Huflattich – Vorfrühlingsblüher und alte Heilpflanze
Von Ernst-Otto Pieper
Der Huflattich Tussilago farfara, auch bekannt als Breit-, Brust-, Eselslattich, Lette, Ackerlatsche, Latten, Kuhfladen, Fohlenfuß, Rosshuf und Hufblatt, fällt an sonnigen Vorfrühlingstagen (Februar bis April) auf Feldwegen oder breiten Waldschneisen als gelber Fleck auf. Die leuchtend gelben Blüten, die vor der Entwicklung der Laubblätter erscheinen, öffnen sich nur bei Sonnenschein und schließen sich, sobald die Sonne verschwindet. Die ausdauernde Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 10 bis 30 cm. Wie man am Bau des Blütenstandes erkennen kann, gehört der Huflattich zur Familie der Korbblütler. Die einreihigen, linealischen Hüllblätter umschließen den hohlen Blütenboden, der in der Mitte 30 bis 40 funktionell männliche Röhrenblüten trägt, die am Rand von etwa 300 weiblichen Zungenblüten umgeben sind. Nur die männlichen Blüten führen Nektar. Bestäubt werden die Blüten vor allem von Honigbienen, Wildbienen, Käfer und Schwebfliegen. Da die Narben der weiblichen Randblüten früher reif sind als die Staubbeutel, kommt es nur selten zu einer Selbstbestäubung. Nach der Blütezeit neigt sich der Blütenstand und richtet sich erst zur Fruchtreife wieder auf, wobei sich der Stängel bis zu einer Höhe von 30 cm verlängert. Die Nussfrüchte besitzen eine „Flugvorrichtung“ zur effektiven Samenverbreitung (ähnlich wie beim Löwenzahn), was allerdings nur bei trockenem Wetter geschehen kann. Auch durch Klettausbreitung und Ameisen können die Samen weitergetragen werden. Sie sind sofort keimfähig, aber nur für kurze Zeit. Der Huflattich kann sich auch durch bis zu 2 m lange Ausläufer vegetativ vermehren. Der Wurzelstock erreicht Tiefen von bis zu 1 m. Die langgestielten und grundständigen Laubblätter erreichen etwa 10 bis 20 cm Breite. Sie sind gezähnt und herz- oder hufförmig.
Seine Ausbreitungsweise macht ihn zu einer Pionierpflanze trocken-warmer und offener Standorte wie unbefestigte Wege, Böschungen und Steinbrüche mit nährstoffreichen, grund- oder sickerfeuchten Böden.
Herkunft des Namens:
Der deutsche Name Huflattich bezieht sich in seinem ersten Teil auf die Form der jungen Blätter. Der zweite Wortbestandteil leitet sich vom lateinischen „lapathum“ (=Ampfer) ab. Der botanische Gattungsname setzt sich zusammen aus „tussis“ (=Husten) und „agere“ (=vertreiben), bezieht sich auf die Verwendung des Huflattichs als Hustenmittel und wurde schon von PLINIUS benutzt. Die Herkunft von „farfara“ ist unklar.
Heilpflanze:
Huflattich war in Deutschland die Heilpflanze des Jahres 1994.
Er gilt als bedeutsame Heilpflanze bei Hustenreiz und wirkt schleimlösend.
In neuerer Zeit fand man, abhängig von der Herkunft, in der Pflanze Pyrrolizidinalkaloide, die in Tierversuchen zu Leberschäden und Krebs führten. Obgleich keine akute Vergiftungsgefahr besteht, ist eine uneingeschränkte Verwendung nicht mehr zu vertreten.
Besonderheiten:
Die Pflanze dient mehreren in ihrem Bestand gefährdeten Schmetterlingsarten als Futterpflanze.