Hecken und Remisen – Lebensadern im Revier

Hecken und Remisen – Lebensadern im Revier

Von Wildmeister Günter Claussen †

 

Hecken und Remisen schaffen in ausgeräumten Feldfluren ein Verbundsystem und bieten vielen Tierarten einen idealen Lebensraum. Wie legt man sie sinnvoll an, und wie pflegt man bereits bestehende?

Redder im Holsteinischen Hügelland Foto: E.-O. Pieper

Buschstreifen und Deckungsinseln erfüllen als Lebensadern eine wichtige Funktion innerhalb der Feldflur. Sie bieten mit ihren Pflanzengesellschaften aus Wildkräutern, Blumen und Sträuchern einer artenreichen Fauna ausgezeichnete Lebensmöglichkeiten. Neben pflanzlicher Nahrung in Form von Blättern, Knospen,
Rinde, Blütenstaub, Nektar und Früchten ist es die Deckung vor Feinden und der Schutz vor Witterungseinflüssen, die eine Hegeinsel auszeichnet. Schließlich brauchen Feldbewohner Rückzugsgebiete bei Störungen durch landwirtschaftliche Maschinen.

 

Ohne diese Hegebüsche wäre eine Erhaltung und Vermehrung vieler Vogel- und Säugetierarten kaum noch möglich. 1.500 Tierarten, vom Insekt bis zum Reh, wurden allein in einem Knick (Wallhecke) in Schleswig-Holstein nachgewiesen. Viele dieser einst für die Sicherheit der Böden vor Erosionsschäden angelegten Windschutzstreifen wurden im Rahmen der großflächigen Bewirtschaftung inzwischen gerodet. Darunter leiden nicht nur die vielzähligen Vertreter der frei lebenden Tierwelt, die in einigen Gebieten in Ermangelung von sicheren Brut- und Aufzuchtmöglichkeiten kaum noch Überlebenschancen haben, sondern auch die Feldfrüchte.

Hecken schützen Acker und Gärten vor der Gewalt des Windes. Unzählige, mit Getreide, Raps, Rüben und Grünfutter eingesäte Saatäcker wurden zum Beispiel im Frühjahr 1997 insbesondere in den neuen Bundesländern durch verheerende Sandstürme vernichtet. Solche Schäden könnten durch richtig angelegte Vegetationsgürtel weitestgehend vermieden werden. Allein schon durch eine gezielte Pflege der vorhandenen Windschutzstreifen ließe sich ökonomisch und für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten viel bewirken.

Eine hoch gewachsene Hecke, die im unteren Drittel keine Deckung aufweist, ist für das Wild völlig uninteressant, denn es gibt dort sommers und winters keinen Schutz, und dem Wind bieten solche Anlagen freien Lauf. Derartige Deckungsstreifen bewirken also oftmals das Gegenteil der ihnen ursprünglich zugedachten Funktion.

Die bewegte Luft wird ober- und unterhalb der Schutzhecke wie durch eine Düse zusammengepresst, und die Windgeschwindigkeit nimmt dadurch sogar noch zu.

Auf den Stock setzen

Wir sollten also in Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern, Gemeinden und Verbänden dafür Sorge tragen, dass die vorhandenen Hecken ihre Bedeutung erhalten und in Abständen von acht bis zwölf Jahren auf den Stock gesetzt werden. Diese Arbeiten der so genannten Knickbewirtschaftung werden am besten im Spätwinter bis Ende Februar erledigt. Das anfallende, nicht als Brennholz nutzbare Reisig lässt sich vorzüglich für das Aufschichten von Buschstreifen als so genannte Reisig- oder Benjeshecken nutzen.

Foto: E.-O. Pieper

 

Die Anlage neuer Windschutzstreifen sollte als wichtigster Beitrag der Biotopverbesserung in kahlen Feldrevieren durchgeführt werden. Auch wenn die Feldgemarkungen stark von den Landwirten beansprucht werden, gibt es dennoch in nahezu jedem Revier eine Vielzahl von Möglichkeiten, um den bescheidenen Ansprüchen des Niederwildes durch kleine Anpflanzungen zu genügen. Dafür bieten sich zum Beispiel breitere Wege- und Grabenränder, nicht genutzte Uferzonen, Raine, Böschungen, alte Bahndämme, trockene Gräben, Brachflächen und ähnliche Stellen im Feldrevier an.

Neuanpflanzungen

Bei der Neuanpflanzung aber sollte vor allem darauf geachtet werden, dass nur solche Sträucher eingebracht werden, die niedrig bleiben und sich, ohne Schäden zu erleiden, regelmäßig zurückschneiden lassen. Neben Feind abwehrenden Dornengewächsen kommen für die Windschutzstreifen und Remisen insbesondere solche Sträucher in Betracht, die als Samen- und Beerenspender bei Säugetieren und Vögeln beliebt sind. Schnell hoch wachsende Bäume, wie beispielsweise Pappeln, sind für Feldgehölze denkbar ungeeignet. Sie dienen ausschließlich den Raben- und Greifvögeln als Brut- und Ansitzplätze, werden letztendlich also dem Wildgeflügel und den Junghasen zum Verhängnis.

Gepflegte Strauchhecke Foto: E.-O. Pieper

Entscheidend ist die Gestaltung des äußeren Randes. Die Einfassung der Schutzstreifen oder Hegebüsche muss dicht und für Menschen undurchdringlich sein. Folgende Dornengewächse, die nicht besonders hoch wachsen, aber garantiert dicht bleiben und mit ihren Stacheln eine hohe Schutzfunktion erfüllen, haben sich für den Heckenrand bewährt:

Hundsrose (Rosa canina) für die äußere Reihe, Schwarzdorn (Prunus spinosa) für die zweite Reihe. Zur Mitte der Anlage hin werden die Sträucher wegen der besseren Pflegearbeiten zwar auch in Reihen gepflanzt, doch immer so, dass einzelne Arten Gruppen bilden — von sechs bis acht Stück der jeweiligen Art.

 

Zunächst werden Liguster (Ligustrum vulgare), Kornelkirsche (Cornus mas), Hartriegel (Cornus sanguinea) und Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) gepflanzt. In die Mitte des Streifens kommen Sanddorn (Hippophae rhamnoides), Weißdorn (Crataegus monogyna). Holunder (Sambucus nigra) und Fasanenspiräe (Physocarpus opolipholuim).

Mit dieser Anordnung ist die Gewähr dafür gegeben, dass sich die Anpflanzung pyramidenförmig aufbaut und somit nicht nur als Windschutz, sondern auch als Lebensraum allen Anforderungen entspricht. Die Pflanzung kann von Herbst bis Frühjahr vorgenommen werden. Das Pflanzenmaterial, am besten zwei- bis dreijährig verschulte Forstpflanzen, liefern die Baumschulen.