Glashumpen mit Zinndeckel und Jagdszene

Von Ernst-Otto Pieper

 

Zylindrische Trinkkrüge mit Henkel, Daumenheber und Klappdeckel, sogenannte Humpen, gelten als Erfindung der Renaissance. Der Humpen tritt aber auch fast zeitgleich in den hansischen Küstenstädten des Nordens und in den bürgerlichen Kulturzentren Süddeutschlands um die Mitte des 16. Jahrhunderts erstmalig auf. Dort, wo Bier getrunken wird, im Bürgertum eher als bei Hofe und in Deutschland mehr als in den romanischen Ländern, entwickelte sich dieser Formtyp und setzte sich durch. Als Irdenware, Steinkrug und Glas gehört er seitdem zum Gebrauchsgeschirr.

Glashumpen mit Zinndeckel und Jagdszene; (Original Sammlung Alfred Sauer, Bückeburg); Foto: E.-O. Pieper

Eine terminologische und typengeschichtliche Besonderheit fällt bei den gläsernen Humpen auf. Zahlreiche frühe und berühmte Beispiele, wie die mit Emailfarben bemalten Kurfürsten- und Reichsadlerhumpen sind henkellose Gefäße, die dementsprechend auch keinen Klappdeckel, sondern abnehmbare gläserne Deckel besitzen oder besaßen. Von Deckelbechern unterscheiden sie sich nur durch Größe und Volumen. Ihre Blütezeit lag etwa zwischen 1570 und 1670. Spätere Glashumpen haben dann auch Henkel und Klappdeckel aus Silber oder Zinn mit Daumenheber.

Als es noch nicht gelungen war, in den Mitteldeutschen Waldgebieten Hohlgläser von den störenden Verfärbungen und Unreinheiten zu befreien (Waldglas), begann man bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Gläser mit unterschiedlichen Dekors in Emailfarben zu bemalen. Ihre Hochblüte erreichte diese Technik aber erst nach der Mitte des 17. Jahrhunderts, wo sich die Emailmaler auch schon weitgehend von den zeitgenössischen graphischen Vorlagen freigemacht und ihren eigenen Stil gefunden hatten.

Als Waldglas bezeichnet man durch Eisenoxide grünlich gefärbtes Pottascheglas, welches vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit (etwa 12. Bis 17. Jahrhundert) nördlich der Alpen in Waldglashütten hergestellt wurde.

Der Holzbedarf einer einzigen Glashütte zur Herstellung von Pottasche und zum Heizen der Glasöfen betrug jährlich 2.000 bis 3.000 Festmeter Holz. Für eine Glashütte wurde somit jährlich der Holzvorrat von etwa 20 bis 30 ha Wald benötigt. Die Waldglasherstellung fand mit dem Ansteigen der Holzpreise bedingt durch den Rückgang an Waldflächen und damit einem Mangel an Brennmaterial im 19. Jahrhundert ihr Ende.