Vulpes vulpes (LINNAEUS, 1758)
Von Ernst-Otto Pieper
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Familie: Hunde (Carnidae)
Auch: Rotrock, Roter, Reineke, Rotvoß, Voss, Roter Schelm;
Fabel: Reineke (Reynke de Vos, 1498), Frau Ermeline (Fähe),
Malepartus (sein Bau).
Farbvarianten:
- Birkfuchs oder Goldfuchs (am häufigsten)
Gelbrote bis fuchsrote Oberseite; die Unterseite von Rumpf, Kinn und Kehle sind hell bis fast weiß; weiße Blume.
- Brandfuchs, Moorfuchs oder Kohlfuchs
Brandrote Oberseite; die Unterseite vom Rumpf, Kinn, Kehle und Blume sind dunkel bis fast schwarz.
- Kreuzfuchs
Besonders dunkler Aalstrich und besonders dunkler Querstreifen über Schultern.
- Albinos sind möglich.
Balg:
- Besteht aus der grauen bis dunkelgrauen kurzen Unterwolle und den darüber liegenden langen Deckhaaren.
- Verhärt ab April / Mai bis Ende Frühsommer (also 2 bis 3 Monate)
- Verhären beginnt am Kopf und an den Läufen, endet am Rücken und an der Lunte.
- Ranzbrille (über Schulter) hat mit Ranz nichts zu tun!
- Rüden verhären schneller.
- Fähen mit Geheck haben oft im Juni noch ruppigen Balg.
- Sommerhaar ist kurz und stumpf.
- Vom Oktober bis in den Dezember wächst der Winterbalg; er besteht aus dichten Wollhaaren und den langen Grannen.
- Erst im Dezember ist der Balg reif.
Größe / Gewicht:
- Rüden 5,5 bis 7,5 kg; Gewichte bis 16,5 kg sind bekannt; Kopf-Rumpf-Länge: 65 – 75 cm; Luntenlänge: 29 – 54 cm.
- Fähen zwischen 5 und 6,5 kg; Kopf-Rumpf-Länge: 62 – 68 cm; Luntenlänge: 29 – 41 cm.
Vorkommen:
- Ganz Europa, Asien, Nordamerika, Nordafrika, um 1850 in Australien eingebürgert.
Lebensraum:
- Wohnung = Wald, Dickung, Reet, Schilf o.Ä.
- Jagdrevier = Wiesen und Felder.
- Benutzt stets den gleichen Pass.
- Tagesaufenthalt hängt vom Wetter ab: zum sonnen zusammengerollt auf Baumstamm oder Stein; bevorzugt tagsüber Laubholzverjüngungen, Nadelholzdickungen, Hecken, Feldgehölze.
Schlechtes Wetter: Schutz unter Bäumen o.Ä.; bei Regen, Nebel oder ersten Schnee steckt er in der Regel im Bau. - Ist der Balg nass vom Regen oder Tau, lässt er ihn im Freien trocknen.
- An stürmischen Tagen, während des Laubfalls im Herbst, in stark belebten Gegenden und zur Ranzzeit ist er meist im Bau.
- Rüde und Fähe leben einzeln und suchen sich zur Ranzzeit, dann sind sie, besonders nach Neuschnee, auch tagsüber unterwegs.
- Zur Versorgung des Gehecks mit Fraß ist die Fähe tagsüber auf den Läufen.
Lebensweise:
- Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv.
Bauanlage:
- In Waldungen mit dichtem Unterwuchs, auch in Dickungen, dichtem Stangenholz und Knicks (Hecken).
- Bevorzugt in leicht hügeligem Gelände.
- Bezieht mit Vorliebe verlassene Dachsbaue.
- Oft zusammen mit Dachs, Wildkatze, Kaninchen, Brandente.
- Wohnbau (Hauptbau): meist relativ großer Kessel zu dem mehrere Röhren führen, von denen jedoch nur wenige benutzt werden; die anderen = Fluchtröhren.
- Wurfbau (Mutterbau / Heckbau): meist älterer, umfangreicher Bau, mit 1 oder 2 kurzen Röhren, an deren Ende ein meist kleiner Kessel.
Wird von der Fähe Jahr für Jahr zur Aufzucht der Jungfüchse aufgesucht; bei Störung wird ein Notbau angelegt. - Die Fähe zieht mit dem Geheck vom stark verschmutzten Wurfbau in den Aufzuchtbau um.
- Notbau: meist nur kurze Röhre, an dessen Ende ein kleiner Kessel.
Bisweilen wird das Geheck auf mehrere Kessel verteilt. - Der Fuchs fährt in den Bau, fährt aus dem Bau oder steckt im Bau.
Kunstbau:
- Anlage möglichst im Sommer.
- Günstigere Bejagung mit dem Erdhund als im Naturbau.
- Naturbau muss dann verstänkert werden.
- Kessel mit Deckel.
- Möglichst an Südhängen oder Kuppen.
- Kessel vor Frost schützen, 70 bis 100 cm unter der Erde.
- Anstieg der Röhre bis zum Kessel, damit Kessel trocken.
- Kessel nie auspolstern.
- Röhre mit Krümmung, damit Kessel zugfrei.
- Röhre: Höhe und Breite von je 22 – 25 cm. Länge: min. 7 Meter.
Ernährung (Fraß):
- Wenig spezialisierter Allesfresser; Hauptnahrung sind Mäuse, Insekten, Würmer, Käfer, Schnecken, Eidechsen, Maulwürfe, Jungwild, Kleinsäuger, Vögel, pflanzliche Nahrung, Obst, Beeren, Aas.
- Bei Überfluss wird die Beute verscharrt.
- Täglicher Nahrungsbedarf: 200 – 500 g.
Alter:
- Füchse können 10 bis 12 Jahre alt werden. Meist sind ca. 95% einer Population nicht älter als 4 Jahre.
Zähne:
- Welpen kommen zahnlos zur Welt.
- Schieben in der ersten 4 Wochen das Milchgebiss (28 Zähne)
- Schichten zwischen 4. und 5. Lebensmonat. P1 und sämtliche Molaren erscheinen nur im Dauergebiss.
- Mit dem 5. Monat ist der Zahnwechsel zumeist abgeschlossen.
- Dann: 3 / 1 / 4 / 2 x 2
3 / 1 / 4 / 3 x 2 = 42 Zähne (Dauergebiss). - Eckzähne = Fangzähne = Fuchshaken.
- P4 im Oberkiefer und M1 im Unterkiefer = Reißzähne.
- Gebiss ist auf Fleisch- und Knochenverzehr spezialisiert.
Sinne:
- Äugt, windet und vernimmt außerordentlich scharf.
- Sehr vorsichtig und misstrauisch.
- Kann sich lautlos vorwärtsbewegen.
Duftdrüsen:
- Analdrüsen: beiderseits des Weidloches; mit Sekret gefüllt; dienen der Reviermarkierung und dem Sexualverhalten.
- Viole: 1 x 3 cm große Talgdrüse auf der Oberseite (7. Luntenwirbel) der Lunte (ca. 5 cm von der Luntenwurzel entfernt). Während der Ranzzeit gibt sie den stark riechenden, typischen Fuchsgeruch (Ranzgeruch) ab.
Lautäußerungen:
- Heiseres Bellen am häufigsten in der Ranzzeit (Kontaktaufnahme); Rüde und Fähe rufen sich zusammen.
- Keckern in Erregung, besonders bei Kämpfen untereinander oder mit dem Hund.
- Knurren (Murren) vor dem Angriff und beim Spiel.
- Die Fähe warnt die Jungfüchse vor Gefahr durch kurzes Bellen und stiehlt sich dann davon.
Fortpflanzung:
- Ranzzeit: Ende Dezember bis Februar (März) (die Fähe rennt); Höhepunkt: Mitte Januar bis Mitte Februar.
- Ranzzeit ist Bauzeit.
- Auslösung der Ranz durch Ranzwittrung der hitzigen Fähe.
- Verlauf der Ranz auch von Witterungsverhältnissen abhängig.
- Abgabe des Ranzgeruches über Analdrüsen der Fähe.
- Begattung hauptsächlich im Freien, aber auch im Bau.
- Rüde und Fähe hängen mindestens 15 – 25 Minuten.
- Fähe wird häufig von mehreren Rüden gedeckt.
- 52 – 54 Tage (meistens 52) geht die Fähe dick.
- Fähe wölft Februar bis Anfang Mai (Hauptwurfzeit = März / April) 3 – 6 (bis 14) Welpen.
- Welpen sind bei Geburt blind und tragen ein wolliges, graubraunes Haarkleid.
- Nach 12 – 14 Tagen öffnen sie die Seher.
- Welpen wiegen 80 – 160 g; mit 6 Wochen 1 kg; mit 4 Wochen 3 kg.
- Als Nahrung in den ersten 2 – 3 Wochen nur Muttermilch.
- Dann erbricht die Fähe halbverdauten Fraß.
- Rüden beteiligen sich mehr oder weniger an der Aufzucht der Jungen; in den meisten Fällen helfen sie Raub herbeizutragen.
- Ab 6. Woche können sich die Jungfüchse teilweise selbst ernähren.
- 4 Wochen nach Wölfen zum ersten mal vor dem Bau.
- Nach 6 – 7 Wochen zieht die Fähe aus.
- Nach 9 – 10 Wochen verlassen Welpen den Bau endgültig und leben im Freien.
- Nach 2 – 3 Monaten Welpen mit Fähe auf Pirsch (Schulpirsch).
- Juli / August löst sich das Geheck auf (die Jungen werden von der Fähe abgebissen).
- Mit ca. 10 Monaten sind Jungfüchse erwachsen (geschlechtsreif).
- Anzahl der Rüden überwiegt etwas (1,2 bis 1,5:1).
- Reproduktionsrate ca. 200%.
- Füchse und Hunde lassen sich aufgrund verschiedener Chromosomenzahlen nicht kreuzen.
Losung:
- Wurstförmig; läuft am Ende in einer gedrehten Spitze aus.
- 8 – 10 cm lang; 2 cm dick.
- Farbe je nach Fraß unterschiedlich.
- Im frischen Zustand leichter Schleimüberzug.
- Losung wird bevorzugt an erhöhter Stelle abgesetzt.
- Harn und Losung dienen der Reviermarkierung.
- Wo er genässt hat, „füchselt“ es.
Spur:
- Ist leicht mit der eines kleinen Hundes zu verwechseln.
- 5 Zehen am Vorderlauf und 4 Zehen am Hinterlauf.
- Er nagelt.
- Er schleicht, schnürt (trabt) und flüchtet
Krankheiten / Verluste:
- Tollwut
- Fuchsencephalitis
- Staupe
- Leptospirose
- Fuchsbandwurm
- Räude
- Verluste durch Straßenverkehr
Jagdarten:
- Ansitz am Pass.
- Ansitz am Luderplatz.
- Ansitz am Bau.
- Baujagd (Fuchssprengen oder Fuchsgraben).
- Drückjagd.
- Gelegentlich Treibjagd.
- Mit Kugel (Vollmantel um den Balg zu schonen).
Geht er mit starrer, hoch erhobener Standarte ab, so ist er getroffen.
Schwingt er sie kreisförmig (er winkt „Ade!“) oder macht er
gar noch Zickzacksprünge, liegt ein Fehlschuss vor.
>Der Fuchs ist tot, wenn das Weidloch geöffnet ist.