Kartoffel-Rose

Neophyten-Probleme und Bekämpfungsmaßnahmen

Kartoffel-Rose (Rosa rugosa)

 Von Ernst-Otto Pieper

 

Kartoffel-Rosen im Naturschutzgebiet Geltinger Birk; Foto: E.-O. Pieper

Die Kartoffel-Rose, auch als Apfel-Rose oder Japan-Rose bezeichnet, ist ein 0,5 bis 2 m hoher Strauch mit Ausläufern. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Ostasien und schließt Hokkaido, Sachalin, die Kurilen und die Küsten von Kamtschatka bis Nordostchina ein. Sie kommt hier vor allem in älteren Entwicklungsstadien von Dünen vor, die nur noch mäßig oder gar nicht mehr übersandet werden.

1756 wurde sie nach Europa eingeführt.

Beschreibung:

Rosa rugosa hat kurze, starke Stacheln und ein typisches, runzliges, kartoffelartiges Laub (rugosa = faltig, runzelig und bezieht sich auf das runzelige Aussehen der Blätter).

Die Pflanze ist winterhart, salzverträglich, sehr windverträglich und anspruchslos. Gegen Krankheiten, wie Rosen-Rost und Sternrußtau ist sie weitgehend unempfindlich.

Diese Eigenschaften wurden im Rahmen der Rosenzüchtung auf ihre Gartenformen, die Rosa-Rugosa-Hybriden, übertragen.

Häufig breitet sie sich über Wurzelschösslinge rasch weit aus.

Ihre Blätter sind 8 bis 15 cm lang und bestehen aus 5 bis 9 Fiederblättchen. Die Blüten haben einen Durchmesser von 6 bis 8 cm und sind weiß bis dunkelrosa.

Sie ist eine beliebte Zierpflanze und wird vielfach an Böschungen in Wohngebieten, aber auch außerhalb von Siedlungen an Straßen und Autobahnen gepflanzt. Im Küstenbereichwird sie zur Besucherlenkung in Feriengebieten sowie als Erosionsschutz zurFestlegung lockerer Sande gepflanzt. Daneben wird sie als Grundlage für die Veredelungbenutzt. Wegen ihrer großen schmackhaften Hagebutten wird sie in Osteuropa auch zurFruchtgewinnung kultiviert.

Vor dem 2. Weltkrieg wurde sie auch in großem Umfang auf den Ostfriesischen Inseln zur Tarnung der Bunker angepflanzt. Mittlerweile haben sich die Bestände stark ausgeweitet und die heimischen Rosenarten stark zurückgedrängt. Im Volksmund wird die Art dort auch Adolf-Hitler-Rose genannt.

Zum Erfolg der Kartoffel-Rose trägt ihre Ausbreitungsstrategie bei: Die Früchte werden von Vögeln gefressen, die die Samenunverdaut ausscheiden. Daneben werden die Samen auch mit Wasser entlang der Küstenverbreitet. Ihr Überleben in den bewegten Sanden junger Dünen wird durch ihre Toleranz gegen Übersandung gefördert, mit Ausläufern werden die Jungpflanzen zu größerenBeständen.         

Invasiver Neophyt:

In Deutschland, wie auch in anderen europäischen Nord- und Ostseestaaten, ist die Kartoffel-Rose als invasiver Neophyt, als ökologisch besonders problematische nicht heimische Pflanze eingestuft. Eine Genwanderung zur heimischen Bibernell-Rose kann nicht ausgeschlossen werden. Dominanzbestände der Kartoffelrose sind artenärmer als nicht von ihr besiedelte Bereiche. Problematisch sind die Dominanzbestände in den Küstendünen. Besonders die jüngeren Dünenentwicklungsstadien sind betroffen. Auch in küstennahen Krähenbeerheiden und Strandnelkenrasen gilt die Kartoffelrose als Gefahr für die Vegetation.

Ihre positiven Funktionen für Landschaftsbild, Besucherlenkung und Erosionsschutz sind jedoch bei der Planung von Maßnahmen zu berücksichtigen.

Vor einer Maßnahme sollten im Einzelfall verschiedene Fragen geklärt werden:

  1. Sind wertvolle Biotope oder Pflanzenarten direkt betroffen oder durch Ausbreitung von der Kartoffel-Rose erreichbar?        
  2. Wiegen die negativen Auswirkungen der Kartoffel-Rose am Ort stärker als ihre positiven Wirkungen?
  3. Sind bereits ausgedehnte Bestände vor­handen oder gibt es – bevorzugt zu behan­delnde – kleine Initialbestände?

Empfehlungen zur Bekämpfung

Die Fähigkeit der Kartoffel-Rose, aus Spross- und / oder Wurzelfragmenten auszutreiben, macht eine Bekämpfung nicht leicht.

Eine oberirdische Bekämpfung mit Freischneidern oder Mähgeräten kann die Pflanze schwächen, wenn sie zwei- bis dreimal im Jahr durchgeführt wird. Wird die Bekämpfung jedoch im nächsten Jahr wiederholt, führt dies nur zur Verjüngung der Bestände. Erst durch mehrjährige Nacharbeiten sind nachhaltige Erfolge zu erreichen.

Besserer Erfolg wurde in einem Beispiel mit Baggern erreicht: Die im Winter entnommenen Pflanzen wurden durch Sieben vom Substrat getrennt. Im nächsten Jahr trieben nur wenige Pflanzen aus Wurzelresten aus, die leicht auszugraben waren.

Eine Schafbeweidung ist zwar grundsätzlich möglich, kann aber wegen der Nährstoffanreicherung und der Trittschäden an den meisten Standorten nicht angewandt werden.