Jagdspaniel

Von Walter und Jürgen Baltes zusammengefasst

 

FCI 8, Apportierhunde – Stöberhunde, Wasserhunde

Sektion 2 u. 3: Stöberhunde. Wasserhunde. Mit Arbeitsprüfung

Verwendung: Stöber- und Apportierhund, Wasserhund

Stöberhunde sind überall dort unentbehrlich, wo in Wald, Dickicht, Schilf und Wasser gejagt wird. Ein Stöberhund muss spurlaut jagen, hohe Spursicherheit aufweisen, verlässlich Verlorenbringen, Wasserfreudigkeit, sowie Raubwildschärfe zeigen und brauchbare Schweißarbeit leisten. Der Stöberhund steht nicht vor. Ansonsten jedoch erledigt er alle Arbeiten eines vielseitigen Jagdgebrauchshundes. Er arbeitet weiträumig und gründlich im Gelände sowie selbständig ohne Sichtkontakt zu seinem Führer.

Aufgrund seiner Herkunft und jagdlicher Vorzüge bietet sich der Spaniel als hervorragender Jagdgebrauchshund an. Die Spaniels in ihrer Vielfalt erlauben es, eine Auswahl zu treffen, was ihr Erscheinungsbild und die Möglichkeiten ihres Einsatzes anbelangt. In jedem Vertreter der folgenden neun Rassen findet man den idealen Begleithund und liebenswerten, kinderlieben Hausgenossen, für die Jagdausübung den temperamentvollen, passionierten und ausdauernden Arbeiter, der sich den Schneid nicht abkaufen lässt. Eine Einschränkung ist hier beim American Cocker Spaniel zu machen, der aufgrund seiner Haarfülle für den jagdlichen Einsatz ungeeignet ist.

Von seinem Ursprung her ist der Spaniel Jagdhund. Diese Hunde sind begierig zu lernen und interessiert, Neues zu erkunden und es schlummert die alte Passion: eine Hecke oder ein Gebüsch muss durchstöbert und eine Spur verfolgt werden, Wasser ist zu jeder Jahreszeit ein Vergnügen.

Einem Spaniel muss daher Gelegenheit gegeben werden sich auszutoben, sein Temperament auszuleben, und dann wird aus dem Wirbelwind draußen der sanfte anhängliche Hausgenosse, wobei die Spaniels das Wort Genosse wörtlich nehmen: Sie wollen als Familienmitglied anerkannt sein und an allem beteiligt sein. Aufgrund seiner Herkunft und jagdlicher Vorzüge bietet sich der Spaniel als hervorragender Jagdgebrauchshund an.

Herkunft der Spaniels:

Die Spaniels – nicht die Rassen die wir heute in reingezüchteter Form vor uns haben – können auf eine lange Geschichte zurückblicken. So zeigt eine Münze Philipps II von Makedonien die wahrscheinlich älteste Abbildung eines Spaniel- ähnlichen Hundes. In zahlreichen Beschreibungen, die sich überwiegend mit Jagdszenen beschäftigen, werden Hunde beschrieben, die Vorfahren unserer Spaniels sein müssen, so u.a. die Schilderung… die eindeutig auf den heutigen Welsh Springer Spaniel hinweist. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts werden die Arbeitsweise und der Charakter beschrieben, ohne dass die Bezeichnung Spaniel auftaucht. Die Angabe, dass es am Hof Heinrichs VIII. einen „Robin the King’s Majesty’s Spaniel Keeper“ gab, belegt zum ersten Mal den Namen. Zwischen Landspaniels und Water Spaniels unterscheidet Johannes Caius; er sagt von ihnen:

„Es gibt schnellfüßige Hunde für die Falkenbeize und Stöberhunde für die Netzjagd. Diese Hunde haben keine eigenen Namen, man nennt sie nach ihrem Gebrauch: Falkenhunde, Fasanenhunde, Rebhuhnhunde usw. Das gemeine Volk ruft ihn generell mit dem gleichen Wort, nämlich Spaniel, … Der größte Teil des Felles ist weiß, und wenn sie mit einigen Flecken markiert sind, sind diese gewöhnlich rot und damit ziemlich auffällig…“

Die Bezeichnung Spaniel kommt in mehreren Stücken Shakespeares vor, ein Indiz für die Verbreitung und die Beliebtheit des Spaniels zu dieser Zeit. Um 1800 findet man eine Klassifizierung der Spaniels nach der Größe: die kleinere Art wird als Cocking Spaniel oder Cocker, die größere Variante als Field Spaniel oder English Spaniels, ein anderer als Sussex Spaniel bezeichnet, weil er aus Sussex stammte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts tauchen die Bezeichnungen Englischer Wasserspaniel, Springer Spaniel und Cocker Spaniel auf, eine Vorstufe zur Abgrenzung der einzelnen Schläge. Mit der Gründung des Kennel Clubs 1873 war der Anfang einer wirklichen Rassehundezucht gemacht, und Anfang des 20. Jahrhunderts war, u.a. mit der Anerkennung des Welsh Springer Spaniels 1902 die Abgrenzung zwischen den Spanielrassen abgeschlossen und die Zeit der Kreuzung verschiedener Spanielrassen, bzw. der Einkreuzung anderer Rassen vorbei.

Auch in Deutschland war der Spaniel als Jagdbegleiter im 19. Jahrhundert verbreitet, der erste kontinentale Zuchtverband 1904 gegründet, im Jahre 1907 fanden Züchter und Liebhaber der Rassen ihre Heimat im Jagdspaniel-Klub. Einige Vertreter der Spaniel werden kurz im folgendem vorgestellt.

American Cocker

Der American Cocker Spaniel (Sektion 2 Stöberhund, Ohne Arbeitsprüfung) ist ein Nachkömmling von englischen Cocker Spaniels, die Ende des vergangenen Jahrhunderts von Großbritannien in die Vereinigten Staaten von Amerika kamen. Ein eigener Standard wurde vom Amerikanischen Kennel Club (AKC) im Jahr 1943 herausgegeben und vom englischen Kennel Club (KC) 1946 als eigenständige Rasse anerkannt. Der Amerikanische Cocker Spaniel ist das kleinste Mitglied in der Gruppe der Jagdhunde. Er hat ein kräftiges, kompaktes Gebäude und einen edel gemeißelten Kopf, insgesamt ein völlig ausgeglichener Hund von idealer Größe, tauglich zu beträchtlicher Schnelligkeit, verbunden mit großer Ausdauer. Der Standard beschreibt zutreffend das Wesen des American Cockers: Fröhlich, liebenswert, niemals aggressiv, temperamentvoll, ohne Furcht, stets ausgeglichen, insgesamt also ein unkomplizierter, aufgeweckter Spaniel.

American Water Spaniel

Der American Water Spaniel hat seine Ursprünge, bevor er 1865 in Amerika als eigene Varietät geführt wurde, in Großbritannien. Hinter ihm stehen als Ahnen wahrscheinlich der Irish Water Spaniel, vielleicht auch der Field Spaniel oder sogar der Old English Water Spaniel. Der American Water Spaniel ist ein äußerst intelligenter, sehr anpassungsfähiger und gelehriger Hund, der sich grundsätzlich in seinem Wesen stets freundlich, aber auch sehr wachsam, darstellt und in der Familie keinerlei Probleme aufgibt. Er ist ein aktiver Hund mittlerer Größe mit einem gewellten bis gelockten Haarkleid, der in den USA zu einem vielseitig brauchbaren Jagdhund gezüchtet wurde. Er ist ein ausgewogener, stabiler und gut bemuskelter Hund, Widerristhöhe: 38-46 cm.

Clumber Spaniel

Der Clumber Spaniel ist in seiner jetzigen Erscheinungsform etwa gut 200 Jahre in England bekannt und blieb zunächst fast ausschließlich in Händen des englischen Adels.
So wurde er – obwohl ursprünglich französischer Herkunft – selbst zum englischen Hund.
Der Clumber Spaniel ist ein starkknochiger, aber gut ausgewogener Spaniel, der trotz seiner Masse zu erstaunlicher Beweglichkeit fähig ist. Er ist großmütig im Wesen und hochintelligent. Seine ganze Erscheinung drückt Kraft aus. Er ist zuverlässig und freundlich und zeigt keinerlei Neigung zu Aggressivität. Im Vergleich zu anderen Spaniels ist er im Wesen aber eher etwas zurückhaltend. Er gilt als ein bedächtiger Arbeiter bei der Jagd mit einer ausgezeichneten Nase und ist sowohl im Feld als auch bei der Wasserarbeit gleichermaßen erfolgreich. Er gehörte in England lange Zeit zu den am meisten geführten Jagdhunderassen.

Cocker Spaniel

Der Cocker Spaniel, heute die in Europa am weitesten verbreitete Spaniel-Varietät, leitet seinen Namen her von seinen Jagdeinsätzen, man jagte mit ihm bevorzugt Schnepfen, Birk- und Haselwild sowie den Auerhahn (wood cock, moor cock, heath cock). Seit 1893 wird er neben dem Springer Spaniel und Field Spaniel zur Unterscheidung als eigene Rasse im Zuchtbuch des Kennel Club in England geführt. Der Cocker Spaniel (38 – 41 cm Widerristhöhe) ist ein quadratischer, kompakter und robuster Stöberhund, ideal bei der Jagd für das Apportieren im unwegsamen Dickicht. Er gehorcht seinem Besitzer nicht aus Dienstbarkeit, sondern aufgrund seiner Intelligenz errät er dessen Absichten.

Seine Treue, sein sanftes und anhängliches Wesen mit feiner Psyche, machen den Cocker Spaniel zum idealen Gefährten auch mit Kindern im Hause, der durch seine Freundlichkeit jedermann besticht. Es gibt ihn einfarbig rot oder schwarz als auch mehrfarbig schwarz/weiß, braun/weiß, Blauschimmel oder jede dieser Farben mit Loh-Abzeichen.

English Springer Spaniel

Der English Springer Spaniel ist ein besonders attraktiver Typus in der Spanielfamilie. Er vereinigt in sich Schönheit, Kraft und Qualität in einem besonderen Maße. Sein Körper, wohl proportioniert und ausgewogen, verleiht ihm die Kraft und die Ausdauer, um seine jagdlichen Aufgaben bewältigen zu können. Ein idealer Stöberer, der durch seine athletische Figur (51 cm Schulterhöhe ) und seine ausgeprägt gute Nase in der Lage ist, auch schweres Wild im unwegsamen Gelände aufzustöbern und zu apportieren. Aber auch für die Wasserarbeit ist der English Springer, im Schilf und tiefem Wasser, gut geeignet für das Stöbern und Bringen von Wild.

Der English Springer Spaniel ist eine alte Jagdhundrasse reinen Ursprungs, wurde aber erst vom Kennel Club 1902, wie auch der Welsh Springer Spaniel, als eigene Varietät standardmäßig beschrieben. Er vereinigt in sich jene Charaktereigenschaften, die mehr oder weniger auf alle Spanielvarietäten zutreffen, die Freundlichkeit, das Unbekümmerte, das Anhängliche, den Vorwärtsdrang und das Temperament, den Mut und die Passion. Aggressivität ist ihm fremd. Das Haar ist seidig glatt mit sparsamer Befahnung, die Behänge lappig, mäßig lang und eng am Kopf anliegend, die Farben braun/weiß, schwarz/weiß oder jede dieser Farben mit Loh-Abzeichen.

Field Spaniel

Der Field Spaniel hat die gleiche Herkunft wie der Cocker Spaniel, ist aber etwas größer und länger im Gebäude. Von der Größe her (Widerristhöhe: ca. 46 cm) liegt er zwischen dem Cocker Spaniel und dem Springer Spaniel. Das edle Erscheinungsbild weist auf einen ausgeglichenen, sportlichen, lebhaften und widerstandsfähigen Spaniel hin, der zur Jagd auf hartem Gelände geeignet ist und als ruhiger Buschierer gilt. Er besitzt wie alle anderen Spaniel eine außergewöhnlich feine Nase und ist auch für die Wasserarbeit besonders gut geeignet. Der Field Spaniel ist im Vergleich zu den Exemplaren seines Mutterlandes auf Ausstellungen hierzulande recht selten anzutreffen, so dass diese Varietät als echte Rarität angesehen werden muss. Er ist kein Hund, den man in der Stadt halten sollte.

Irish Water Spaniel

Der Irish Water Spaniel, so wie wir ihn heute kennen, geht zurück auf die Spaniel-Schläge, die bereits in früher Literatur in Wasser- und Landspaniels unterschieden wurden. Der Irish Water Spaniel gehört mit einer Widerrist-Höhe von mehr als 50 cm (Rüden: 53-59 cm, Hündinnen: 51-56 cm) zu den größten der Spaniel-Varietäten und sieht so gar nicht seiner Spanielfamilie ähnlich. Das Erscheinungsbild ist das eines eleganten, aufrechten, kräftigen, aber dennoch nicht hochläufigen Hundes mit großer Intelligenz und Ausdauer. Seine Wasserfreude, die feine Nase, das ihm eigene Temperament und der kräftige, aber elegante Körper mit langen, leberähnlichen Locken umreißen kurz die allgemeine Beschreibung dieses Spaniels. Er gilt in England als der ideale Gebrauchshund für die Wasserjagd.

Sussex Spaniel

Der Sussex Spaniel ähnelt von seinem typischen Gebäude her eher dem Clumber Spaniel als dem Cocker Spaniel. Er kommt in der Widerrist-Höhe (Rüden und Hündinnen: 38 – 41 cm) in etwa dem Cocker Spaniel gleich. Auch er gilt – wie der Field Spaniel – hierzulande als echte Rarität. Der Sussex Spaniel ist ein massiv und kräftig gebauter Spaniel mit einer ihm eigenen Gangart, die man als Rollen charakterisiert. Er besitzt eine natürliche Anlage zur Arbeit bei der Jagd im dichten Unterholz. Er ist ein lebhafter und tatkräftiger Spaniel mit freundlichem Wesen und ohne Aggressivität. Man bezeichnet ihn oft als Urtyp des modernen Spaniel, als man Ende des 19. Jahrhunderts damit begann, die Spaniel-Varietäten voneinander abzugrenzen und diese in Cocker Spaniels, Field Spaniels oder eben als Sussex Spaniels einzugliedern und in der Zucht als eigene Schläge zu festigen.

Welsh Springer Spaniel

Der Welsh Springer Spaniel gehört zu den ganz alten Spaniel-Schlägen und hat vermutlich den gleichen Ursprung wie der English Springer Spaniel. Er wäre fast ausgestorben, nur durch konsequente Weiterzucht in Wales blieb er als bodenständige Rasse erhalten. 1902 wurde er neben dem Englisch Springer Spaniel als eigenständige Rasse vom Kennel Club in England registriert. Der Welsh Springer Spaniel verkörpert auch den modernen Typ eines Jagdhundes: Nicht zu groß (Rüden: ca. 48 cm, Hündinnen: ca. 46 cm), leicht zu halten, mit hoher jagdlicher Passion, ein hervorragender Stöberer und Apportierer.

 

In seiner Heimat in Wales haben ihm diese Eigenschaften mit seiner ausgeprägten Wasserfreude zu einem unverzichtbaren Begleiter der Jägers werden lassen, obwohl er auch besonders dazu geeignet ist, in einer Familie mit Kindern aufzuwachsen und ihnen ein unzertrennlicher Freund und Begleiter zu sein. Er ist sehr temperamentvoll, fröhlich und zeigt ein freundliches Wesen ohne Aggressivität oder Nervosität. Er verkörpert somit insgesamt im Zuchtgeschehen eine sehr alte, eigenständige Rasse reinen Ursprung.

 

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Quellenangabe: Verein Jagdgebrauchsspaniel e.V., Jagdspaniel-Klub e.V., Österreichischer Jagdspanielclub, Wikipedia