Kleiner Münsterländer

VON DR. MED. HEINZ FRIEDEL LENGELING

 

FCI-Gruppe 7 Vorstehhunde, Sektion 1.2 Kontinentale Vorstehhunde

Typ Langhaarig (Epagneul). Mit Arbeitsprüfung.

Verwendung: Vielseitig einsetzbarer Jagdgebrauchshund.

Vorstehhunde gehören zu den am häufigsten geführten Jagdhunden. Sie repräsentieren den sogenannten “Vollgebrauchshund”. Die Hunde sind für alle anfallenden Arbeiten (ausgenommen Bauarbeit) in Feld, Wald und Wasser brauchbar. Das besondere Verhalten, das diese Hunde auszeichnet, ist das sogenannte Vorstehen. Ein Vorstehhund, der bei der Suche Witterung des Wildes aufnimmt, unterbricht sein Suchen und bleibt ruckartig stehen. Am bekanntesten ist die Vorstehphase, in welcher der Hund einen Vorderlauf anhebt und mit dem Kopf in Richtung des Wildes zeigt. Die Anlage des Vorstehens (erstarren vor sich drückendem Wild) ist bei ihnen durch Auslese besonders genetisch gefestigt.

Sie werden vor dem Schuß eingesetzt zur angemessenen Suche in offenem Gelände mit Vorstehen gefundenen Wildes, zum Buschieren (kurze Suche vor dem Führer) in unübersichtlichem Gelände mit Vorstehen gefundenen Wildes, zum Stöbern (selbständiges weites Suchen) im dichten Wald und in Maisschlägen und zum Stöbern in deckungsreichen Gewässern. Sie werden nach dem Schuß eingesetzt zur Nachsuche von Schalenwild am langen Riemen, einschl. Hetze, Stellen und Niederziehen und zum Verlorenbringen von Niederwild in Feld, Wald und Wasser.

Vorstehhunde werden in der Systematik der FCI in zwei Sektionen eingeteilt. Zur ersten Sektion, den kontinentalen Vorstehhunden, gehört der Typ Braque. Braque bedeutet hier nicht Bracke, sondern kurzhaariger Vorstehhund (kurzhaarig, Sektion 1.1). Ebenso ist der Spaniel hier kein Stöberhund (Spaniel), sondern ein langhaariger Vorstehhund (langhaarig, Sektion 1.2).

Foto: Dr. med. Heinz Friedel Lengeling

 

Die Entwicklung des „Kleinen Münsterländer“ (KlM) Vorstehhundes ist im Bereich des 19. Jahrhunderts anzusiedeln. Berichtet wird, dass um das Jahr 1870 im Münsterland langhaarige Wachtelhunde bekannt waren, die fest vorstanden, enorme Spursicherheit zeigten und gut apportierten. 1906 veröffentlichte der bekannte Heidedichter Hermann Löns in der Zeitschrift „Unser Jagdhund“ einen Aufruf, ihm Reste der „Hannoverschen Bracke“ anzuzeigen. Seine Brüder Edmund und Rudolf Löns fanden auf den niedersächsischen Bauernhöfen jedoch einen vorstehenden Wachtelhund, den sie „Heidewachtel“ nannten. Unermüdlich suchten sie eine leidliche Zuchtbasis zusammen.

Bei der Frage, woher nun diese kleinen tüchtigen Jagdhunde kamen, schieden sich die Geister der Wiederentdecker erheblich. Alteingesessene Münsterländer nannten diese Hunde „Spione oder Spannjer“, gelegentlich auch „Magisterhündchen“, da insbesondere Pfarrer und Lehrer Liebhaber dieser Tiere waren. Eine Hypothese des „von Otto“ (1904) besagt, dass die „Kleinen Münsterländer“ nichts anderes als eine Weiterzüchtung der „Epagneul-Breton“ sind, eine Rasse, die von jagdlustigen Offizieren Napoleons I. nach Westfalen gebracht wurde.

Foto: Verband für Kleine Münsterländer e.V.

 

Am 17. März 1912 wurde unter starker Beteiligung der einheimischen Jäger der „Verein für Kleine Münsterländer Vorstehhunde (Heidewachtel)“ in Osnabrück gegründet. Beschlossen wurden von den 68 Mitgliedern die Satzung, das Zucht-Suchen-Reglement und die Einrichtung eines Zuchtbuches. Die „Kleinen Münsterländer“ wurden zwar wegen ihrer eindeutig geklärten Rassekennzeichen nicht von den Veranstaltungen der damaligen Jagdhundeorganisation (der Deutsche Jagdgebrauchshund-Verband wurde 1899 gegründet) ausgeschlossen – die Organisatoren waren damals sehr tolerant. Allerdings wirkte sich das Fehlen einer Rasse-Definition hemmend auf die Vereinstätigkeit aus. Also publizierte Dr. med. et phil. Friedrich Jungklaus im Jahre 1921 im Auftrag des Verbandes ein wissenschaftliches Werk über den „Kleinen Münsterländer“ und dessen Rassemerkmale. Diese Ausfertigungen haben auch heute noch in ihren Grundzügen Gültigkeit. Im Dritten Reich kam es dann wegen dieser unterschiedlichen Auffassungen in den Zuchtzielen zur Spaltung des Verbandes.

Neben dem „Münsterländer Verband“ gründete sich der „Deutsche Heidewachtel Club“. Beide Vereine konnten jedoch 1961 wieder zusammengeführt werden. Seitdem wird mit den jeweils zugeführten Linien beider Vereine nunmehr einheitlich gezüchtet. Die Rasse ist zurzeit vor allem in Frankreich, Schweden und Norwegen verbreitet, wo man sie überwiegend zur Jagd im Wald einsetzt.

Der KlM ist leichtführig (was aber nicht gleichbedeutend mit „leicht zu erziehen“ ist), in der Familie sehr anhänglich und kinderfreundlich. Er ist sehr intelligent, lernt sehr schnell und hat ein gutes Gedächtnis. Er ist kleiner und leichter als der Große Münsterländer“.

Foto: Dr. med. Heinz Friedel Lengeling; Arco vom Esinghook (2000-2012), Arco wurde in der Zuchtschau des Verbandes für kleine Münsterländer 2001 mit „V“ ausgezeichnet.

 

 

Standard

Der KlM ist ein mittelgroßer, kräftiger Vorstehhund mit harmonischem Körperbau, der bei viel Adel und Eleganz ausgeglichene Proportionen hat. Er zeigt bei aufrechter Haltung fließende Körperlinien mit flach getragener Rute. Den KlM gibt es in den Grundfarbschlägen braun-weiß und braun-schimmel. Selten gewordene Jungklaus´sche1 Abzeichen (lohfarbene Abzeichen an Fang, Auge und um das Waidloch) sind erlaubt.

Die Widerristhöhe der Rüden ist mit 54 cm, der Hündinnen mit 52 cm festgelegt, jeweils mit zulässiger Größenabweichung von plus/minus 2 cm. Sein Haarkleid sollte glatt bis leicht gewellt und vor allem dicht sein, damit es ihm im Wasser und in dornenreichen Gestrüppen einen guten Schutz bietet. Seine Vorderläufe sind gut befedert, die Hinterläufe behost und die Rute zeigt eine ausgeprägte Fahne.

Die Bewegungen des KlM sind sehr raumgreifend und harmonisch. Sein Lieblingstempo ist das lockere Traben, während er die Gegend nach Wild abcheckt. Der KlM ist intelligent und lernfähig, temperamentvoll und ausgeglichen, mit stabilem Wesen; mit aufmerksamer, freundlicher Grundhaltung gegenüber Menschen (familientauglich), guter sozialer Bindung und Orientierungsfähigkeit am Führer (teamfähig), mit passioniertem, ausdauerndem Beutetrieb, vielseitigen Jagdanlagen sowie guter Nervenstärke und Wildschärfe.

Die Körperlänge gemessen von der Brustbeinspitze bis zu den Sitzbeinhöckern soll die Widerristhöhe um höchstens 5cm übertreffen. Er hat dichtes, mittellanges, glattes bis leicht gewelltes, fest anliegendes Haar. Vorderläufe mit „Federn“ (längere Haare), obere Hälfte der Hinterläufe „behost“ (längere Haare), flach getragene Rute mit langer Fahne in braun-weiß und Braunschimmel. Sein Kopf ist ohne starken Stop. Der Nasenrücken ist gerade und leicht konkav, die Lefzen sind gut schließend und fest anliegend. Die Umrisse des Körpers dürfen durch zu langes Haarkleid nicht verdeckt werden. Es soll durch die Dichte möglichst guten Schutz gegen Witterungs- und Geländeeinflüsse und Verletzungen bieten. Kurzhaariger glatter Behang ist fehlerhaft. Die Haarfarbe ist braun-weiß und braun-schimmel mit braunen Platten, -Mantel, -Tupfen, Blesse und lohfarbene Abzeichen an Fang, Auge und um das Waidloch sind gestattet (Jungklaus´sche Abzeichen)1.

Foto: Verband für Kleine Münsterländer e.V.

 

Jagdlicher Einsatz

Der KlM kann in den unterschiedlichsten Geländeformen jagen, eignet sich als Vorstehhund ebenso wie zum Apportieren und für die Wasserjagd. Er kann auch in Meuten jagen und meldet häufig mit kräftigem Spurlaut. Der KlM sucht geschossenes und krankes Wild mit enormen Finderwillen auch in Dickungen oder über weite Distanz nach und bringt es zu seinem Führer zurück. Da auch der Spur- oder Sichtlaut in hohem Prozentsatz bei den KlM vorhanden ist, eignen sie sich auch zum Stöbern. Auch vor Dornen und dichtem Gestrüpp macht der passionierte KlM nicht halt. Bei der Wasserarbeit zeigt sich der ausdauernde Arbeitswille und auf der Rotfährte beweist sich die feine Nase und die hohe Konzentrationsfähigkeit des „Kleinen Münsterländers“.

 

Suchend streift er durch die Flur, nichts entgeht der feinen Nase,

selbst die allerkleinste Spur wittert er im hohen Grase.

Wie gewandt, wie klug und fein weiß er alles auszuspähen.

Seiner Arbeit zuzusehen, ist schon Götterlust allein.

(Phillip Ludwig Bunsen, 1798)

 

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Quellenangabe: Verband für kleine Münsterländer e.V., Wikipedia,

1Jungklaus´sche Abzeichen

Aus Deutsches Jagd Lexikon – Wissen über Jagd, Natur, Naturschutz, Hunde und Outdoor:

Als Jungklaus´sche Abzeichen bezeichnet Farbvarianten (dreifarbiges Haarkleid) beim Kleinen Münsterländer die vom Rassestandard gestattet sind. Den Kleinen Münsterländer gibt es in den zweifarbigen Grundfarbschlägen braun-weiß und braun-schimmel. Seltene lohfarbene Abzeichen an Fang, Auge und um das Waidloch werden nach Dr. Dr. Friedrich Jungklaus als Jungklaus´sche Abzeichen genannt.