Gordon Setter

Von Silvia Gabler

Geschichte der Gordon Setter

Die Existenz von schwarzroten Settern in Schottland wurde schon im 17. Jahrhundert erwähnt. Man sagte ihnen nach, dass sie weniger schnell, dafür aber sehr ausdauernd wären. Wenn man ihr Einsatzgebiet betrachtet, nämlich die schottischen Hochmoore und die rauhen Höhen des schottischen Hochlandes, ist es auch verständlich, dass dafür ein bedächtiger jagender Hund besser geeignet schien, als die schnelleren Jagdhunderassen. In diesem abschüssigen Gelände und in den Hochmooren brachten schließlich Schnelligkeit und Esprit keinerlei Nutzen.

Um 1820 soll schließlich Alexander, der vierte Duke of Gordon, mit der planvollen Zucht von Settern begonnen haben, wobei im Vordergrund die Arbeitsqualität der Hunde stand. Dabei soll es sich vor allem um dreifarbige Hunde gehandelt haben. Für diese Zucht soll auch eine Collie Hündin verwendet worden sein, deren Wurf aus dreifarbigen Welpen bestand. Bis heute wird gemutmaßt, dass auch Bloodhounds mit eingekreuzt wurden. Der starke Knochenbau, sowie der schwerere Kopf und auch eine relativ tiefe Belefzung sprechen für diese Theorie. Auch die Black and Tan–Farbe soll durch diese Einkreuzung stärker fixiert worden sein. Nach dem Tode des Herzogs führte dessen Nachfolger, George der fünfte Duke of Gordon, die Zucht bis zu seinem Tode im Jahre 1836 fort. Mit ihm starb der Titel Duke of Gordon aus, die meisten Hunde aus der Zucht wurden verkauft.

1873 wurde dann der Name „Black and Tan Setter“ zur offiziellen Rassebezeichnung des British Kennel Clubs. Ab 1879 waren dann nur noch zweifarbige Hunde im Schauring an zu treffen. Ob das Eliminieren der Farbe Weiß (heute sind kleinere weiße Brustflecken wieder erlaubt) der Rasse gutgetan hat, sei dahingestellt.

Der sechste Duke of Richmond and Gordon erweckte die Setter Zucht ab 1875 auf Gordon Castle zu neuem Leben. Während der folgenden vierzig Jahre wurden Arbeitssetter gezüchtet, die meist dreifarbig waren. Und das, obwohl bei Ausstellungen seit den Jahre 1862 nur Klassen für Irische, Englische und Black and Tan Setter vorgesehen waren. Die Dukes of Gordon gingen bei ihren Zuchten offensichtlich ihre eigenen Wege. Nach dem Tod des sechsten Dukes of Gordon 1903 wurde die Zucht langsam aufgelöst und um 1907 vollständig eingestellt.

Die Gründung des ersten englischen Gordon Setter-Clubs erfolgte im Jahre 1890. Ein Jahr später wurde der erste Standard dieser Rasse erstellt. 1924 wurde der Black and Tan Setter, auch schottischer Setter genannt, vom British Kennel Club in Gordon Setter umbenannt. Der British Gordon Setter Club wurde im Jahr 1927 neu formiert, vier Jahre später legte er dem Kennel Club einen neuen Rassestandard vor.

Nach Deutschland war der Gordon Setter schon vor 1900 gelangt. Prinz Alfred zu Solms-Braunfeld ist als einer ihrer besonderen Freunde und Förderer zu nennen. Vor allen Dingen im süddeutschen Raum, mit seinen unberührten Auen und Mooren, erfreute sich der schwarzrote Hund besonderer Beliebtheit. Die Gegenden rund um Dachau, München und Landshut waren eine Hochburg der Setter Zucht, allen voran die Zucht der Gordon Setter. Die vielseitigen, tüchtigen „Münchner Gordon Setter“ erlangten einige Berühmtheit und wurden von Jägern und Förstern hochgeschätzt. Diese glanzvolle Ära wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, auch ging der Trend zu „eigenen“, deutschen Jagdhunderassen, und fand mit Beginn des dritten Reiches ihr endgültiges Ende. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland nur noch vereinzelt Gordon Setter. Die Jäger setzten immer mehr auf deutsche Hunde wie Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar und Deutsch Langhaar. Erst in den 60 er Jahren startete man mit Importen aus verschiedenen europäischen Ländern einen Neuanfang.

In Deutschland wird der Gordon Setter in zwei Vereinen gezüchtet, dem Verein für Pointer und Setter e.V. (Zusammenschluss von Pointer- und Setter Club 1912), sowie dem Gordon Setter Club Deutschland e.V, kurz GSCD (gegründet 1981) genannt. In den beiden Vereinen ist das Bestehen der jagdlichen Eignungsprüfung zwingende Voraussetzung für die Zuchttauglichkeit. Ob man der Tatsache, dass sich bereits ein Großteil der Setter (ca. 70%) in Laienhänden befindet, damit Rechnung trägt, bleibt fraglich. Meines Erachtens muss für die Setter nach dem Bestehen der Prüfung, die Möglichkeit ihre Fähigkeiten weiterhin ein zu setzen, gegeben sein. Dies ist jedoch, wie allgemein bekannt, nur bei wenigen Hunden der Fall. Gordon Setter werden heute bei uns auch vereinzelt als Rettungs– und Lawinenhunde eingesetzt, da man langsam begreift, wie wertvoll die empfindliche Nase der Jagdhunde gerade für solche Aufgaben ist. Während 1996 beim VDH (Verein für Pointer und Setter und GSCD) immerhin 428 Welpen eingetragen wurden, waren es im Jahr 2000 nur noch 301, der vielversprechende Aufschwung in den 90er schien sich leider doch nicht fort zu setzen. Außerhalb des VDH´s fielen wohl auch einige Würfe im Verein der Setter Freunde e.V. (VDS), im Internationalen Jagd-und Gebrauchshundeverband e.V. (IRJGV), sowie im Bayerischen Rassehunde Vereine (BRV), und anderen, genaue Zahlen sind hier leider nicht bekannt.

 

Inzwischen gab es wieder einen leichten Aufwärtstrend, der noch anhält.  Erstmals hat der Gordon Setter mit 483 Eintragungen beim VDH für das Jahr 2004 (2003 431) den Irish Red Setter auf der Beliebheitsscala der vier Setter Varianten abgelöst. 2005 allerdings konnte der Rote seine Vormachtstellung bei den Eintragungszahlen der Setter wieder zurückerobern. Auch 2006 hatte der Irish Red Setter „die Nase vorne“ Der Gordon Setter hatte 421 Eintragungen, der Irish Red Setter 446. 2014 waren es leider nur noch 221.

Auch auf die Gefahr hin, jetzt mit beiden Beinen bei den Liebhabern der anderen Setter Varietäten ins Fettnäpfchen zu treten, muss ich gestehen, dass der schwarzrote Setter für mich die „Setter Rasse“ schlechthin ist. Meine eigenen Irish Red- und Irish Red and White Setter hätten mir diese Äußerung hoffentlich verziehen!!! Ob es auch der English Setter, der uns schon länger begleitet, tut, sei dahingestellt.

 

Standard

  1. 02. 2010 / DE FCI – Standard Nr. 6

GORDON SETTER

ÜBERSETZUNG: Jochen Mahlfeldt und Tilman Heyde.

URSPRUNG: Großbritannien.

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES: 28. 07. 2009.

VERWENDUNG: Vorstehhund.

Gruppe 7

Vorstehhunde.

Sektion 2.2 Britische und irische Vorstehhunde, Setter.

Mit Arbeitsprüfung.

KLASSIFIKATION FCI:

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Eleganter Hund, mit den Konturen des Vollblüters. Sein Körperbau ist ausgewogen und mit dem eines leistungsfähigen Jagdpferdes vergleichbar. Vollkommen harmonische Proportionen.

VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN): Intelligent, leistungsfähig, von vornehmer Gelassenheit. Mutig, offen, freundlich und ausgeglichen.

KOPF: Eher tief als breit. Länge vom Hinterhauptbein zum Stop größer als vom Stop bis zur Nase. Unterhalb und oberhalb der Augen trocken.

OBERKOPF: Schädel: Leicht gerundet, am breitesten zwischen den Behängen. Breiter als der Fang, mit erkennbarem Raum für das Gehirn. Stop: Ausgeprägt.

GESICHTSSCHÄDEL:

Nasenschwamm: Groß, breit und schwarz; Nasenlöcher weit geöffnet.

Fang: Lang, mit fast parallelen Linien; weder schmal und schwach noch spitz zulaufend. Fang nicht ganz so tief wie lang.

Lefzen: Nicht überhängend, jedoch deutlich ausgeprägt.

Kiefer / Zähne: Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen.

Backen: Die Wangenpartien sind gerade so schmal zueinander, wie es einem trockenen Kopf entspricht.

Augen: Dunkelbraun, ausdrucksvoll. Weder zu tiefliegend noch hervortretend, genügend tief unter den Brauen; ihr Ausdruck ist entschlossen, intelligent.

Behang: Mittelgrob und dünn. Tief angesetzt und dicht am Kopf anliegend.

HALS: Lang, trocken, gebogen, ohne lose Kehlhaut.

KÖRPER: Mäßig lang.

Lendenpartie: Breit und leicht gewölbt.

Brust: Tief, nicht zu breit. Rippen gut gewölbt. Hintere Rippen weit nach hinten reichend.

RUTE: Gerade oder leicht säbelförmig, nicht über die Sprunggelenke hinabreichend. Waagrecht oder unterhalb der Rückenlinie getragen. Am Ansatz kräftig, zu einer feinen Spitze auslaufend. Die Befederung bzw. die Fahne beginnt in der Nähe des Rutenansatzes, ist lang und gerade und nimmt zur Spitze hin ab.

GLIEDMASSEN

VORDERHAND: Vorderläufe mit flachen Knochen, gerade und kräftig.

Schultern: Schulterblatt lang, gut und schräg zurückliegend; Schulterblattknochen breit und flach, am Widerrist nahe zusammen; Schultern nicht überladen.

Ellenbogen: Gut unterstellt und dicht am Rumpf anliegend.

Vordermittelfuß: Aufrecht.

HINTERHAND: Hinterläufe zwischen Hüfte und Sprunggelenk lang, breit und muskulös; vom Sprunggelenk bis zu den Ballen kurz und kräftig; vom Sprunggelenk zum Boden gerade. Lage des Beckenknochens tendiert zur Waagrechten.

Kniegelenke: Gut gewinkelt.

PFOTEN: Oval, kompakt, mit gut aufgeknöchelten Zehen; zwischen den Zehen üppig behaart. Gut gepolsterte Zehen und Ballen.

GANGWERK: Gleichmäßiger, freier und paralleler Bewegungsablauf mit sehr viel Schub.

HAARKLEID

HAAR: Am Kopf, an den Vorderseiten der Läufe und an den Spitzen des Behangs kurz und fein; mäßig lang, glatt und ohne Locken oder Wellung an allen anderen Körperteilen. Die Befederung am oberen Bereich des Behangs ist lang und seidig, an den Rückenseiten der Läufe lang, fein, glatt und gerade; die Fransen am Bauch können sich bis zur Brust und zum Hals hin fortsetzen. So wenig wie möglich gelockt oder gewellt.

FARBE: Tiefglänzendes Kohlschwarz, ohne Rostschimmer, mit kastanienrotem, d.h. leuchtendem Brand. Schwarze Strichelung (pencil markings) auf den Zehen und ein schwarzer Strich unter dem Unterkiefer erlaubt.

Brand: Zwei deutlich erkennbare Punkte über den Augen, die nicht größer als 2 cm im Durchmesser sein dürfen. An den Seiten des Fanges nicht über den Nasenansatz hinausreichend, ähnlich einem Streifen von einer Seite zur anderen um das klar abgegrenzte Fangende. An der Kehle und an der Brust zwei große, deutlich abgegrenzte Flecken. An den Innenseiten der Hinterläufe, Oberschenkel, an der Vorderseite des Kniegelenks hinablaufend und sich von den Sprunggelenken zu den Zehen nach außen verbreiternd. Hinten an den Vorderläufen bis zum Ellenbogen, auf der Vorderseite bis zum Vorderfußwurzelgelenk oder etwas darüber; rund um den After. Ein sehr kleiner weißer Brustfleck ist gestattet. Keine andere Farbe ist erlaubt.

GRÖSSE UND GEWICHT:

Widerristhöhe: Rüden 66 cm. (26 ins.)

Hündinnen 62 cm. (24 ½ ins.)

Gewicht: Rüden 29,5 kg. (65 lbs.)

Hündinnen 25,5 kg. (56 lbs.)

FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes und auf seine Fähigkeit die verlangte rassetypische Arbeit zu erbringen, zu beachten ist.

DISQUALIFIZIERENDE FEHLER:

  • Aggressive oder übermäßig ängstliche Hunde.
  • Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B.:

  • Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
  • Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden.

 

Quellenangabe

  • Standard FCI www.fci.be
  • Eintragungszahlen VDH www.vdh.de
  • DER HUND Ausgabe 4/99
  • Das Deutsche Hundemagazin Ausgabe 7/99
  • Partner HUND Ausgaben 10/94 und 8/ 2000
  • Hunde Revue Ausgaben 9/94 und 3/2001
  • WUFF Österreichisches Hundemagazin Ausgabe 11/2001
  • Pointer und Setter Hilde Schwoyer Kosmos Verlag
  • Setter Portrait Hilde Schwoyer Kynos Verlag
  • Setter und Pointer Rothweiler und Steidl Paul Parey Verlag
  • Gordon Setters today Jose Baddeley