Von Stefan Lacher, Kreisjägerschaft Gelsenkirchen
Frettieren oder Frettierjagd ist eine besondere Form der Baujagd. Dazu wird ein Frettchen in einen Kaninchenbau geschickt, um die im Bau befindlichen Kaninchen aus dem Bau zu scheuchen. Die den Bau verlassenden Kaninchen werden dann entweder mit einer Flinte erlegt oder von einem Beizvogel gebunden. Alternativ können die Röhren auch mit Netzen oder Reusen abgedeckt werden, so dass sich die springenden Kaninchen in ihnen fangen.
Der Kaninchenbau
Kaninchen leben bekanntlich in selbstgegrabenen Bauen. Diese Baue können sehr unterschiedlich angelegt sein und sich sowohl im vollkommen freien Gelände befinden, wie z.B. in den Böschungen der Emscher, als auch in mitten dichter Deckung. Sie bevorzugen leicht grabbare Böden an sonnigen Böschungen. Ein Kaninchenbau (Satzröhren sind nicht gemeint!) kann unter Umständen ein Bau mit nur einer einzigen Röhre sein. Das Gros der Kaninchenbaue hat aber meist ca. 3-12 Röhren. Es gibt aber auch riesige Bauanlagen mit zig Röhren. Die einzelnen Baue können hundert und mehr Meter Abstand voneinander haben. Es gibt aber auch regelrechte Kaninchenkolonien, wo die einzelnen Baue so dicht beieinander liegen, dass schwer erkennbar ist, wo der eine Bau aufhört und der nächste anfängt.
Die „normalen“ Kaninchenröhren sind gleichermaßen Ein- wie auch Ausgang.
Sie sehen ähnlich aus, wie die Röhren eines Dachsbaues, haben aber einen erheblich geringeren Durchmesser. Vor den Röhren liegt der lang und flach ausgezogene Bodenaushub. Ist der Aushub weich, sieht man dort bei gut befahrenen Bauen auch viele Kaninchenspuren. Daneben besitzen die meisten Kaninchenbaue auch Sprungröhren, die als reine Fluchtröhren angelegt sind. Sie verlaufen zumindest auf den letzten ca. 30-40 cm fast senkrecht und haben einen sehr geringen Durchmesser. Sie werden von den Kaninchen von innen her gegraben, so dass sich kein Aushubmaterial vor der Röhre befindet! Häufig sind diese „Notausgänge“ auch noch halb mit Laub oder Gras bedeckt und dadurch so gut getarnt, dass man sie schnell übersieht. Leider gibt es in vielen Bauen auch „Sackröhren“, die ohne Erweiterungen stumpf enden.
Kaninchen leben gesellig. Wie viele Kaninchen aber in einem Bau leben, ist sehr unterschiedlich. Manchmal sind es nur zwei, häufig aber auch drei oder vier und gelegentlich, insbesondere auf großen Bauanlagen, mitunter auch erheblich mehr (max.17!!!).
Auch wenn der Bau für die Kaninchen überlebenswichtig ist, so halten sie sich dennoch häufig auch außerhalb ihres Baues auf. Das hängt im Wesentlichen von der Witterung und vom Vorhandensein geeigneter Deckung ab. So liegen sie z. B. häufig draußen, wenn es in der Nacht oder zumindest in den frühsten Morgenstunden geregnet hat und es tagsüber nicht zu kalt und windig ist. Kaninchen gehen nämlich ungern mit nassem Balg auf ihren Bau. Ob ein Bau an sich befahren ist oder nicht, können wir anhand des Zustandes der Röhren und der in der Nähe befindlichen Kotstellen einigermaßen sicher sagen. Wir sind aber nicht ohne weiteres in der Lage, zu sagen, ob sich dann auch tatsächlich ein Kaninchen auf dem Bau befindet. Das kann man nur durch Ausprobieren herausbekommen. Oder aber man hat das Glück einen erfahrenen Gebrauchshund zu besitzen, der sicher anzeigt, ob gerade ein grauer Flitzer zu Hause ist.
Das Frettchen
Das Frettchen (gelegentlich auch nur „Frett“ genannt) ist die domestizierte Form des europäischen Iltisses. Der Iltis gehört bekanntlich zur Familie der Marder und bildet zusammen mit dem europäischen Nerz und den Wieseln eine eigene Unterfamilie. Im Gegensatz zu den echten Mardern hat der Iltis relativ kurze Beine. Er kann nicht gut klettern und springen, aber durchaus gut schwimmen und auch tauchen. Er ist überwiegend nachtaktiv und versteckt sich gern in Bauen anderer Tiere oder in Holz-, Reisig- oder Steinhaufen und sucht dort auch nach potenziellen Beutetieren. Ein ausgeprägter Geruchs- und Tastsinn (Vibrissen) hilft ihm, sich in den absolut dunklen, unterirdischen „Labyrinthen“ zu Recht zu finden und dort seine Beutetiere erfolgreich aufzuspüren. Diese Fähigkeiten machten sich die Menschen wahrscheinlich schon in der Antike zu Nutze, indem sie aus wilden Iltissen das Frettchen herauszüchteten. Neben der Baujagd auf Kaninchen, kann man Frettchen auch zur Rattenjagd und bedingt auch auf Bisamratten einsetzen (hierzu eignet sich aber ein zahmer Mink deutlich besser). Frettchen werden sehr zahm. Man kann sie darauf konditionieren, dass sie auf einen bestimmten Ruf oder Pfiff ziemlich zuverlässig zu einem kommen. Man sollte aber wissen, dass Frettchen anders als unser Jagdhund nicht für uns, sondern nur für sich jagen. Sie Apportieren nicht und sie wollen ihre Beute auch nicht teilen. Sie versuchen vielmehr, das Kanin zu fangen, zu töten und dann häufig auch zu fressen. Sollte es dazu kommen, dass das Frett das Kanin angeschnitten hat, so macht es dann i.d.R. ein ausgiebiges Verdauungsschläfchen und wir stehen uns vor dem Bau unter Umständen mehrere Stunden quasi die „Füße platt“. Da hilft dann meist auch kein Rufen, Pfeifen oder Klopfen. Denn Frettchen schlafen teilweise so fest, dass man sie z. B. aus ihren Schlafkästen holen kann, ohne dass sie dabei aufwachen! Nicht umsonst heißt es ja so trefflich:
“Der schläft so fest wie ein Ratz“!
Weiter sollte man wissen, dass Frettchen einen sehr kurzen Verdauungstrakt haben. Sie verbrauchen viel Energie und müssen in kurzen Abständen Nahrung zu sich nehmen. Daher ist es ggf. sinnvoll, für die Jagd etwas Futter mitzunehmen. Eine andere Sache ist vielleicht auch noch von Bedeutung. Bei Gefahr oder großer Angst entleeren Frettchen ihre Drüsen. Man bezeichnete früher Iltis und Wiesel deshalb auch als Stinkmarder und es heißt ja auch:
„Der stinkt wie ein Ülk“!
Sollte z. B. ein Frettchen mit gesträubtem Haar aus einer Kaninchenröhre „geschossen“ kommen und sehr übel riechen, ist anzunehmen, dass ein Iltis, Marder oder Fuchs auf diesem Bau steckt. Frettchen gibt es in verschiedenen Farb- und mittlerweile auch in unterschiedlichen Haararten. Liegt kein Schnee, hebt sich ein helles Frettchen besser vom Untergrund ab als ein dunkles. Ein helles Frettchen unterscheidet sich auch besser von einem eventuell auf einem Bau steckenden Iltis. Letztendlich ist die Farbe des Frettchens eher Geschmacksache. Wichtiger für eine erfolgreiche Frettierjagd ist die tatsächliche Eignung des Frettchens.
Die Eignung des Frettchens
Frettchen ist nicht gleich Frettchen. Es eignen sich nicht alle Frettchen gleichermaßen für die Baujagd. Neben der Erfahrung spielt auch die Passion eine große Rolle, dann aber auch noch der Trainings- und Ernährungszustand (ähnlich wie bei einem Beizvogel) und schließlich ist auch die Körpergröße noch von Bedeutung. Wenig passionierte oder eventuell auch nur unerfahrene Frettchen laufen eher planlos durch den Bau. Sie verfolgen die Kaninchen nicht energisch, weshalb sie von den Kaninchen quasi nicht für „voll genommen“ werden. Die Folge ist, dass die Kaninchen insbesondere in großen Bauen nicht springen oder zumindest doch meist sehr langsam aus dem Bau kommen, vor der Röhre sitzen bleiben und dort ausgiebig sichern. Bemerken sie dann den oberirdisch wartenden Jäger, verschwinden sie lieber wieder im Bau und springen gar nicht mehr. Solche Frettchen haben den Vorteil, dass sie so gut wie nie ein Kaninchen fangen, man kann mit ihnen aber auch nicht richtig Strecke machen. Hoch passionierte Frettchen hingegen, die auch noch über eine gewisse Erfahrung verfügen, nehmen einen Bau, der nicht befahren ist, erst gar nicht an. Sind sie aber eingeschlieft, verfolgen sie die Kaninchen so energisch, dass diese quasi aus den Röhren „fliegen“ und selbst dann springen, wenn sie bemerkt haben, dass oberirdisch noch eine weitere Gefahr droht. Diese Frettchen erscheinen dann meist unmittelbar nach dem Kaninchen an der gleichen Röhre, aus dem das Kaninchen gesprungen ist und jagen so lange, bis sich kein Kanin mehr auf dem Bau befindet. Sie verfolgen auch oberirdisch intensiv die Kaninchenspuren. Liegen mehrere Baue in übersichtlichem Gelände in unmittelbarer Nähe, kann man so ein Frettchen auch einfach laufen lassen. Es jagt dann systematisch einen Bau nach dem anderen ab. Nachteil ist, dass solche „Oberterrier“ immer wieder mal ein Kaninchen im Bau fangen und töten. Deshalb werden von einigen Frettierern gern extrem kleine Frettchen, meist Fähen (Fähen sind i.d.R. kleiner als Rüden), eingesetzt.
Diese „Winzlinge“ können meist kein Kaninchen festhalten und auch nicht so schnell töten. Nicht selten springt ein Kaninchen dann mitsamt dem „anhaftenden“, festgebissenen Frettchen aus der Röhre oder das Frettchen hängt an den Hinterläufen des Kanin während das gerade versucht, aus der Sprungröhre zu entfliehen. Dabei klagen einige Kaninchen. Reagiert man schnell, kann man dann manchmal so ein gehandicaptes Kanin mitsamt Frett mit der Hand aus der Sprungröhre ziehen. Hat man aber ein stärkeres Frettchen, wird dies immer wieder einmal im Bau ein Kaninchen fangen und töten. Ist das Frettchen jedoch in einem guten Futterzustand und ist es nicht besonders hungrig, lässt es meist schnell von dem getöteten Kanin ab und macht sich auf die Suche nach einem weiteren Kanin.
Probleme bereiten Kaninchen, die in eine „Sackröhre“ geflüchtet sind. Das Frettchen versucht dann, von hinten an dem Kaninchen vorbei an den Kopf, Nacken- oder Kehlbereich des Kaninchens zu gelangen, um es zu töten. Hier hängt es von der individuellen Ausdauer, Geschicklichkeit und Passion des Frettchens ab, ob es ihm gelingt, dass Kanin zu töten oder ob es nach einigen Minuten aufgibt und aus dem Bau kommt oder ob es dann lieber noch nach weiteren Kaninchen im Bau sucht. Wenn so ein Frettchen dabei mal kurz an einer Röhre erscheint, nimmt man es am besten sofort ab, bevor es sich dann eventuell doch wieder dazu entscheidet, dass festsitzende Kaninchen weiter zu „bearbeiten“. Bewährt hat sich in so einem Fall auch, ein frisch getötetes Kaninchen halb in die Röhre zu halten, dabei mit diesem hin und her zu schlagen, um das Klopfen der Kaninchen zu imitieren und ggf. dabei auch noch die Kaninchenklage ertönen zu lassen. Verbeißt sich das Frett in dem Kaninchen, ziehen wir beide aus der Röhre und nehmen das Frettchen ab. Dass das Frett zuvor ein Kaninchen in einer „Sackröhre“ „ bearbeitet“ hat, sieht man dann an den Haarbüscheln an seinen Vorderpfoten.
Beißring, Maulkorb und Glöckchen
Will man zuverlässig verhindern, dass das Frettchen im Bau ein Kaninchen fängt, geht das eigentlich nur durch die Verwendung eines Beißringes oder Maulkorbs. Maulkörbe haben aber den Nachteil, dass das Frettchen ggf. damit im Bau irgendwo hängen bleiben kann. Beißring und Maulkorb haben beide den Nachteil, dass sich das Frettchen nicht wehren kann, sollte z.B. mal ein Hermelin, Iltis oder Marder im Bau stecken und falls man das Frett aus irgendwelchen Gründen nicht wieder in die Hände bekommt, müsste es qualvoll verhungern oder verdursten.
Daher lehnen viele Frettierer es ab, ihre Frettchen damit auszustatten.
Manche Frettierer legen ihren Frettchen daher lieber ein elastisches Halsbändchen an, an dem ein kleines Glöckchen hängt. Das Glöckchen soll die Kaninchen frühzeitig vor dem herannahenden Feind warnen, so dass diese seltener vom Frettchen gefangen werden. Ein weiterer Vorteil des Glöckchens ist, dass man in unübersichtlichem Gelände sofort akustisch gemeldet bekommt, dass das Frettchen außerhalb des Baues herumläuft. Die Glöckchen haben aber den Nachteil, dass sie sich schnell mit Sand oder Erde zusetzen und dann nicht einwandfrei funktionieren. Letztendlich kann das Glöckchen aber nicht verhindern, dass ein Kaninchen nicht doch vom Frett gefangen wird.
Das Verhalten der Frettierer
Ob ein Kaninchen gut springt oder nicht und dann ggf. vom Frettchen im Bau gefangen wird, hängt auch sehr von der Vorgehensweise und vom Verhalten der Jäger ab.
Bei der Baujagd auf den Fuchs heißt es z.B.:
“ Lass Wind und Sicht dich nicht verraten, das hilft dem Hund, erspart den Spaten!“
Sinngemäß gilt das im Wesentlichen auch für die Frettierjagd. Da man aber im Gegensatz zur Baujagd mit dem Hund, ein Frettchen schlecht aus größerer Entfernung zum Bau schicken kann, wird man in den meisten Fällen nicht Drumherum kommen, direkt an eine Röhre und somit direkt an den Bau treten zu müssen. Man kann also davon ausgehen, dass wir in den meisten Fällen nicht unbemerkt an den Bau kommen und die Kaninchen immer bemerken, dass draußen etwas im Gange ist. Das ist aber nicht so schlimm, solange man dabei nur richtig vorgeht.
Der Fang mit Netzen oder Reusen
Wo man nicht schießen kann oder will, kann man Kaninchen erfolgreich frettieren, indem man Netze oder Reusen einsetzt. Früher war es üblich, Netze einzusetzen. Das Aufstellen musste sehr sorgfältig geschehen, war sehr zeitraubend und im Strauchwerk oft nicht einfach. Die Fänger mussten sehr schnell reagieren, weil sich die Kaninchen ansonsten oftmals doch noch hätten befreien können. Nachteilig war auch, dass das Frettchen beim Erscheinen an einer Röhre die Netze häufig zuzog oder sie bei Seite schob, so dass diese dann wieder neu ausgerichtet werden mussten.
Heute werden deshalb fast nur noch Drahtreusen zum Fang eingesetzt, weil diese wesentlich einfacher, sicherer und schnell einsetzbar sind. Außerdem müssen Drahtreusen nicht aufwendig getrocknet und wieder sorgfältig zusammengelegt werden. Bei der Jagd mit Reusen muss man natürlich alle Röhren eines Baues, besonders auch die schlecht zu findenden Fluchtröhren, mit Drahtreusen ausstatten. Haben wir alle Röhren des Baues mit Reusen bestückt, postieren sich die Fänger so, dass jeder einige Röhren gut überblicken und bei Bedarf sofort erreichen kann, aber möglichst trotzdem nicht sofort von einem springenden Kaninchen gesehen werden kann! Jeder Fänger hat noch ein oder zwei Reservereusen griffbereit, um beim Fang eines Kaninchens dieses samt Reuse sofort gegen eine neue Reuse austauschen zu können, falls weitere Kaninchen aus der gleichen Röhre springen sollten.
Alle Fänger verharren ruhig in ihrer Position.
Ideal ist es, wenn man noch einige Sekunden wartet und erst dann mit dem Frettchen an eine vielversprechende Hauptröhre geht, die Reuse etwas vorzieht, das Frettchen schliefen lässt und danach dort absolut ruhig stehen bleibt. Weil sich Geräusche und Erschütterungen gut über den Boden übertragen, haben die Kaninchen das genau registriert und bemerken das Frettchen sehr schnell und springen dann i.d.R. auch gut. Ungünstig ist es, wenn man mehrfach auf dem Bau hin und her läuft und dann sofort das Frettchen ansetzt oder wenn während des Ansetzens oder danach noch an anderen Stellen des Baues Unruhe herrscht. Die Kaninchen können dann nicht gut zuordnen, wo sich ihr Feind befindet. Schlecht ist es meist auch, wenn man das Frettchen an einem Sprungloch ansetzt, weil man dadurch das Risiko erhöht, dass das Kanin vom Frettchen gefangen wird. An sehr großen Bauen kann man durchaus auch mal zwei Frettchen gleichzeitig ansetzen, um den „Druck“ auf die Kaninchen zu erhöhen. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass man dadurch auch das Risiko, dass ein Kanin im Bau gefangen wird, deutlich erhöht.
Das Frettieren mit Beizvogel
Anstatt die Kaninchen in Reusen zu fangen, kann man sie auch durch einen abgetragenen Beizvogel fangen lassen. Diese Jagdart bietet sich an, wo man nicht mit der Waffe jagen kann und wo das Fangen zu aufwendig oder mühsam ist. Außerdem bietet diese urtümliche Jagdart unter Umständen atemberaubende Jagdflüge, insbesondere beim Einsatz eines schneidigen Habichts. Leider gibt es nicht mehr viele praktizierende Falkner und wenn, dann werden heutzutage überwiegend langsam fliegende Bussarde eingesetzt, die kaum tollkühne Jagdflüge zeigen. Der Beizvogel sollte weitestgehend mit Frettchen vertraut sein, wobei man nie hundertprozentig ausschließen kann, dass er nicht doch mal das Frettchen schlägt. Wichtig ist, dass in dem Fluggelände für den Beizvogel keine gefährlichen Hindernisse wie Glasscheiben oder Drähte vorkommen, an denen der Vogel sich schwer verletzen könnte. Will man ordentlich Strecke machen, übt man diese Jagdart am besten mit zwei oder drei Falknern aus, weil sich häufig mehrere Kanin auf einem Bau befinden und diese manchmal in kurzen Abständen hintereinander springen. Wichtig ist, dass immer nur ein Vogel freigegeben wird. Disziplin und genaue Absprachen sind für einen reibungslosen Verlauf zwingend erforderlich.
Das Frettieren mit der Flinte
Das Frettieren mit der Flinte ist grundsätzlich eine Einzeljagd. Zwei Flintenschützen sind fast immer ausreichend, selten werden drei oder mehr Flintenschützen gebraucht. Ideal ist, wenn der Frettchenführer sich ausschließlich auf sein Frettchen konzentriert und selber keine Flinte führt. Es geht aber auch, dass dieser ebenfalls eine Flinte führt. So kann er für den Fall, dass ein Kanin nicht richtig getroffen worden ist, ggf. auch noch nachschießen.
Jagd ohne Hund ist Schund!
Das gilt auch für das Frettieren mit der Flinte. Nicht richtig getroffene Kaninchen müssen sofort vom tüchtigen Gebrauchshund gefangen werden, ehe sie krank den nächsten Bau erreichen! Ideal ist, wenn der Hund so sicher im Appell ist, dass er frei neben seinem Herrn sitzen bleibt und erst auf Kommando startet, weil unter Umständen jede Sekunde zählt und selbst das Ableinen noch einige Sekunden dauern kann. Der eingesetzte Hund muss nicht nur einen guten Appell haben, er muss auch mit dem Frettchen gut vertraut sein und darf dieses auf keinen Fall greifen. Wie schon erwähnt, kann der firme Gebrauchshund aber auch dazu eingesetzt werden, anzuzeigen, ob ein Kaninchenbau überhaupt befahren ist. Macht er das zuverlässig, kann dort sofort das Frettchen angesetzt werden. Das erspart unter Umständen eine Menge Zeit, insbesondere, wenn viele Baue nicht befahren sind bzw. sich in dem Moment einfach keine Kaninchen auf den Bauen befinden.
Waffe und Munition
Jeder soll das nehmen, wovon er glaubt, dass es für ihn das Beste sei. Wer meint, er müsse einen Halbautomaten im Kaliber 10/89 mitnehmen, soll das so machen. Beim Frettieren plädieren aber die meisten Jäger für eine kurzläufige, offen gebohrte Flinte oder aber zumindest für die Verwendung von Streupatronen. Argumentiert wird, dass Kaninchen schnell und wendig seien und dass man häufig auf kurze Distanzen schießen müsste und man Wildbretzerstörungen so vermeiden könnte.
Es gibt aber auch andere Meinungen dazu. Kaninchen sind eigentlich nicht schnell! Sie können zwar ordentlich beschleunigen, sind aber als Flintenziel eher langsam! Sie laufen erheblich langsamer als Hasen oder Füchse und kaum halb so schnell wie Fasanen, Enten oder Tontauben fliegen. Um Kaninchen sicher zu treffen, braucht man also eigentlich keine offengebohrte Flinte oder Streupatronen, man sollte ggf. eher an seiner mangelhaften Schießfertigkeit arbeiten. Was die Wildbretzerstörung anbelangt, eine offene Bohrung verhindert nicht, dass die Schrote nicht doch tief in den Wildkörper eindringen und deshalb wertvolles Wildbret zerstören. Es wären dann nur insgesamt weniger Schrote. Die Verwendung von Streupatronen aus eng gebohrten Läufen hat zudem noch den Nachteil, dass die Schrotgaben häufig eine unregelmäßige Deckung aufweisen. Will man die Wildbretzerstörung wirksam verringern, sollte man versuchen, die Schussentfernung zu vergrößern und/oder die Schrotgröße zu verkleinern.
Zum Frettieren wird von den meisten Jägern die Schrotstärke 2,7 mm eingesetzt. 2,5mm Schrot sind aber fast immer ausreichend und selbst mit 2 mm kann man bis auf ca. 30 Meter Kaninchen sicher erlegen, wenn man sie richtig trifft! Wer das nicht glaubt, kann mal ein Kaninchen fangen, abschlagen, in ein Drahtgestell hängen, auf diese Entfernung beschießen und mal untersuchen, wie viele Schrote und wie tief diese eingedrungen sind.
Deckung geht vor Durchschlag!
Daher benutzen einige Kaninchenjäger eher eng schießende Flinten mit feinen Schroten. Ist die Distanz kurz, versucht man auf den Kopf und auf die vordere Brustpartie zu schießen, um die Wildbretzerstörung in Grenzen zu halten oder man lässt es besser einfach sein! Ungünstig ist es auch, Kaninchen in unmittelbarer Nähe des Baues und insbesondere direkt vor einer Röhre zu beschießen. Häufig verschwinden sie angebleit noch in einer Röhre und man gefährdet dabei unter Umständen auch noch das Frettchen. Ebenso verbietet es sich, auf ein Kaninchen zu schießen, das von unserem Jagdhund dicht verfolgt wird. Auch sollte grundsätzlich, genau wie bei jeder anderen Jagdart auf Kaninchen oder Hase, der Schuss spitz von hinten unterbleiben, weil man so nur Keulen oder allenfalls den Rücken trifft. Dabei werden die wertvollsten Wildbretteile kaputt geschossen und die Stücke werden meist nicht sofort getötet und kommen dann auch noch häufig krank weg. Allenfalls auf kurze Distanz und wenn man mit der eng schießenden Flinte es sicher schafft, dem Kaninchen direkt an das Hinterhaupt zu schießen, wäre dieser Schuss zu rechtfertigen. Flüchtet ein krank geschossenes Stück trotz Einsatz eines firmen Jagdhundes auf den nächsten Bau, lässt man diesen entweder aus, damit dieses Kaninchen nicht vom Frettchen gefangen wird und das Frettchen dann ggf. längere Zeit in dem Bau verweilt oder man packt gleich zwei oder drei möglichst starke Frettchen auf den Bau, damit diese das Kaninchen möglichst schnell und sicher umbringen, damit es sich nicht länger quälen muss. Hat man Glück, kommen die Frettchen nach dem Abtun des Kanin schnell wieder heraus und man kann weiterjagen. Wenn nicht, hat man aber zumindest die Gewissheit, dass sich das Kaninchen nicht mehr endlos lange quälen musste.
Bekleidung
Je nach Witterung und Gelände ist die entsprechende Kleidung zu wählen. Besonders sollte man darauf achten, dass man keine kalten Füße bekommt, weil man vielleicht doch mal längere Zeit auf ein Frettchen warten muss. Bei der Oberbekleidung muss ein schneller Flintenanschlag möglich sein. Man arbeitet am besten nach dem „Zwiebelprinzip“. Mehrere Kleidungsstücke übereinander und das Mitführen eines Rucksackes ermöglichen es einem genügend zu variieren.
Frettchenkisten
Die Frettchen werden in handlichen Transportkisten oder Taschen mitgeführt. Sinnvollerweise nimmt man mindestens zwei Frettchen mit, um bei Ermüdungserscheinungen oder falls ein Frettchen auf einem Bau festsitzt, wechseln zu können. Dabei sollte jedes Frettchen eine eigene Transportkiste haben, weil man so flexibler ist.
Sicherheit
Beim Frettieren ist diszipliniertes Verhalten und die Einhaltung genauer Absprachen aus Sicherheitsgründen sehr wichtig. Idealerweise tragen alle Beteiligten, auch wenn es nicht vorgeschrieben ist, Warn- oder Signalkleidung! Die Kaninchen stören sich nicht daran. Bevor das Frettchen angesetzt wird, macht man sich Gedanken, wohin die Kaninchen wahrscheinlich flüchten werden, wo man sich am besten hinstellt und wer wohin schießt. Werden die Flintenläufe steil nach oben gehalten, ist das aus Sicherheitsgründen immer in Ordnung, insbesondere bei gefrorenem Boden. Aus schießtechnischer Sicht ist das aber extrem ungünstig, weil wir ja Bodenziele beschießen wollen. Bei einer solchen Gewehrhaltung muss der Schütze zunächst die Flinte nach unten senken und dann erst kann er die Verfolgung des Ziels aufnehmen. Besser ist es, wenn die Flinte immer gesichert ist, man keinen Finger am Abzug hat und man erst die Flinte entsichert, wenn man gleichzeitig dabei in den Anschlag geht. Das ist für viele erst einmal eine Umstellung und erfordert etwas Training. Dann kann man aber die Flintenläufe problemlos nach unten halten und von dort direkt ohne Verzögerung die Fluchtbewegung des Kaninchens aufnehmen.
„Fremdbewohner“
Es kommt immer wieder vor, dass in einem Kaninchenbau ein Iltis, Marder oder auch mal ein Fuchs steckt. Hat man Glück, springen diese und können ggf. dann auch erlegt werden. Hat man Pech, wird das Frettchen von diesen eventuell getötet. Zeigt sich aber z. B. der Fuchs nur kurz und kommt das Frettchen dann hoffentlich unverletzt aus dem Bau, kann folgende Vorgehensweise unter Umständen doch noch zum Erfolg führen: Man nimmt das Frettchen auf und geht mit viel „Palaver“ vom Bau weg. Ein Schütze bleibt aber mit gutem Wind und guter Deckung in der Nähe des Baues zurück. Verhält sich dieser Schütze absolut ruhig, verlässt das Raubwild manchmal doch noch in den darauf folgenden 10-30 Minuten äußerst langsam und vorsichtig den Bau und kann so gesteckt werden. Will ein Frettchen jedoch erst gar nicht in einen Bau einschliefen oder kommt es sofort wieder fauchend und keckernd mit gesträubtem Haar herausgeschossen, sollte man das respektieren und nicht doch versuchen, es eventuell gewaltsam in den Bau zu stecken.
Der richtige Zeitpunkt der Jagd
Frettieren kann man natürlich erst, wenn die (Alt-) Kaninchen Jagdzeit haben. Will man den Kaninchenbesatz optimal und nachhaltig nutzen, so sollte man möglichst frühzeitig im Jahr jagen. Auch bei Kaninchen gilt, dass die meisten Sterblichkeitsfaktoren dichteabhängig sind und durch eine frühzeitige Jagd kompensiert werden können. Muss jedoch der Kaninchenbesatz vielleicht aufgrund hoher Wildschäden abgesenkt werden, sollte möglichst spät im Jahr gejagt werden, da die Jagd so zu einer additiven Sterblichkeit und damit zu einer echten Reduktion bei den Kaninchen führt. In der Jagdpraxis wird man oft Kompromisse eingehen müssen. Es gibt z. B. Reviere, da kann man schlecht früh im Herbst erfolgreich auf Kaninchen frettieren, da dann noch zu viel Deckung vorhanden ist. Manchmal ist es auch einfach so, dass andere Jagdaktivitäten im Revier Vorrang haben und man sich erst danach der Frettierjagd widmen kann. Man sollte aber beachten, dass in milden Wintern manchmal die Kaninchenhäsinnen schon ab Mitte Februar sehr weit entwickelte Föten innehaben.