von GERD TERSLUISEN (Obmann für Naturschutz KJS Hubertus Recklinghausen e.V.)
Die Sonne, der Motor allen Lebens.
Unsere Biosphäre, die dünnen Schicht allen Lebens, einschl. der Gesteine und ihrer Verwitterungsformen, bildet seit Milliarden Jahren ein äußerst stabiles und erfolgreiches Gefüge. Ihre vorhandenen Schätze reichen für ihre dauerhafte Weiterexistenz aus.
Das System der Biosphäre ist in sich geschlossen und mit einem Raumschiff zu vergleichen. Lediglich die Energie, die dieses System in Bewegung hält, kommt von außerhalb, von der lebensspendenden Sonne. Und deren Leistung ist gigantisch. Tag für Tag strahlt eine Energiemenge von 4000 Milliarden Megawatt auf die Erde ein. Davon benötigt die lebende Welt nur einen winzigen Bruchteil, um zu gedeihen.
Die Aufnahme der Energie für Mensch und Tier bedarf allerdings einiger Vermittler, oder Speicherelemente, um neben Licht und Wärme auch sonst von der Sonne zu profitieren. Diese Speicherelemente sind unsere Pflanzen, die die Sonnenenergie in Form von Nahrungsmittel uns allen zugänglich und nutzbar machen. Nur sie wandeln in einem komplizierten Prozess Sonnenenergie in chemische Energie um, die dann in Form von Nahrungsmitteln, wie Brot, Obst, Gemüse und Fleisch, nach Bedarf abgerufen werden kann.
Aber nicht nur für die Nahrungsproduktion ist die Sonne wichtig, sondern auch für alle anderen Kreisläufe in unserer Biosphäre. Sie sorgt für die Verdunstung des Meerwassers und damit für die Entstehung des lebensnotwendigen Süßwassers. Ohne sie würden Wolken fehlen, die uns vor Gluthitze schützen. Ohne sie würde sich die Erde immer weiter aufheizen. Schnee und Regen suchte man vergebens. Es gäbe weder Bäche noch Flüsse und damit keinen Wasserkreislauf. Pflanzen könnten nicht existieren.
Durch die unterschiedliche Erwärmung der Luft ergeben sich Druckunterschiede, deren Ausgleich zu Winden führt. Fällt die unterschiedliche Erwärmung weg, so herrschte Windstille, ja Totenstille.
Alles Leben würde erlöschen, gäbe es keine Luftbewegung. Der Wind sorgt für die Verteilung von Sauerstoff, Feuchtigkeit, den Temperaturausgleich, für die Bestäubung der Blüten, die Vorbereitung der Samen und spielt daher eine wichtige Rolle für das Gleichgewicht in der Biosphäre. Man denke nur an den uns belastenden Smoke in den großen Städten. Durch fehlende Luftbewegung belastet der vom Menschen erzeugte Feinstaub das städtische Leben. Erst der Wind entspannt die Situation in diesen Bereichen und macht das Leben dort wieder lebenswert.
Gespeicherte Sonnenenergie, steht uns in den Medien Kohle, Öl und Gas zur Verfügung. Sie sind die Basis unseres momentanen Wohlstandes, unserer Mobilität und unserer Wärme und Behaglichkeit im Winter.
Viele Menschen haben keinen Zugang zu diesen Speichermedien. Sie greifen daher auf Holz aus den umliegenden Wäldern zurück. Das ist die Hauptursache für den Verlust natürlicher Lebensräume in ärmeren Ländern.
Durch die Bereitstellung der verschiedenen Energieformen erschöpft sich die Leistung der Sonne noch lange nicht. Zusammen mit der Erdrotation und der Stellung der Erdachse, führt sie zum Tag- und Nacht-Rhythmus, den alle Lebewesen zur physischen und psychischen Erholung benötigen, zu den Jahreszeiten, zu Winterschlaf, Haarwechsel, Abwurf der Geweihstangen und zur Brunft, das Grünen der Blätter im Frühling und deren Fall im Herbst. Ja auch die Vogelwanderungen sind von der Sonne abhängig.
Wasser, der Quell des Lebens
Im Gegensatz zur täglich eingetragenen Sonnenenergie, müssen wir beim Wasser mit dem Vorlieb nehmen, was in der Biosphäre vorhanden ist. Es gibt keinerlei Zufluss von außen. Verluste werden nicht ausgeglichen. Ebenso wenig findet ein Abströmen nach außen statt.
Wir sind gezwungen mit dem zu leben, was uns bei der Entstehung der Erde zugeteilt wurde.
Einzigartige chemische und physikalische Eigenschaften machen das Wasser zur Basis allen Lebens. Man denke nur an seine drei Aggregatzustände, fest, flüssig und gasförmig. Alle drei Zustände können gleichzeitig und nebeneinander existieren. Wasser, ein Element, das sich bei tiefen Temperaturen nicht zusammenzieht, sondern ausdehnt, wird durch diesen Vorgang leichter und schwimmt. Wäre das nicht der Fall, würde Eis auf den Grund der Seen und des Meeres absinken. Die eingetragene Sonnenenergie könnte das Eis nicht erreichen. Jahr für Jahr würde die Eisdecke dicker. Alles Wasser des Erdballs wäre gebunden.
In Meeren und Seen, unseren größten Lebensräumen, gäbe es keinerlei Leben mehr. Ein Überwintern unter der Eisdecke wäre nicht möglich.
Das gesamte Leben kommt aus dem Wasser. Daher ist es nicht verwunderlich, das alles Leben im Wesentlichen aus Wasser besteht. Ja, auch wir bestehen zu 60% aus Wasser.
Ein gewaltiger interkontinentaler Kreislauf verteilt diesen besonderen Stoff. Die gesamte Wassermenge, die täglich auf der Welt bewegt wird, beträgt ca. 1035 Milliarden Kubikmeter.
Die Wassermenge in der Atmosphäre stammt zu 84% aus der Verdunstung von Meereswasser, nur 16% aus Verdunstungen des Bodens, der Binnengewässer oder der Pflanzen.
Etwa 77% kehren in Form von Regen und Schnee sofort wieder ins Meer zurück. 23% fallen auf das Land. 7% des über dem Meer verdunsteten Wassers werden über die Atmosphäre dem Land zugeführt. Die gleiche Masse fließt durch die Flüsse und in die Grundwasserströme wieder den Meeren zu.
Wassermoleküle gehen von einem in den anderen Zustand über, in einem endlosen Kreislauf, der den ganzen Globus umfasst. Am beweglichsten sind sie in der Gasphase, in der sie durchschnittlich 9 Tage in der Atmosphäre bleiben. Am Unbeweglichsten sind sie im festen Zustand, in der ein Molekül ebenfalls durchschnittlich bis zu 10 000 Jahre in der Eiskappe der Antarktis festgehalten wird. Die Verweildauer für den flüssigen Zustand liegt, zeitlich abgestuft, zwischen diesen Grenzwerten.
Wasser ist ein universelles Lösungsmittel. In ihm lösen sich mehr Substanzen, als in jedem anderen Mittel. Gerade weil der Wasserkreislauf in globalem Maßstab abläuft, sollten wir nachdenklich werden. Alles, was in die Atmosphäre eindringt und wasserlöslich ist, wird in diesen endlosen Kreislauf eingetragen. Seit Beginn der industriellen Revolution werden immer mehr Rauch, Staub und gasförmiger Abfall in die Luft geblasen. Kraftwerke und Verkehr werden zu Dreckschleudern. Ihre Abfälle verschmutzen den Regen und werden als „Saurer Regen“ abgeregnet. Das vom Menschen verschmutzte Regenwasser kommt mit verheerenden Folgen wieder auf die Erde zurück (Baumsterben).
Die BRD verfügt über 164 Milliarden Kubikmeter nutzbares Grundwasser, von dem 47 Milliarden Kubikmeter für die Industrie, die Landwirtschaft und die öffentliche Wasserversorgung genutzt werden. Das von der Industrie genutzte Grundwasser wird gebraucht, gereinigt und über die Flüsse wieder den Meeren zugeführt. Dadurch wird der natürliche Wasserkreislauf deutlich gestört. Der Grundwasserspiegel sinkt allgemein. Denn über den Meeren verdunstet immer die gleiche Menge, auch wenn ihnen mehr und schneller Wasser aus den verschiedenen Produktionsprozessen zugeführt wird. Das gilt auch für Flussbegradigungen, durch die das Wasser schneller den Meeren zufließt.
Die Begradigung des Rheines, eine gewaltige Leistung der Ingenieure, war im Bereich des Oberrheines mit einem enormen Absinken des Grundwasserstandes verbunden und damit mit einer Austrocknung der anliegenden Landschaften. Obstbau war plötzlich nicht mehr möglich. Das Land verkarstete.
Und so, wie die drei großen Wasserspeicher der Erde, die Meere, die Luft und das Land in ständiger Wechselbeziehung zueinander stehen, ist das Wasser auch in jedem Lebensraum aufs engste mit allen beteiligten Gliedern verflochten.
Mit betroffen von allen Eingriffen in den Wasserhaushalt ist immer auch die Pflanzen- und Tierwelt. Wenn wir sie schützen, z. B. durch den Schutz und Erhalt von Mooren und Feuchtgebieten, schützen wir mit dem Wasser auch unser kostbarstes Lebenselement. Ein Lebensmittel, das vielen Menschen nicht oder nur schwer zugänglich ist. Ohne Wasser ist das Leben nicht lebenswert. In ihm werden eingeleitete Chemierückstände und –gifte, ja auch Plastikeinkaufstüten und deren Verwitterungspartikel weltweit verteilt. Schauen wir uns doch die einlaufenden Fischkutter an unserer Nord- und Ostsee an. Aussortiert werden Fische mit schwersten Krankheitssymptomen, wie z. B. Wucherungen und Geschwüre. Diese aussortierten Fische verdanken ihr Elend unserer Sorglosigkeit und unserem Umgang mit Zivilisationsabfällen. Von diesen Kuttern werden auch Seevögel angelandet, deren Gefiederverschmutzung auf Öleinträge hin weisen, oder deren Tod einer gründlichen Untersuchung bedarf.
Unser Umgang mit dem Element Wasser war und ist noch immer unverantwortlich. Er wirkt sich weltweit negativ aus.
Wenn Wasservögel in einem Gewässer mit den Rudern nach oben verendet aufgefunden werden, wenn die aufgedunsenen Bäuche des ganzen Fischbesatzes eines Gewässers uns anklagend von seiner Oberfläche entgegenleuchten, stimmt etwas mit diesem Lebensmittel nicht mehr. Verendete Vögel und Fische weisen auf einen erheblichen Wasserschaden hin (z.B. auf Botulismus oder den Eintrag von Toxinen). Ihr Tod ist oftmals unsere Rettung.
Viele Schäden treten erst nach langen Jahren auf.
Ein Beispiel: Im Bereich der Stadt Haltern, am nördlichen Rand des Ruhrgebietes, existiert ein Stausee, der der Bevölkerung des nördlichen Ruhrgebietes und des westlichen Münsterlandes nicht nur Erholung bietet, sondern auch Trinkwasser liefert. Dieser See wurde 1930 erbaut. Er ist ein Eldorado für die Vogelwelt.
Um das Jahr 1900 herum existierte in einer Entfernung von ca. 15 Km nordwestlich des Sees ein Werk, das für das Kaiserreich Torpedos mit Sprengstoff munitionierte. Die anfallenden chemischen Abfälle wurden aus wirtschaftlichen Gründen und weil man es nicht besser wusste, in den Boden geleitet und versickerten dort. Vor wenigen Monaten meldete der Trinkwasserversorger, dass in spätestens zwanzig Jahren das Trinkwasser des Halterner Stausees nicht mehr für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung steht. Der kontaminierte Grundwasserstrom hat dann das Trinkwassereinzugsgebiet erreicht.
Wasser ist unser wichtigstes Element. Ihm gilt unsere ganze Sorge und Aufmerksamkeit.
Gewässerschutz ist Naturschutz pur. Packen wir ihn an, wo immer sich die Gelegenheit bietet.