2003

* *Hunde Revue* 8/2006