Großtrappe

Otis tarda LINNAEUS, 1758

Von Ernst-Otto Pieper

 

Großtrappen-Hahn; Foto: Birgit Block

Familie: Trappen (Otididae)

Auch: früher Ackertrapp oder Trappgans, im Oberwendischen Dudak und im Niederwendischen Gropun. Märkischer Strauß.

 

Kennzeichen:

  • Zählt zu den schwersten flugfähigen Vögeln weltweit.
  • Braun gescheckt.
  • Mittelhohe Läufe mit nur 3 kurzen Zehen, straußenartig kurzen, nicht sehr hohen Schnabel.
  • Flügelspannweite bis 240 cm.
  • Ältere Hähne mit Federbart.
  • Hähne heben bei der Balz die weißen Unterfedern der Flügel und des Schwanzes, die dann sichtbar werden (sind dann auf große Entfernung gut sichtbar).
  • Fliegen grundsätzlich gegen den Wind auf.

Größe / Gewicht:

  • Gewicht der Hähne bis 17 kg, Hennen bis 8 kg.
  • Hennen meist nur halb so groß wie Hähne.

Vorkommen:

  • Besiedelt ein großes Restareal zwischen Marokko, Spanien und der Mongolei (inselhaft).
  • In den meisten ehemaligen Vorkommensgebieten ausgerottet.
  • In den Restarealen ist das Vorkommen gefährdet.
  • Größte Vorkommen in Europa in Spanien (max. 30.000 Tiere), Russland (max. 12.000 Tiere).

Biotop:

  • Primärbiotope sind Steppen und Schwarzerdböden.
  • Lebensraum heute sind Ackerflächen, Kultursteppen und Grünwiesen.
  • Möglichst weiträumige und offene Gebiete mit wenig Störungen (reagieren auf Störungen sehr empfindlich).
  • Wichtig ist ausreichende Winteräsung (Raps, Kultur- und Wildkräuter).

Wanderungen:

  • In Mitteleuropa wenig mobil. Gewöhnlich entfernen sie sich außerhalb der Fortpflanzungszeit nicht weiter als 15 bis 25 Kilometer vom Brutgebiet.
  • In Russland fast ausschließlich Zugvogel.
  • In schneereichen Wintern verlassen die hiesigen Großtrappen weiträumig ihre Brutgebiete (überwiegend in westliche Richtungen).                                                                                                 

Alter:

  • 20 bis 25 Jahre.

Besonderheiten:

  • Leben außerhalb der Paarungszeit gewöhnlich in nach Geschlechtern getrennten Gruppen. Jungtiere der letzten Brut sind bei den Hennen-Trupps.

Stimme:

  • Dumpfe oder zischende Laute, die nur selten und nicht auf größere Entfernung zu hören sind.

Fortpflanzung:

  • Geschlechtsreife bei Hennen im 2. Lebensjahr, bei Hähnen meist erst im 4. Bis 5. Lebensjahr.

Balz

  • Großtrappen leben in Fortpflanzungsgemeinschaften (international als „Lek“ bezeichnet). Diese können aus bis zu 130 Tieren bestehen und beanspruchen Gebiete von 30 bis 80 Quadratkilometer.
  • Alljährlich auf den gleichen Balzplätzen.
  • Trappenbalz beginnt bei milder Witterung bereits im Februar und hält bis zum Frühsommer an. Beste Beobachtungsmöglichkeiten von Anfang April bis Ende Mai.
  • Partnerwahl geht von der Henne aus.

Nest

  • Bodenmulde im Acker oder Grünland meist ohne Nistmaterial.

Brut

  • 1 bis 3 Eier (meist 2 Eier). Auf olivgrünem bis bräunlichem Grund gefleckt (78,9 mm x 56,1 mm). Ende April / Anfang Juni.
  • Nur Henne brütet.
  • Ausfallen nach 25 Tagen.
  • Küken sind Nestflüchter und wiegen nach dem Ausfallen etwa 90 Gramm.
  • Obwohl Nestflüchter, können sie der Henne in den ersten Lebenstagen nur unbeholfen und langsam folgen.
  • Küken sind nach 4 bis 5 Wochen etwas flugfähig, drücken sich aber bei Gefahr. Erst mit 10 bis 12 Wochen versuchen sie abzustreichen.

Nahrung:

  • Erwachsene Tiere: Kräuter, Samen (Klee, Erbsen, Esparsette, Luzerne, Kreuzblütler), Beeren, Rhizome, Zwiebeln, Insekten und Kleinsäuger.
  • Jungtiere: werden mit Insekten gefüttert. Ab etwa 10. Tag nimmt der Anteil an pflanzlicher Äsung deutlich zu.

Schutz:

  • In Deutschland und Österreich vom Aussterben bedroht (Rote Liste 1).
  • Umfangreiche Schutzmaßnahmen in ihrem jetzigen Lebensraum.
  • Gefährdungsursachen: Fragmentierung der Brutgebiete bei gleichzeitiger Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft. Umbruch von Grünland in Ackerland. Zunahme der Fuchs-, Marderhund- und Waschbärbesätze.                                                                                                                                                                                                                

Bestand in Deutschland:

  • Seit 2012 ein kontinuierlicher Anstieg der Populationsgröße.
  • 2016 betrug die Anzahl der Großtrappen in Deutschland 232 Tiere (88 im Havelländischen Luch und jeweils 72 in den Belziger Landschaftswiesen und im Fiener Bruch), 17,8 % Zunahme gegenüber dem Vorjahr.

Jägersprache:

  • Großtrappen gehörten früher zum Hochwild.
  • Trapphahn, Trapphenne. Der Hahn hat einen Federbart. Trappen haben eine Fährte (kein Geläuf). Die Trapphenne macht ein Nest. Der Hahn balzt. – Sonst wie beim übrigen Flugwild.