Kanadagans

Branta canadensis (LINNAEUS, 1758)

Von Ernst-Otto Pieper

Kanadagans (links) im Vergleich mit Graugans und Stockente;  Foto: Ernst-Otto Pieper

 

Ordnung:         Gänsevögel (Anseriformes)

Familie:          Entenvögel (Anatidae)

Die Art ist in zahlreiche Unterarten aufgegliedert, die sich in Größe, Färbung und Zugverhalten voneinander unterscheiden.

 

Kennzeichen:

  • Von den anderen schwarzhalsigen Gänsen an der weißen, bis an die Kopfseite hinaufreichenden Kinnbinde, die lichtbraune Brust und den braunen Rücken leicht zu unterscheiden
  • Im Flug sind der dunkle Kopf und Hals sowie der weiße Kehlfleck deutlich erkennbar

Größe / Gewicht:

  • Sie ist größer und kräftiger als die Graugans
  • Gewicht: Ganter durchschnittlich 4880 g; Gans durchschnittlich 4390 g

Vorkommen:

  • Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist Nordamerika
  • In Europa wurden Kanadagänse zum Teil gezielt angesiedelt
  • Ein großer Teil der heute vor allem in Großbritannien, Irland, Skandinavien und den Niederlanden existierenden Populationen sind auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückzuführen
  • Erste Bruten in Deutschland 1978 in Schleswig-Holstein
  • In Neuseeland für Jagdzwecke eingebürgert

Biotop:

  • Im europäischen Brutgebiet stimmt das Habitat zur Brutzeit teilweise mit dem der Graugans überein
  • Brütet an Seen, in Sumpfvegetation und träge fließenden Flussabschnitten fernab menschlicher Siedlungen, jedoch als Kulturfolger auch in Parkgewässern und Teichen in unmittelbarer Nähe des Menschen
  • Außerhalb der Brutzeit sammeln sie sich in großen Scharen an Gewässern mit freien, übersichtlichen Uferpartien

Wanderungen:

  • Eingebürgerte sind Standvögel, da sie den Flug in Überwinterungsquartiere nicht gelernt haben
  • Die in Skandinavien eingebürgerten Kanadagänse entwickelten Zugtraditionen. Die meisten von ihnen überwintern im Bereich der Bundesrepublik und den Niederlanden
  • Ihr in charakteristischer V-Formation erfolgender Zug in die Überwinterungsquartiere und die Rückkehr in die Brutreviere sind in Nordamerika Symbole für den Wechsel der Jahreszeiten
  • Kanadagänse halten sich nachts auf dem Wasser auf, verlassen diese morgens, um zu ihren Nahrungsgründen zu fliegen, und kehren abends wieder zu den Gewässern zurück

Alter:

  • Nachgewiesenes Höchstalter bei einer in Gefangenschaft gehaltenen Kanadagans bisher 33 Jahre. In freier Wildbahn wohl selten über 12 Jahre

Stimme:

  • Vor allem im Flug sehr ruffreudig
  • Sie können sich am Ruf individuell erkennen
  • Auf großen Rastplätzen ist während des Zuges häufig während der ganzen Nacht ein reges Rufen zu hören, das dem Wiederfinden von Familienangehörigen dient

Fortpflanzung:

  • Geschlechtsreif im 3. Lebensjahr
  • Verpaarung gewöhnlich bereits im 2. Lebensjahr

Art der Ehe

  • Zumeist lebenslang (Dauerehe)

Nest

  • Nistet auf kleinen Inseln in Seen oder Teichen oder in Ufernähe, zumeist in unmittelbarer Nähe des Wassers
  • Meist eine flache Mulde, die mit wenigen Pflanzenteilen gegen die Umgebung abgegrenzt wird. Sie wird jedoch überreichlich mit Daunen ausgestattet

Brut

  • Eine Jahresbrut
  • Legebeginn ab Ende März
  • In Europa gehören 4 bis 6 Eier zum Normalgelege, Abweichungen nach oben und unten sind nicht selten
  • Die gelblichweißen Eier variieren beträchtlich in Größe und Masse entsprechend der Unterart-Zugehörigkeit
  • Geht das erste Gelege verloren, werden häufig, jedoch nicht immer, Nachgelege gezeitigt
  • Ausfallen nach 28 bis 30 Tagen
  • Es brütet allein die Gans; der Ganter hält sich in der Nähe des Nestes auf
  • Gans, Gelege und später die Gössel aggressiv verteidigt
  • Die Jungen verbleiben bis zum Beginn der nächsten Brutperiode bei den Eltern und werden von beiden Partnern gemeinsam betreut

Nahrung:

  • Im Sommer überwiegend Gräser, Sumpf- und Wasserpflanzen.
  • Im Winter äsen sie bevorzugt an Land Gräser und Kräuter

Besonderheiten:

  • Etwa 2 bis 3 Wochen nach dem Schlupf der Jungen setzt bei den Eltern die Großgefiedermauser ein, die mit einer 4- bis 5wöchigen Periode der Fluglosigkeit einhergeht. Die Eltern sind wieder flugfähig, wenn die Jungen im Alter von 7 bis 8 Wochen flügge sind