Gewöhnliche Pechnelke – eine Pflanze mit besonderen Hormonen

Von Ernst-Otto Pieper

 

Leider nur noch selten anzutreffen – die Gewöhnliche Pechnelke; Foto: E.-O. Pieper

Die Gewöhnliche Pechnelke (Silene viscaria(L.) JESS., Syn.: Lychnis viscaria, Viscaria vulgaris, Viscaria viscosa) gehört zur Gattung der Leimkräuter und der Familie der Nelkengewächse.

Der Blütenstand bildet eine Rispe, deren Hauptäste gegenständig sind. Die ausdauernde Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 15 bis 50 (90) cm und die purpurroten Blüten stahlen uns von Mai bis Juni an. Bestäubt werden diese von Bienen und Schmetterlingen. Die Pflanze ist manchmal zweihäusig getrenntgeschlechtlich. Die reife Kapselfrucht öffnet sich fünfzähnig.

Die Gewöhnliche Pechnelke benötigt mäßig nährstoffhaltige und vor allem kalkarme, wenngleich nicht kalkfreie, sandige Lehmböden in Gegenden mit eher warmen und trockenen Sommern. Hier besiedelt sie unbewirtschaftete Rasen und Heiden, geht auch an lichte Waldränder, in lichte bodensaure Laubwälder und in trockene Gebüsche. Auf Dünger reagiert die Pechnelke empfindlich.

Seit dem zweiten Weltkrieg ist ihr Bestand stark rückläufig, da die bevorzugten Wuchsorte immer seltener oder zu früh abgemäht werden oder aber überdüngt sind. Auf den Silikatböden im Osten kommt sie deshalb nur noch zerstreut vor, sonst ist die Pflanze selten zu finden.

Der Name Pechnelke rührt daher, dass sich unter den Knoten der oberen Stängelblätter schwarzrote, klebrige Leimringe befinden. Möglicherweise soll der klebrige Bereich kleine „Pflanzenfresser“ daran hindern, hinaufzukrabbeln und die Blüten- oder Fruchtstände zu plündern. Auch der wissenschaftliche Artname viscariabezieht sich auf die „Leimringe“ (lat. viscarius = klebrig).

Pechnelkenextrakt wurde in Deutschland als Pflanzenstärkungsmittel zugelassen. Dieses Extrakt enthält relativ große Mengen von überall vorkommenden Phytohormonen („Pflanzenhormone“) – sogenannten Brassinosteroide. Solche Steroidverbindungen wurden erstmals 1979 aus Raps (Brassica napus) isoliert. In 230 kg Rapspollen fand man 10 mg Brassinolid.

Phytohormone sind biochemisch wirkende, pflanzeneigene organische Verbindungen, die als Botenstoffe (sogenannte Signalmoleküle) Wachstum und Endwicklung der Pflanzen steuern und koordinieren. Davon profitieren sogar die in der Umgebung der Pechnelke wachsenden Pflanzen.