Jagdschloss Groß Schönebeck

Von Ernst-Otto Pieper

 

Schon im frühen Mittelalter fand die Schorfheide am Nordufer des Werbellinsees das Interesse von Jägern. Wo einst brandenburgische Kurfürsten und preußische Herrscher zur Jagd bliesen, erinnert das schmuck restaurierte, denkmalgeschützte Jagdschloss Groß Schönebeck an die lange Jagdtradition dieser Landschaftsidylle nördlich von Berlin. Das Schloss gehört zum Ortsteil Groß Schönebeck der brandenburgischen Gemeinde Schorfheide im Landkreis Barnim.

Jagdschloss Groß Schönebeck; Foto: E.-O. Pieper

Als Grenzsicherung zur Uckermark von den Askaniern Otto II. und Albrecht II. zwischen 1205 und 1220 auf Feldsteinen erbaut, bestand die frühere Wehranlage lediglich aus Holz. Der Bau des Jagdschlosses im frühbarocken Stil, ursprünglich von einem Wassergraben umgeben, wurde auf Veranlassung des Großen Kurfürsten nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg ab 1660 begonnen und erst unter König Friedrich Wilhelm I. beendet.

Am Rande des damals bereits von den Landesherren hochgeschätzten Jagdreviers der Schorfheide gelegen, diente das Schloss dem Aufenthalt der königlichen Herrschaften und deren Jagdgäste und wurde als standesgemäßes Quartier bei den legendären Bären- und Wolfsjagden genutzt.

Noch bis 1766 hatte4 Groß Schönebeck sein eigenes „Wolfs Jagdzeug“ mit 16 Wagen, auf denen man die Netze, Leinen und Lappen transportierte. Etwa zwei bis drei Quadratkilometer Waldfläche konnten damit umstellt werden, durch die über 30 Treiber – nur mit Heugabeln und Stöcken bewaffnet – mehrere Tage bei Wind und Wetter laufen mussten. Oft trugen die Männer Erfrierungen davon, ohne dafür entschädigt zu werden.

Erkämpfte Muffelwidder; Foto: E.-O. Pieper

Auch die Schwarzkittel erlebten schwere Zeiten. Als sie sich an den auf Geheiß von Friedrich II. angebauten Kartoffeln gütlich taten, befahl der Landesherr 1747, für 10 000 Taler Schwarzwild „zum Kauf totzumachen“. Der damalige Oberförster hatte aber einige Sauen in seinem Gatter versteckt und so konnten knapp 40 Jahre später wieder 30 Schwarzkittel ihre Fährte ziehen.

Im Dezember 1722 erarbeitete König Friedrich Wilhelm I. auf dem Schloss die neuen Grundzüge der preußischen Verfassung. Auch Leopold von Dessau (der Alte Dessauer) sowie Kaiser Wilhelm II. waren des Öfteren zu Besuch.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss gotisierend erneuert. Ab 1900 diente es dem jeweiligen Forstmeister als Dienst- und Wohnhaus.

Mit der Gründung des Schorfheidemuseums durch den Verein der Natur- und Heimatfreunde Groß Schönebeck e.V. sind in der angrenzenden Pfarrscheune und in den Räumen des Schlosses neben Geschichtlichem aus der Schorfheide mit Originaldokumenten vor allem zahlreiche Trophäen und historische Jagduniformen zu sehen. Zu den Besonderheiten zählen sicher die sich beim Brunftkampf mit ihren mächtigen Schnecken verkeilten Mufflons und das Haupt des 1940 in der Schorfheide erlegten Wisents. Auch dem Wolf ist hier mit mehr als 70 Exponaten und zahlreichen Fotos ein Denkmal gesetzt.

Interessant ist auch ein Hinweisschild aus DDR-Zeiten: „In der DDR gehört die Jagd dem Volke. Heute jagen hier die Mitglieder der Jagdgesellschaft Joachimsthal. 14 Arbeiter – 10 Bauern – 12 Angestellte und Angehörige der Intelligenz.“

Dem Verein der Natur- und Heimatfreunde Groß Schönebeck und vielen Sponsoren ist es zu verdanken, dass sowohl das Schloss als auch das Museum zu einer sehenswerten Einrichtung geworden ist.

Jagdschloss Groß Schönebeck
Schlossstraße 6
16244 Schorfheide

Tel./Fax 03 33 93 – 65 272
jagdschloss@gemeinde-schorfheide.de
www.jagdschloss-schorfheide.de

 

Das Areal des Jagdschlosses beherbergt die deutschlandweit einmalige Ausstellung „Jagd und Macht“ das Schorfheidemuseum mit der Sonderausstellung zum Boxer und Jäger Max Schmeling.

Die Waldschule „Jägerhaus“ mit der Hirsch-Erlebniswelt, die Touristinformation und das Trauzimmer im Schloss runden das Angebot ab.

 

 

Anfahrt: A 11, Abfahrt Finowfurt, B 167 Richtung Liebenwalde, B 109 Richtung Prenzlau