Heideterrier

Von Arne Pohlmeyer – Lönsmeute

 

Hier möchte ich Ihnen den norddeutschen Schwarzwildprofi, den Heideterrier, vorstellen. Es gibt viel Halbwissen, viele Gerüchte und viele Geschichten, die sich um diesen herrlichen Hundetyp „Heideterrier“ ranken. Doch nur wenige sind mit dem Heideterrier tatsächlich schon in Berührung gekommen bzw. konnten den Heideterrier bei der Saujagd erleben und bewundern.

Ich selbst habe den Heideterrier, der aus unserer Region stammt, das erste Mal als kleiner „Pimpf“ bewusst erlebt. Hans Werner Jahnke war damals mit seiner Drückjagdmeute / Saumeute, fast ausschließlich aus Heideterriern zusammengesetzt, zu Gast in unserem Jagdrevier. Ich war schon damals begeistert von der Arbeit dieser schneidigen Hunde. Zugegeben, dachte ich erst, es würde sich um übergroße Deutsche Jagdterrier handeln. Wie ich erst deutlich später erkannte, war Hans Werner eine der wichtigsten Schlüsselfiguren im Pionier-Heideterrierlager.

Ich halte ihn persönlich für einen der größten Fachmänner im Punkto Hund im Allgemeinen, dem ich in meinem bisherigen, überwiegend von Hunden geprägten, Leben begegnen durfte. Heute kann ich mit Freude und auch etwas Stolz sagen, dass Hans Werner Jahnke zu meinen Freunden zählt.

Wir freuen uns über jeden, der sich ebenfalls für den Heideterrier interessiert. Möchten aber gleichzeitig darauf hinweisen, dass der Heideterrier ein Arbeitshund ist. Ein Arbeitshund gehört in die Hände von Praktikern und engagierten Hundeführern! Zum reinen Sofarutschen oder als Kofferraumbewacher des Geländewagens ist er beileibe zu schade!!!

Heideterrier – Der echte Schwarzwildspezialist

Die Geschichte des Heideterriers begann vor grob 40 Jahren. Die Idee des Heideterriers entstand aus der reinen Praxis heraus. Einige niedersächsische Rüdemänner begaben sich auf die Suche nach einem wirklich tauglichen und schneidigen Spezialisten für die Saujagd. Der Hund sollte Herz, Verstand und Härte mit sich bringen. Als Väter des Heideterriers sind die Rüdemänner Karl Heinz Markoff und Hans Werner Jahnke zu betrachten. Beide jagten schon zuvor mit Terriern (Jagdterrier sowie Foxterrier), die tauglich für die Schwarzwildjagd waren, doch waren diese Rassen noch nicht das, was sie sich für die Schwarzwildjagd erhofften.

Welche Eigenschaften wurden gesucht?

Gesucht wurde ein Hund der etwas größer als ein Jagdterrier oder Foxterrier war, um auch im schwierigen Gelände ausdauernd und effektiv jagen zu können. Ein Terrier, der nicht zur Überdrehtheit, Hektik oder falscher Aggression neigt. Ein Hund, der genügend Mut und Härte besitzt, um auch eine angeschweißte Sau sicher zu binden und nicht nur auf Abstand zu verbellen. Ein Hund, der auf Drückjagen immer Kontakt zu seinem Hundeführer hält. Einen robusten Terrier, der über Jagdverstand und die nötige innere Ruhe verfügt, die doch vielen anderen Terriern häufig abgeht.

Da es keine Hunderasse gab, die diese Anforderungen wirklich voll erfüllen konnte, wurde mit der sog. Hybridzucht begonnen. Die Basis war und ist auch heute noch der Deutsche Jagdterrier. Gekreuzt wurden durchgezüchtete und spurlaute DJT mit jagdlich tauglichen Airedale Terriern. Diese Kreuzung ist der dominierende Anteil im Heideterrier. Um noch mehr Ruhe und Härte in die Hunde zu bringen, ließ man auch noch etwas jagdlich geprüftes „Huntingbullbreed-Blut“ in den Heideterrier fließen. So erhielt man einen Hundetyp, der im übergroßen Jagdterriertyp bis hin zum kleinen Airedale-Typus stand.

Dieses Kreuzungsprodukt wurde dann über viele Jahre, mehr oder weniger, rein gezüchtet. Der Heideterrier war von Anfang an als Gebrauchshund speziell für die Saujagd gemacht und war rein für die Praktiker bestimmt.

Heute sieht man häufig einmal Werbeanzeigen in der einschlägigen Jagdpresse, wo mit der Bezeichnung „Heideterrier“ geworben wird, ohne dass es sich bei den angebotenen Hunden tatsächlich um echte Heideterrier handelt (dies trifft natürlich nicht auf alle zu!). Da wird alles was mit einem Jagdterrier vermischt wurde als Heideterrier beworben, um so von dem guten Ruf der echten Heideterrier zu profitieren. Jetzt mögen einige einwerfen, dass das Wort echt für den Heideterrier, doch gänzlich unangebracht wäre, da es sich um eine „Gebrauchskreuzung“ handelt. Dies kann ich, bis zu einem gewissen Punkt sogar nachvollziehen, doch ist es für mich keine Rechtfertigung jeden Mischling als Heideterrier zu bezeichnen, ohne dass er überhaupt aus der Region oder dem genetischen Pool der Begründer stammt. Es ist richtig, dass man den Heideterrier nicht als eine wirklich reine Rasse im Sinne des JGHV bezeichnen kann, doch ist er bei weitem kein schnöder Mischling. Der wahre Heideterrier wurde immer nach dem System und den Blutlinien seiner Begründer gezüchtet. Und nur solche Heideterrier sind auch als authentisch anzusehen. Um keine zu hohe Inzucht aufkommen zu lassen, wird unter Berücksichtigung der Grundidee (sozusagen des Leitfadens) immer mal wieder etwas Fremdblut zugeführt.

Dies ist aus meiner Sicht nicht nur berechtigt, sondern auch aus kynologischer Sicht absolut richtig und sogar notwendig.

Herkunft / Verbreitung

Die Wiege des Heideterriers steht ganz klar in Niedersachsen. Geschmiedet wurde er in der Lüneburger Heide, spez. in den Heiderevieren der Rüstungsfirma Rheinmetall und auf dem großen Nato-Truppenübungsplatz. Genau in der Region also, wo auch heute noch seine tatsächliche Stammheimat ist. Obwohl dieser Jagdhund eine streng regionale Erschaffung war und die Population des Heideterriers doch als eher gering angesehen werden kann, hat er doch eine bundesweite Beliebtheit bei den fachkundigen Hundeführern erlangt. Auch im Ausland gibt es immer wieder den Wunsch einen authentischen Heideterrier für die Schwarzwildjagd zu bekommen.

Nachfolgende Rahmen-Informationen sollten auch als solche verstanden werden.

Es gibt für den Heideterrier keinen offiziellen Standard (im Sinne des JGHV).

Einen festgelegten Rassestandard sowie eine Anerkennung als moderne Hunderasse durch die FCI (Belgien) haben seine Begründer nie angestrebt. Der Maßstab nach dem sich der seriöse Züchter orientiert, sowie die Zuchtzulassung eines Heideterriers sollten in der Praxis, im realen Einsatz gefunden, geprüft und selektiert werden.

Was nicht 100% funktioniert – hat in der Zucht nichts zu suchen

Keine Hunderasse, wo sich der Züchter mit theoretisch anmutenden Prüfungen und komplizierten Punktesystemen beweihräuchern kann. Sondern reine und echte Kynologie in ihrer ursprünglichsten Form. Hier muss der Züchter selbst offen, kritisch und nachhaltig sein Zuchtmaterial bewerten. Es gibt keinen Verband oder Verein, auf dem der Heideterrier-Züchter irgendwelche Fehler abwälzen kann oder hinter deren Zuchtreglement oder Statuten er sich verstecken könnte.

Ganz klar muss man an dieser Stelle, die vielleicht etwas ketzerisch klingen mag, anfügen, dass es nicht im Sinne eines Heideterrier-Züchters sein kann, andere Rassen zu verunglimpfen. Es war von Beginn an in der Zucht des Heideterriers nie angedacht, bestehenden Jagdhunderassen Konkurrenz machen zu wollen, geschweige denn ihnen den Rang abzulaufen.

Es ging und geht schlicht und einfach darum, einen reinen Schwarzwildspezialisten, als sinnvolle Ergänzung zu den kleinen Vollgebrauchshunden zu bieten. Einer friedlichen Koexistenz, zwischen allen Jagdgebrauchshunden sollte, mit etwas Weitsicht und ein wenig Toleranz, nichts im Wege stehen!

Rahmen-Information zum Heideterrier

Wesen / Charakter / Eigenschaften

Der authentische Heideterrier ist weder überscharf noch dumm, sehr wohl aber ein echter Rottensprenger, der scharf und schneidig zwischen die Sauen fährt. Ein Hund, der auch starke Sauen auf Trapp bringt und sich nicht nur mit den kleinen Fröschen begnügt. Kranke Stücke bindet er mit festen und ruhigen Griff. Sein Griffverhalten ist als sicher, ausdauernd, fest und ruhig zu bezeichnen. Der Laut ist unterschiedlich stark ausgeprägt, manche Heideterrier sind Spurlaut (Fährtenlaut) andere nur Sichtlaut. Lautjagend sollte der Heideterrier aber sein. Er verfügt über eine ausgeprägte Passion, ohne dabei unkontrolliert zu werden. Seine Nasenleistung, gepaart mit Ruhe und Konzentration, macht ihn zu einem erstklassigen Stöberhund.

Körperlich ist er sehr robust, zäh und hat eine hohe Schmerztoleranz. Trotz seiner Härte ist der Heideterrier seinem menschlichem Rudel gegenüber (Hundeführer + Familie) voll ergeben und kann manchmal sogar etwas weich und unterwürfig erscheinen.

Er ist sehr lernwillig und auch lernfähig. Auch wenn er ganz klar als reiner Schwarzwildspezialist gedacht war, ist er sehr wohl in der Lage auch in anderen Bereichen zu arbeiten. Der Heideterrier ist in aller Regel sehr wesensfest und absolut sauber von den Nerven. Er verfügt über ein ausgeprägtes und stabiles Sozialverhalten, Raufer sind unerwünscht!

Ausbildung

Der Heideterrier ist für die Saujagd gemacht. Er ist ein Stöberhund, der sich bei der Zusammenarbeit mit einem fähigen Hundeführer zu einem wirklichen Spitzenhund entwickelt. Man sollte von Anfang an, im Welpenalter beginnend, den Heideterrier so viel es geht mit sich nehmen und ihm erlauben dem Hundeführer zu folgen. Baut er eine (typische) gute Führerbindung auf, wird es später eine wahre Wonne sein mit ihm zu jagen. Neben der Saujagd, die ihm sozusagen im Blut bzw. korrekt ausgedrückt in den Genen liegt, ist er natürlich auch für nahezu alle anderen jagdlichen Aufgaben geeignet. Selbstverständlich kann man einem Heideterrier auch auf Schweiß ausbilden oder ihm z. B. beibringen eine Ente aus dem Wasser zu apportieren etc.

Doch seine wirklich überragende Qualität zeigt er auf der Schwarzwildjagd. Ob es sich um Maisjagden, winterliche Drückjagen, Verwendung als Loshund oder um das Kreisen in der Kombination mit dem weißen Leithund handelt, er ist prädestiniert und wird den engagierten Hundeführer viel Freude machen.

Erscheinung

Kleiner bis mittelgroßer Jagdhund, der deutlich im Terriertyp steht. Trockener, muskulöser und leistungsfähiger Körperbau. In der Regel wiegen sie zwischen 15 und 24 kg und haben mehrheitlich eine durchschnittliche Schulterhöhe von 45 bis 55 cm. Harmonische Anatomie, die fern von jeder züchterischen Übertreibung steht. Von der optischen Erscheinung wirkt er weder plump noch windig. Trotz seiner Kraft muss der Heideterrier schnell und beweglich sein. Er sollte gute und raumgreifende Gänge haben. Fest aufgebaut, mit geraden Beinen und gut aufgeknöchelten Pfoten, mit eng stehenden Zehen. Die Ballen sollten geschlossen sein, die sogenannten Katzenpfoten. Wolfskrallen kommen häufig vor. Das Gebiss sollte stark und vollzahnig sein. Als Gebissstellung ist die Schere zu benennen.

Die Augen sollten über einen guten und sauberen Lidschluß verfügen. Die Ohren werden in der Regel als terriertypisches Kippohr getragen. Es gibt, auch innerhalb eines Wurfes, drahthaarige sowie kurzhaarige Schläge. Von den Farben sind rote, schwarze, schwarz/rote, gelbe, schwarz/gelbe, schwarze mit Brand, sowie schwarze Heideterrier mit gestromten Abzeichen oder Brand als typisch zu bezeichnen.

Fazit

Der Heideterrier ist für alle Hundeführer geeignet,

– die einen Terrier suchen, der nicht zur Hektik oder Nervosität neigt.

– die einen verlässlichen Loshund (Schutz-Begleiter) für ihren Schweißhund suchen.

– die einen wesensfesten, führerverbundenen und passionierten Waidgesellen suchen.

– die einen Drückjagdterrier suchen, der nicht in jeden Bau passt und nur wenig Interesse am einschliefen zeigt.

– denen viele der herkömmlichen Terrierrassen zu klein, zu aggressiv, zu sinnlos scharf oder zu überdreht erscheinen.

– die einen Drückjagdhund suchen, der verlässlich die Sauen findet, aber trotzdem guten Kontakt zu seinem Führer hält.

– die einen Jagdhund suchen, der auch (in den jagdruhenden Phasen) im privaten Alltag sowie als Haus- und Familienhund bestens geeignet ist.