Maikäfer und seine Verwandten

Von Andrea Dahlhaus

„Was brummt denn da? – … Maikäfer, Junikäfer oder…

Feldmaikäfer; Foto: E.-O. Pieper

Maikäfer sind eine Gattung in der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae). Es existieren in Mitteleuropa drei Arten, die sich durch die Form und Beschaffenheit des hintersten Panzerabschnitts deutlich unterscheiden.

Melolontha melolontha         (Feldmaikäfer)
Melolontha hippocastani         (Waldmaikäfer)
Melolontha pectoralis              (dem Feldmaikäfer ähnlich; der nur noch ganz selten in Süddeutschland vorkommt)

Jeder kennt diesen 25 bis 30 mm langen, sechsbeinigen, braunen Käfer. Brust und Kopf sind meistens schwarz, der Hinterleib hat ein schwarz-weißes Muster. Er besitzt zwei Paar Flügel. Die braunen Deckflügel benutzt er als Tragfläche, die zarten durchsichtigen Unterflügel dienen als Propeller.

Wie alle Blatthornkäfer besitzt auch der Maikäfer die charakteristischen Fühler mit den fächerartigen Enden, die aus einzelnen Blättchen bestehen. Die Fühler der Männchen sind wesentlich größer als die der Weibchen. Sie sind mit deutlich mehr Geruchssensoren besetzt.

Der dämmerungs- und nachtaktive Käfer wird  vor allem durch seinen lauten, tiefen Brummton während des Fluges erkannt. Das liegt an der geringen  Frequenz der Flügelschläge, also Anzahl der Schläge in einem Zeitintervall. Bei anderen Insekten ist diese viel höher, bei Mücken oder Fliegen, deren Summton eher sirrend ist.

Vier bis sechs Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Larven (Engerlinge). Ihre Nahrung besteht in den ersten Tagen aus Mulm und feinen Pflanzenwurzeln. Mit zunehmendem Alter werden dann größere Wurzeln gefressen. Die Entwicklung bis zum fertigen Maikäfer dauert dann je nach Klima 3 bis 4 Jahre. Im 4. Fresssommer verpuppen sie sich dann in einer etwa einen Meter tiefliegenden Höhle. Nach vier bis sechs Wochen schlüpft dann der Käfer, der dann bis zum nächsten Frühjahr in der Höhle verbleibt. Sobald sich der Erdboden entsprechend erwärmt hat, zumeist in den Monaten April und Mai, arbeiten sich die Käfer an die Oberfläche. Sie ernähren sich dann während ihrer vier bis sieben wöchigen Lebenszeit von den Blättern von Laubbäumen (hauptsächlich Buchen und Eichen). Die Paarungszeit ist von April bis Juni. Die Männchen sterben nach der Begattung, das Weibchen kurz nach der Eiablage. Jedes Weibchen legt ca. 60 bis 80 Eier in die Erde.

Da die Entwicklung des Maikäfers in mehrjährigen Zyklen verläuft, sind in manchen Sommern nur wenige Exemplare anzutreffen, während es in anderen Saisonen zu regelrechten Epidemien kommt, etwa alle 30 bis 45 Jahre treten Massenvermehrungen auf.

Kaum ein anderer Käfer polarisiert uns Menschen so sehr. Denn wer sich hauptsächlich von Blättern und Wurzeln ernährt, ist in der Land- und Forstwirtschaft gefürchtet und unbeliebt. Der Schaden, den ein Massenbefall anrichtet, kann ganze Waldregionen aussterben lassen. Schlimmer als der Kahlfraß der ausgewachsenen Käfer an den Blättern von Laubbäumen, ist der Wurzelfraß der Engerlinge. Dieser führt zum Verlust junger oder schwacher Bäume. Aber auch auf Grünland sind die Engerlinge gefürchtet.

Früher versuchte man der Plage zu entgehen, indem man die Käfer einsammelte. Zum Teil endeten sie als Tierfutter, in Omas Maikäfersuppe oder wurden mit kochendem Wasser übergossen und vergraben. Im 18. und 19. Jahrhundert galten Maikäfer, roh gegessen, als Aphrodisiakum. Außerdem wurden sie in Honig eingemacht oder kandiert verspeist.

Kinder waren früher begeisterte Maikäfersammler, sie hielten die Tiere eine Weile als Spielzeug  in gelochten Kartons, fütterten sie mit Blättern und ließen sie danach wieder frei. Viele erinnern sich noch an das Lied „Maikäfer flieg“… Die Maikäfer waren für sie auch eine begehrte Tauschware! Man unterteilte sie nach ihrem Aussehen in mehrere Arten:

Kaiser:rötlicher Kopf und rötliches Brustschild

Müller:mehlig weißlich behaart

Schornsteinfeger: dunkel mit wenig Behaarung

Die „Kaiser“ kamen am seltensten vor und hatten dementsprechend einen hohen Sammel- und Tauschwert!

Durch die DDT-Euphorie in den 1950er und 1960er Jahren wurde der Maikäfer fast ausgerottet, hat sich aber regional wieder erholt. Leider war damals auch für viele ihrer natürlichen Feinde das Gift tödlich. Maikäfer und deren Larven dienen einer Vielzahl an Tieren als wichtige Nahrungsquellen. Sie werden sowohl von unterschiedlichen Vögeln, Maulwürfen, Igeln und Mäusen, als auch von Fledermäusen und Wildschweinen erbeutet. Z.B. benötigt der Wiedehopf, als Nahrungsspezialist, bevorzugt Engerlinge.

Entsprechend seinem Namen wird er besonders mit dem Monat Mai verbunden, er symbolisiert den Frühling und dient als Glücksbringer. Beliebt ist der Maikäfer auch z.B. als Schokoladenkäfer. Wilhelm Busch widmet ihm bei „Max und Moritz“ den 5. Streich: Maikäfer bei Onkel Fritz. In der Erzählung „Peterchens Mondfahrt“ besteht ein dicker Maikäfer mit zwei Kindern eine abenteuerliche Reise.

Häufig werden die Maikäfer aber mit Junikäfern (Rhizotrogus marginipes)und dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) verwechselt. Junikäfersind nur 14 -18 mm groß und deutlich heller gefärbt. Das weiße Zackenmuster an der Seite fehlt ihnen auch. Die männlichen Käfer fliegen an warmen Juniabenden in der Abenddämmerung für kurze Zeit um Sträucher, Bäumen oder Gartenmöbeln und andere Objekten und verstecken sich dann am Boden in der Vegetationsschicht. Die Käfer treten oft in großen Schwärmen auf und kündigen sich mit lautem Brummen an. Die Weibchen bleiben am Boden und legen nach der Paarung jeweils etwa 40 Eier in etwa zehn Zentimeter Tiefe ab. Die Entwicklung verläuft dann ähnlich wie beim Maikäfer.

Der Gartenlaubkäferist auch dunkelbraun wie der Maikäfer, aber nur 10 mm lang. Im Kopf und Brustbereich schimmert er metallisch blau-grün, auch ihm fehlt die Zackenlinie an den Seiten. Sein Körper ist mit abstehenden Härchen behaart. Er wird auch kleiner Rosenkäfer genannt. Die Weibchen graben sich zur Eiablage gern in Rasen ein und schädigen dort die Graswurzeln.

Leider lässt sich der Maikäfer  in NRW nur vereinzelt sehen, während man in südlicheren Regionen schon wieder Maßnahmen ergreift, die Käfer zu bekämpfen. Speziell die Engerlinge werden durch biologische Methoden vernichtet. Man infiziert Getreidekörner mit einem insektenpathogenen Pilz (Boveria brogniartii). Diese Pilzgerste infiziert im Boden bei Kontakt , Maikäfer oder Engerlinge und tötet diese ab.